Montag, 31. Mai 2010

Liebe Frau Bundeskanzlerin,

mit Bedauern habe ich soeben erfahren, dass unser Bundespräsident Köhler das Handtuch geworfen hat. Es hat mich tief berührt, da er doch so ein feiner Mensch in seinem Amt gewesen war. Aber ich will nicht weinen, das politische Leben muss weitergehen.

Ich gehöre einer netten Schriftstellergemeinschaft an, die mit dem Blog „Ein Buch lesen“ vertreten ist. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft sind einstimmig dafür, dass ich mich für das Amt einer Bundespräsidentin bewerbe. Sie halten mich für würdig, seriös und kultiviert in der Aussprache.

Ich würde mich freuen, wenn Sie, liebe Frau Bundeskanzlerin, mich in die engere Wahl einbeziehen würden.
So von Frau zu Frau, wenn ich mal so sagen darf.

Ich erwarte voller Ungeduld und Hoffnung Ihre Antwort!


Herzlichst
Ihre Rita Hajak


http://nachrichten.t-online.de/koehler-ruecktritt-kandidatensuche-im-eilverfahren-/id_41846108/index

Sonntag, 30. Mai 2010

20 »Vom Kandelaber zum Riesen der Atacamawüste«

Teil 20 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein

Der Kandelaber von Pisco ist am besten aus einer Distanz von etwa einem halben Kilometer vom Meer aus zu sehen. Vom Boot aus wirkt das Zeichen im Wüstenboden wie eine Fata Morgana... wie eine Botschaft aus grauer Vorzeit. Man staunt über die wuchtige Größe, die doch zugleich so seltsam filigran auf den Besucher wirkt. Vor vielen Jahrhunderten wurde dieses Kunstwerk geschaffen. Es hat die Zeiten überdauert.


Steht man aber direkt am Fuße der eigenartigen Geoglyphe, so erkennt man so gut wie nichts von dem Riesenbild. Man erahnt nur, was aus der Distanz als Gesamtbild gesehen wird. Man vermutet da und dort Linien, aber diese Linien scheinen kein sinnvolles Bild zu ergeben.

Die Mittelachse des Kandelabers besteht aus einer nur etwa fünfzig Zentimeter tiefen und bis zu fünf Meter breiten Furche. Diese Furche wird rechts und links von einem kleinen »Wall« umrandet.


Handelt es sich um eine steinerne Einfassung? Hart wie Stein ist sie jedenfalls... hart wie Stein ist auch der Boden der seichten Furche. Stein scheint es aber nicht zu sein, sondern eher von der Hitze festgebackener Sand. Wirklich geradlinig verläuft diese Umrandung weder bei der Mittelachse, noch bei den beiden schmaleren kleineren äußeren »Säulen«. Was aus der Distanz wie eine exakte Linie aussieht, sie aus der Nähe betrachtet wie der geschwungene Verlauf einer Wellenlinie am Strand.

Vom Fuß des Kandelabers aus blickt man auf Wellen: auf die Wellen des Meeres zu seinen »Füßen«... und auf die Wellen aus Sand, auf wogende, niedrige Sanddünen, in die das seltsame Riesenzeichen eingebettet ist. Das von unbekannten Künstlern vor vielen Jahrhunderten geschaffene Werk wirkt wie ein Fremdkörper: fast wie ein in den Staub des Mondes gegrabenes Bildnis. Es ist eindeutig künstlich.. und doch anmutig schön wie ein Werk der Natur.

Warum, so frage ich mich, wird der Dreizack nicht verweht? Warum deckt ihn der Wind nicht mit Sand zu? Mein Eindruck: Es ist der Wind, der dafür sorgt, dass der Kandelaber immer sichtbar bleibt. Offenbar liegen – zufällig oder bewusst gewählt – genau solche Bedingungen vor, die dafür sorgen, dass der Wind die Mulden (aus denen der Kandelaber besteht) immer wieder frei fegt. Ob das am Neigungswinkel des ansteigenden Bodens – ich schätze es sind zwischen 35 und 40 Grad – liegt?

Hinzu kommt die Sonne, die dafür sorgt, dass das Riesenbild nicht verschwindet. Sie erhitzt den sandig verkrusteten Boden, erzeugt so eine Art Luftkissen. Dieses Luftpolster verhindert, dass Staub- und Sandpartikel die erstaunliche Geoglyphe zudecken. Sie werden vom Wind darüber hinweggeblasen, setzen sich erst gar nicht auf dem Erdbild ab.

Diese Erklärung macht verständlich, warum auch die Pisten und figürlichen Darstellungen auf der Ebene von Nasca so viele Jahrhunderte überstanden haben. Das Wärme-Luftpolster direkt über dem Wüstenboden verhindert, dass Staub und Sandpartikel das Bilderbuch für die himmlischen Götter verschwinden lassen. Sie sinken erst gar nicht bis zum Boden, sondern sie werden über die Scharrzeichnungen hinweggeweht.

Vor menschlichem Vandalismus wird Nasca durch drakonische Strafen bewahrt. Wer die Ebene betritt, der muss mit Geldstrafen von bis zu einer Million Dollar oder fünf Jahren Knast rechnen. Diese Maßnahme zeigt zum Glück Wirkung! Noch vor wenigen Jahrzehnten nutzten Motorsportler die Ebene von Nasca um ihre PS-Monster tüchtig auszufahren, abrupt abzubremsen und so schnell wie möglich wieder zu beschleunigen. Erhebliche Schäden wurden so den Kunstwerken im Wüstensand zugefügt.

Die Bilder von Nasca wie der Kandelaber von Pisco entstanden vor vielen Jahrhunderten in einer unwirtlichen, unwirklich anmutenden Welt. Skurril sieht das seltsame Bild im Negativ aus... plastischer als das Foto im Positiv. Die rätselhaften Riesenbilder von Nasca sind im »raspaje«-Verfahren geschaffen worden: die dunklere oberste Schicht des Wüstenbodens wurde weggeschabt, so dass der hellere Untergrund zum Vorschein kam. So entstanden helle Linien, Pisten, geometrische Figuren sowie Darstellungen von Tieren und menschenähnlichen Wesen.

Zur Erinnerung: Am 22. Juni 1941 brach Dr. Paul Kosok, ein Historiker von der »Long Island University«, New York, zu einem Erkundungsflug auf. Von einem einmotorigen Sportflugzeug aus wollte er zwischen den Ortschaften Ica und Nazca alte Wasserkanäle ausfindig machen. Vergleichbare Geoglyphen – ebenso im »raspaje«-Verfahren kreiert... wurden auch in Chile aus der Luft entdeckt. Waren sie – wie die Bilder von Nasca – für himmlische Wesen gedacht?

Andere Kunstwerke der ungewöhnlich großen Art lassen sich am ehesten mit Mosaiken vergleichen. Bei dieser »Técnica de Adición« wurden möglichst dunkle Steine (meist Lava-Brocken) auf hellem Wüstenboden zu Mustern und Bildern angeordnet. Konnten die Menschen der Region die zahlreichen Bilder einst wie ein Buch lesen? Stammen sie von nomadisierenden Volksgruppen, die auf diese Weise Botschaften hinterließen?

Etwa 83 Kilometer nordöstliche von Iquique gibt es die wahrscheinlich größte Darstellung eines menschenähnlichen Wesens überhaupt. Man findet sie, wenn man von Huara nach Colchane fährt. Vierzehn Kilometer östlich von Huara folgt man einer Schotterpiste durch die Wüste – zum »Cerro Unitá«, einem Hügel mit teilweise steilen Hängen. Touristen verirren sich eher selten in diese abgelegene Region.

Fährt man über die allenfalls notdürftig befestigte »Straße« auf den Hügel zu, so erkennt man eigenartige »Pisten« oder »Streifen«, die am Fuß des kleinen Berges beginnend... gen Himmel streben.

Seltsame Formationen von sorgsam zusammengetragenen Steinen fallen auf. Sind es geometrische Muster ohne tiefere Bedeutung? Oder soll man sie als Schrift entziffern und lesen? Sollten sie so etwas wie ein Buch im Wüstensand darstellen? Dann gibt es heute niemanden mehr, der die Zeichen und Symbole wie ein Buch lesen kann!
Umrundet man den Hügel entdeckt man schließlich... den »Gigante de Atacama«. Oder besser gesagt: Man erahnt den riesenhaften Gesellen, den man in seiner Gesamtheit nur aus der Luft, aus der Vogelperspektive, sehen kann. Er schmiegt sich an einen Hang des Hügels. Sein Kopf liegt zum Teil oben auf der Kuppe, entzieht sich also dem Betrachter zu Füßen des Hügels.

86 Meter misst er von den Fußsohlen bis zu den Haarspitzen. Oder sind es »Strahlen«... oder »Federn«? In der wissenschaftlichen Literatur gibt es keine allgemein akzeptierte Antworten auf so manche Frage. Soll die größte Darstellung einer menschenähnlichen Gestalt eine Gottheit darstellen... oder einen irdischen Herrscher?

Auf mich wirkt das riesenhafte Wesen eigenartig eckig und roboterhaft. Seine rechte Hand erinnert mehr an eine mechanische Greifvorrichtung als an eine menschliche Hand. Mit der linken Hand hält es eine seltsame Stange. Das Ding könnte auch über der Schulter getragen werden. Ein kleines Wesen – vielleicht ein Äffchen? – klettert daran empor.

Eine Zeichnung soll die Details verdeutlichen, die man heute kaum noch zu erkennen vermag. Erhebliche Schäden (vom Zahn der Zeit zugefügt) lassen an manchen Stellen nur noch erahnen, was das große Kunstwerk einst gezeigt haben mag.

Der »Gigant« ist der »König« der Wüstenbilder. Die Atacamawüste hat offenbar über viele Jahrhunderte hinweg die Künstler verschiedener alter Kulturen geradezu magisch angezogen. Auf einer Fläche von 150 000 km² wurden in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 5 000 entdeckt. Sie wurden vor allem entlang uralter Karawanenwege durch die Wüste geschaffen: einzelne Darstellungen finden sich ebenso wie Gruppen mit Dutzenden von Bildern. Neben abstrakt geometrischen Formen wurden Menschen und Tiere dargestellt: teils durch das Wegkratzen der dunkleren oberen Schicht des Wüstenbodens, teils durch Anhäufen dunkler Steine.

Mir kommt es so vor, als hätten unzählige Künstler die weiten Flächen der Atacamawüste als riesige »Seiten« eines gewaltigen Buches verstanden. Aber werden wir jemals dazu in der Lage sein, die Wüste wie ein Buch zu lesen? Dabei können wir bequem in kleinen Flugzeugen die Werke unserer Vorfahren aus der Luft bestaunen... und sehr viel deutlicher und besser sehen als die damaligen Künstler!


Am besten man befährt mit dem Auto Nebenstraßen und sucht von Anhöhen aus die in der Distanz liegender Hänge ab. Ein Fernglas oder ein starkes Teleobjektiv sind dabei sehr hilfreich. Dann erkennt man immer wieder Erdbilder von faszinierender Schönheit. Entdeckungen sind vorprogrammiert. Leider fahren – anders als in der Nasca-Region – offenbar auch heute immer noch Vertreter unserer modernen Kultur mit Geländefahrzeugen in der Wüste herum.... und zerstören so uralte Riesenbilder. Es ist deprimierend: Kunstwerke, die viele Jahrhunderte, vielleicht zwei Jahrtausende und mehr überstanden haben, werden von heutigen Zeitgenossen zerstört. Vielleicht verschwinden so uralte Kunstwerke... bevor sie wirklich entdeckt und untersucht werden können.

Die Wüstenbodenbilder sind aber nur aus der Distanz in ihrer vollen Schönheit zu erkennen. Wurden sie gar nicht für menschliche Augen erschaffen? Das mutet seltsam an. Kreiert ein menschlicher Künstler doch in der Regel seine Werke in der Hoffnung, dass möglichst viele Menschen sie bewundern. Bilder, die niemand sehen kann, ergeben keinen Sinn. Und doch existieren sie: die Geoglyphen... Kunstwerke für die Götter?

Staunend stellte ich nach wiederholten Besuchen vor Ort, dass es heute noch sehr viele Kunstwerke dieser Art geben muss. Es dürften einst viel mehr, nämlich Tausende und Abertausende gewesen sein. Bei jedem meiner Besuche vor Ort habe ich immer wieder neue entdeckt. Und immer wieder wurde mir bei der Sichtung der Kunstwerke im Wüstenboden aus der Distanz klar, wie groß sie zum Teil sein müssen. Strommasten, inmitten von Geoglyphen errichtet, muten plötzlich geradezu winzig an.

Zu viele Jahrhunderte galt ein »wissenschaftliches Weltbild«, das keinen Platz bot für Unerklärliches. Es war ein Circulus vitiosus: Was mit herkömmlichen Theorien nicht vereinbar war, wurde von der Wissenschaft nicht behandelt. Und was von der Wissenschaft nicht bearbeitet wurde, wurde als »unwissenschaftlich« deklariert. So gab es ein riesiges Heer von verdammten Fakten, die nicht sein konnten, weil sie nicht sein durften. Sie konnten nicht sein, weil sie in den Gedankengebäuden der Wissenschaft keinen Platz fanden. Und weil sie in den schulwissenschaftlichen Lehrbüchern nicht vorkamen, konnte es sie nach wissenschaftsgläubiger Weltsicht nicht geben. So wie vor Jahrhunderten die Mainstrom-Theologie nicht passende religiöse Texte als apokryph diskreditiert und nicht in die Bibel aufgenommen wurden, so wurden störende Fakten in wissenschaftlichen Standardwerken nicht zugelassen.

Wir benötigend dringend einen Klimawechsel in der Weltsicht von Wissenschaftlern und Laien: Wir müssen endlich auch das scheinbar Unerklärliche berücksichtigen. Nur dann werden wir vielleicht eines Tages Antworten auch auf unbequeme Fragen finden. Wir brauchen einen Klimawechsel im Denken, der auch das scheinbar Unbegreifliche zur Kenntnis nimmt.

Wie kann so ein Klimawechsel in der wissenschaftlichen Denkweise erreicht werden? Wir »Laien« müssen ihn einfordern, so lautstark wie nur möglich!

Anmerkung des Verfassers: Dies ist Folge 20. meiner laufenden Serie. Ich danke meinen Leserinnen und Lesern für die positive Resonanz.

Von Herzen gratuliere ich Lena Meyer-Landrut zum wohlverdienten Sieg beim Grand Prix in Oslo! Herzlichen Glückwunsch!


»Das weiße Pferd von Uffington«,
Teil 21 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 6.6.2010

Samstag, 29. Mai 2010

Samstagsrezension Helga König: Hunger und Lust

Der Autor Uwe Knop  wurde für dieses bemerkenswerte Buch  mit dem BOD Autoren Award 2010 geehrt.  Wie man dem Buchdeckel entnehmen kann, ist dies das erste Buch zur   kulinarischen Körperintelligenz, die übrigens nicht mit der kulinarischen Intelligenz verwechselt werden sollte. Zur „Kulinarischen Intelligenz“, ein intelligentes Buch von Jürgen Dollase habe ich auch eine Rezension verfasst, die Sie meinem Rezensionsblog entnehmen können.

Worum nun geht es Uwe Knop? Lassen wir ihn zunächst selbst zu Wort kommen. Auf Seite 134 lässt er den Leser wissen:“ Hunger ist der elementarste Trieb zur Lebenserhaltung. Deshalb liegt die natürliche „Entscheidungshoheit“, wie und was wir essen, in den Genen und den entwicklungsgeschichtlich ältesten Regionen unserer Gehirne. Ausführende Kraft ist die "Kulinarische Körperintelligenz", die mit Lust und Belohnungsprinzip über unser Hungergefühl steuert, welche Nahrung zu welcher Zeit  in unserem Organismus benötigt wird. Denn unser Körper kennt unseren Versorgungsstatus. Mit diesem evolutionär hoch entwickelten Ernährungssystem und der dazugehörigen Nährstoffdatenbank katalogisiert im menschlichen Genussgedächtnis stellt unser Körper sicher, die Nährstoffe zu bekommen, die wir zum Überleben benötigen. Das ist richtiges Essen.“

Uwe Knop wirbt in diesem Buch dafür, der kulinarischen Intelligenz zu vertrauen und auf sie zu hören, denn nur dann  können wir uns einem gesunden und schlanken Körper erfreuen.

Das Kapitel 3 des Buches trägt die Überschrift „ ErnährungsWissen ist OhnMacht“. In diesem Kapitel weist der Autor auf die oft verwirrenden und widersprüchlichen Untersuchungsergebnisse  in Sachen Ernährung hin, sei es bei Obst und Fruchtsäften oder auch beim Wein, beim Kaffee, beim Süßstoff und anderem mehr. Im Fazit, das Knop zu Ende des Kapitels zieht, stellt er fest, dass  stark verarbeitete Lebensmittel mit der Bezeichnung „kalorienarm“ etc. die kulinarische Intelligenz des Körpers stören können, weil der Wert der Nahrungsmittel nicht mehr konkret eingeschätzt werden kann und dann das Gegenteil von dem geschieht, was angestrebt wird.

Der Autor verdeutlicht, dass Hunger und Lust  als unzertrennliches Paar begriffen werden sollten und man nur dann essen sollte, wenn man wirklich Hunger hat.  Man sollte nicht durch die Uhrzeit oder andere externe Faktoren bestimmen wollen, wann man sich Nahrung zuführt, sondern sich nur von dem Körpergefühl „Hunger“ leiten lassen.  Das entspricht auch meiner Erfahrung.

Nach Ansicht des Autors benötigen Kinder und Jugendliche keine Erziehungsmaßnahmen, die maßgeblich verstandesgesteuertes Essen zum Ziel haben. Wichtiger sei, dass Eltern  und Versorgungseinrichtungen Vielfalt und Abwechslung auf den Teller brächten, unterschiedliche Nahrungsmittel verfügbar seien und Eltern vielfältigen Genuss vorleben. Dies leuchtet soweit ein und kann von mir bestätigt werden. Ebenfalls einleuchtend ist, dass  jede Kalorie, die in unseren Körper „rein“- kommt, wieder „raus“ also verbraucht werden muss. Bewegung ist also angesagt, wenn man sich zu schwer fühlt ( nicht nur dann) und eine reduzierte Kalorienmenge von 1500 bis 1700 kcal.  Knop lässt nicht unerwähnt, dass  weniger als 1200 kcal kontraproduktiv sind, wenn man abspecken möchte und erklärt dies auch gut nachvollziehbar.

Knops Meinung im Hinblick  auf Vitaminpillen teile ich nicht und empfehle ihm die wissenschaftlichen Studien von Professor  Linus Pauling  als auch die bemerkenswerten Bücher von Dr. Strunz über Vitamine und Mineralien. In allen anderen Punkten bin ich seiner Meinung und empfehle das Buch gerne.






Freitag, 28. Mai 2010

Freitagskolumne - »Post an Wagner«: Sandkastenspiele

Eine Antwort auf Franz Josef Wagners Kolumne
»Lieber Michael Schumacher«, BILD, 24. 12. 2009

Lieber Franz Josef Wagner,

bei einem Streifzug durch Ihre früheren Briefe stieß ich heute auf ein echtes Juwel. Adressiert an Michael Schumacher, enthüllten Sie der mitlesenden Nation das wahre Wesen des Mannes.
Schade!, dachte ich mir, dass solche Blüten des deutschen Humanismus einfach so in der Versenkung verlorengehen sollten: Die Erkenntnisse des Franz Josef Wagner über das, was echte Männlichkeit ausmacht, sollten der Welt doch erhalten bleiben.

Die Welt eines Mannes sei eine simple Welt, merkten Sie an. Ein Mann wolle beim Skat gewinnen, oder beim Bowlen. Und: Ein Mann verliere im Schoß seiner Familie sein eigentliches Wesen: den Krieger.
Vielleicht ist das auch gar nicht so falsch, wenngleich in einem ganz anderen Sinne als dem von Ihnen gemeinten. Schon lange hege ich den Verdacht, dass die aus allen Zeiten überlieferte Begeisterung von in den Krieg ziehenden Männern weniger auf politischen Überlegungen resultiert, oder gar aus dem Bedürfnis, das Vaterland zu beschützen. Nein, die Kriegsbegeisterung hat eine viel profanere Ursache: Durch den Kriegseinsatz hatten Männer zu allen Zeiten die Möglichkeit, Kindergeschrei und dampfenden Windeln für eine längere Zeit zu entkommen. Ein wenig Kameradschaft, Heldentum, Kriegsbeute, sowie die Möglichkeit zur Vergewaltigung einer unbekannten Zahl von »Feindesbräuten«, das hat wirklich etwas von Sandkastenromantik aus längst vergangenen Kindertagen. Wenn die geschlagenen Helden dann mit blutigen Schrammen vom Feld getragen werden, können sie sich dennoch darauf verlassen, von Mama gehätschelt und aufgepäppelt zu werden. Dann plötzlich wird der so beengende Schoß der Familie überlebenswichtig
Wissen Sie, wofür ich die Behauptung halte, ein »Krieger« sei für das Windelwechseln nicht geeignet? Ich halte sie für eine reine Ausrede, ersonnen einzig zu dem Zweck, dem Erwachsenwerden zu entgehen und die Jahre des Sandkastens bis zum Heldentod (oder der Rente) ausdehnen zu können.

Wir Frauen, muss ich leider feststellen, haben das Spiel lange Zeit mitgespielt. Mutierten wunschgemäß zur Mama längst erwachsener Männer, oder aber, im Falle impertinenter, nicht zu unterdrückender Lebensimpulse, zur Hure.

Keine Ahnung, ob Frauen im Allgemeinen Spaß am Kämpfen und Siegen haben. Sie hatten alles in allem wenig Zeit, es auszuprobieren, denn Männes Suppe war irgendwie nie rechtzeitig vor dem Start des Rennens fertig. War sie es doch mal, musste noch dringend seine Kriegeruniform aus der Reinigung abgeholt werden, für die nächste Aufsichtsratssitzung. Zeit für Kampfspiele? - Fehlanzeige.

Doch was, wenn es mal nicht um Kampfspiele geht? Sondern eine Bedrohung zum blutigen Ernst wird? Wenn die eigenen Kinder angegriffen werden? - In diesem Falle, Herr Wagner, können die meisten Männer wohl von den meisten Frauen lernen, was das Wort Kampf in seinem archaischen Sinne bedeutet. Nicht umsonst heißt es schließlich »Löwenmutter«, und nicht »Löwenvater«.

Herzlichst,

Ursula Prem

Montag, 24. Mai 2010

Autoren und ihre Region bei »ein Buch lesen«

Liebe Leserinnen und Leser!


Für mich war die letzte Zeit sehr ereignisreich. Nicht nur deshalb, weil mich die Schriftstellergemeinschaft »ein Buch lesen« als Gastautorin aufgenommen hat. Täglich lerne ich dazu, das »wilde Web« erschließt sich mir mit vorher ungeahnten Möglichkeiten. Das ist für mich ein ganz neuer Erfahrungswert, ein durchweg positives Erlebnis. Meinen Dank an das wundervolle Team.

»Autoren und ihre Region bei ein Buch lesen« dieses Stichwort habe ich gerne aufgenommen.

Mit meinem Thriller »Der Tote am Zwillbrocker Venn« möchte ich zu diesem Projekt, das durch die Autorengemeinschaft initiiert, geplant und nun in die Tat umgesetzt werden soll, meinen bescheidenen Beitrag leisten. Fortlaufend werde ich über meine Fortschritte auf meinem Blog berichten und über besondere Ereignisse an dieser Stelle einen Beitrag setzen.
Aber ich möchte Sie jetzt nicht länger auf die Folter spannen.
Wie ich bereits angekündigt habe, freue ich mich, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, exclusiv bei »ein Buch lesen« eine kleine Leseprobe meines Thrillers vorstellen zu dürfen.

Freuen Sie sich mit mir auf einen kreativen Sommer!


Herzlichst Ihre

Tuna von Blumenstein

*

Sonntag, 23. Mai 2010

19 »Der Dreizack von Pisco«

Teil 19 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Von Pisco ging’s mit dem Minibus zum Hafen von Paracas. Von Paracas wurde die Reise im röhrenden Motorboot fortgesetzt. In rasanter Fahrt über schaumbekrönte Wellen passierten wir »Puerto San Martin«. Und plötzlich flimmerte so etwas wie ein riesiges Zeichen im staubigen Wüstensand. Hat da ein Gigant in spielerischer Laune mit einem spitzen Stock etwas in den Sand gekratzt?

Größe und Stil erinnerten sofort an die riesigen Erdzeichen (»geoglyphos«) von Nasca. Das geometrisch anmutende Bild ist »El Candelabro«, der Dreizack. 180 Meter misst seine Höhe, 70 Meter seine Breite. Bei Internetrecherchen fand ich eine Vielzahl von unsinnigen Größenangaben. Unterschiedlichste Behauptungen werden aufgestellt, von denen die meisten nicht stimmen. Der »Kandelaber« ist keineswegs nur 40 Meter hoch... und Angaben von 500 bis 800 m sind maßlos übertrieben!

Wissenschaftler streiten, was das Riesenbild darstellen soll. Ist es vielleicht ein »Dreizack«, ein dreiarmiger Leuchter... wie so manche Koryphäe vermutet? Oder zeigt das mysteriöse Bild einen Kandelaberkaktus? Der war einstens den Menschen der Wüstenregion heilig, galt als eine Art Schlüssel in andere Welten... enthielt er doch halluzinogene Stoffe, die von Eingeweihten bei religiösen Zeremonien eingenommen wurden. Diese Substanzen versetzen den Konsumenten in einen Rauschzustand. Glaubten die Priester jener längst vergangenen Epoche, mit Hilfe der Droge aus der Natur Zugang zu einer göttlichen Welt zu finden? Vermutungen werden geäußert... und leider gern als Tatsachen hingestellt.

Die meiner Meinung nach absurdeste »Erklärung«: Der »Dreizack« weise auf ein Piratenversteck, wo wertvolle Schätze vergraben wurden. Kein noch so dummer Pirat wird mit einem riesigen Erdzeichen auf seine verborgenen Goldvorräte hinweisen! Sinn eines Verstecks ist es ja, von Unwissenden NICHT gefunden zu werden! Ein riesiges Signalzeichen von fast 200 Meter Länge indes hat die Diskretion eines Marktschreiers!

Prof. Hans Schindler-Bellamy, ein Wiener Gelehrter, Archäologe und Südamerika-Experte, im Interview mit dem Verfasser: »Drogen wurden von Naturvölkern gezielt eingesetzt. Es galt nicht, aus egoistischen Gründen einen Drogenrausch zu erleben. Vielmehr galt bei verschiedenen Völkern dieser Weg als Möglichkeit für Schamanen, etwa mit dem Jenseits in Kontakt zu treten, oder ohne Zeitverzögerung in fernste Regionen des Globus zu gelangen. Die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Gegenwart und Zukunft verschwanden, hatten keine Bedeutung mehr. So konnte sich der Schamane nach Belieben in die Vergangenheit oder in die Zukunft versetzen.«

Am 15. August 2007 wurde Peru von einem starken Erdbeben heimgesucht. Das kleine, idyllische Hafenstädtchen Pisco wurde fast vollständig zerstört. Wie viele Menschen der Naturkatastrophe zum Opfer fielen, das konnte nicht geklärt werden. Etwa einhundert Tote waren allein beim Einsturz der Kirche »San Clemente« zu beklagen. Wohlhabende Bürger kamen in ihren ansehnlichen Häusern ums Leben, die Ärmsten der Armen in armseligen Behausungen. Gestorben wurde in Hütten wie in Palästen. Fast wäre Pisco vollständig ausgelöscht worden.

Pisco, im Departement Ica gelegen, hatte als Hauptstadt der Provinz Pisco eine gewisse lokale Bedeutung. Längst im staubigen Boden versunken sind die Spuren der einstigen Hochkultur von Paracas.

Die Paracas-Kultur dürfte vor rund 2500 Jahren – in etwa zu Zeiten des biblischen Propheten Hesekiel – ein erstaunlich hohes Niveau erreicht haben. An der Nordspitze von Cerro Colorado wurden Tote in einer Necropole bestattet. In Gruften mit massiven Mauern warteten die Verstorbenen auf ihre Auferstehung. Der Archäologe Julio C. Tello untersuchte über 400 Mumien von erwachsenen Männern, die im Leben offenbar als ranghohe Vertreter der alten Kultur hoch angesehen waren. Einige von ihnen trugen mehr als einhundert Kleidungsstücke aus farbenfroher Baumwolle.

Schriftliche Aufzeichnungen aus der Zeit der Paracas-Kultur liegen nicht vor. So sind wir, was die religiösen Überzeugungen jener Zeit anbelangt, auf Vermutungen angewiesen. Ob die Toten in Felsgräbern oder in unterirdischen Grabkammern beigesetzt wurden, so nahmen sie alle die gleiche Haltung ein: wie Embryos in Hockstellung. Wertvolle, unglaublich farbenprächtige Tücher, hielten die Verstorbenen in dieser Position. Offenbar glaubten die Menschen damals, das Stadium des Todes sei mit jenem des ungeborenen Kindes im Mutterleib zu vergleichen. So wie das Baby ins Leben eintritt, so sollten auch die Toten in eine jenseitige Welt geboren werden.

Prof. Hans Schindler-Bellamy (Wiener Archäologe und Südamerikaexperte) erklärte dem Verfasser im Interview: »Die Toten warteten nach dieser Vorstellung im Grab wie die Babys im Mutterleib auf die Geburt in eine neue Welt. Man kann davon ausgehen, dass die Erde mit der alles gebärenden großen Mutter gleichgesetzt wurde. Das deutet auf eine zumindest tendenzielle matriarchalische Prägung der Glaubenswelt hin!«

Die Kunst des Webens scheint von ganz besonderer Bedeutung gewesen zu sein. So fanden sich hölzerne Reste von Webstühlen – in der Stadt der Toten. Wollte man ihnen die Möglichkeit schaffen, sich im Jenseits kostbare Stoffe für die Bekleidung zu weben? In sorgsam geflochtenen Körben hatten pflanzliche Nahrungsmittel erstaunlich gut die zweieinhalb Jahrtausende im Wüstenboden überstanden... die Wegzehrung der vornehmen Toten. Pfeile gehörten auch zu den Grabbeigaben.

Bis heute rätselhaft: Vermutlich vom Babyalter an wurden Kinder hochrangiger Familien der Paracas-Kultur auf brutale Weise gepeinigt. Ihre Köpfe wurden mit mechanischen Pressen deformiert. Die armen Kleinen mussten wohl ständig so etwas wie Schraubzwingen am Kopf tragen, was zu einer Deformierung der Schädel führte. Sollten sich die Angehörigen der führenden Kaste durch seltsam in die Länge gezogene Schädel vom niederen Volk unterscheiden? Derartig massive Verformungen wurden – warum auch immer – bei Männern wie bei Frauen vorgenommen.

Aus heutiger Sicht unheimlich sind die sogenannten Schädel-Trepanationen. Warum wurden diese Schädeloperationen durchgeführt? Viereckige oder dreieckige Schädelstücke wurden lebenden Menschen entnommen. Es wurde gesägt und gebohrt... aber warum? Medizinische Eingriffe scheinen als Erklärung auszuscheiden. Wurden derartige Schädel-Löcher doch bei fast jedem zweiten Toten entdeckt. Verwachsungen an den Rändern belegen, dass die Menschen die Prozedur – warum auch immer sie vorgenommen wurde – überlebten.

Waren es die Menschen der Paracas-Kultur, die den Kandelaber von Pisco schufen? Hatte das Riesenbild religiöse Bedeutung? Weit verbreitet ist eine eher profane Interpretation: Der »Dreizack«, so hört und liest man immer wieder, war nichts anderes als ein Orientierungszeichen.... ein Wegweiser für Seefahrer und Fischer. Nach mehreren Besuchen in der Bucht von Pisco leuchtet mir diese bodenständige Erklärung nicht mehr ein.

Warum sollten Fischer oder Seefahrer ein riesengroßes Orientierungszeichen dort im knochentrockenen Wüstenboden verewigt haben, wo man es nur bedingt vom Meer aus sehen kann? Warum sollten sie es am Ufer einer Bucht angebracht haben, in die man erst einfahren muss, um es dann von bestimmten Positionen aus nur verzerrt sehen zu können? Vom Meer aus gesehen... verbirgt sich der Kandelaber hinter einem Inselchen. Er ist also als Markierungspunkt für die Seefahrt ebenso wenig geeignet wie ein Leuchtturm, der von einer vorgelagerten Insel verdeckt wird!

Warum wurde es an einem eher flachen Hang angebracht? Ein für die Seefahrt bestimmtes Signalzeichen müsste doch so weit wie möglich zu sehen sein.... also an einem möglichst steilen Hang? So ein Zeichen hätte man dann doch wohl auf einer der vorgelagerten Inselchen angebracht.... und nicht dahinter versteckt!

Die »Islas Ballestas« gehören zu den mysteriösesten Eilanden unseres Globus. Sie wirken geheimnisvoll und bizarr. Sie könnten problemlos als Kulisse für einen Science-Fiction Film dienen: als Inseln auf einem fernen skurrilen Planeten. Ungewöhnlich geformte Felsen regen die menschliche Fantasie an. In den Formationen meint man Gesichter oder Fratzen erkennen zu können. Zu den attraktiven Wundern in Stein gehörte ein lichtdurchfluteter Steinbogen. Die von der Natur geschaffene Felsbrücke, »La Catedral« genannt, wurde am 15. August 2007 von der Natur wieder zerstört. Sie stürzte beim Erdbeben an jenem Tag ein.

Besonders imposant sind die mächtigen Seelöwen, die oft viele Meter über dem Meeresspiegel auf Felsvorsprüngen lagern. In stoischer Ruhe ertragen sie die Neugier der zweibeinigen Fotografen. Wie mögen die massigen Tiere ihre Ruheplätze aufgesucht haben? Es ist unwahrscheinlich, dass sie die steilen Felsen emporgeklommen sind. Haben sie ihre wuchtigen Leiber von mächtigen Wellen emporheben lassen? Humboldt-Pinguine sieht man gelegentlich waghalsige Sprünge ins eiskalte Meer vorführen.. auf der Jagd nach Fischen. Seltener tauchen Delfine auf... Auch sie sind wegen der Fische hier.

Die Inselwelt – und das ist gut so – darf nicht betreten werden. Sie sind ein einzigartiges Naturreservat und bieten neben den majestätischen Seelöwen auch Pinguinen, Pelikanen, Guanay-Vögeln, Blaufußtölpeln, Kormoranen und anderen Vögeln Zuflucht. Der Kot der Guanays war einst weltweit als wertvoller Dünger beliebt. Reich an Calciumphosphat und Stickstoff war er einst ein Exportschlager und brachte Peru üppige Devisen. Zu Beginn des dritten Jahrtausends nach Christus hat er keine Bedeutung mehr. Längst wurde er von Chemiedüngern abgelöst.

Man kann den Kandelaber am besten in voller Pracht von der Luft aus sehen. Nimmt man das riesige Bild als Wegweiser... wohin führt er dann? Nun, den Seefahrer geleitet er – so er ihn überhaupt sieht – direkt in eine lebensfeindliche Wüste. Folgt ein Flugzeugpilot dem Kandelaber, dann erreicht er nach rund 160 Kilometern... die Ebene von Nasca mit ihren riesigen Scharrzeichnungen, die man am besten von der Luft aus sieht!



»Vom Kandelaber zum Riesen der Atacamawüste«,
Teil 20 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 30. Mai 2010


Samstag, 22. Mai 2010

Samstagrezension: Blühendes Münsterland- Dr. Susanne Paus, Ursel Borstell

Meine liebe Freundin Tuna von Blumenstein, die im Münsterland lebt, schwärmt mir regelmäßig am Telefon von den schönen Gärten in dieser Region vor. Mit viel Freude tauschen wir unsere Erfahrungen als Hobby-Gärtnerinnen aus und sprechen in diesem Zusammenhang auch stets von Gartenbüchern. Immer wieder erwähnt Tuna den Garten Picker in Borken-Weseke, wo sie sich oft aufhält, um bei einer Tasse Kaffee den Wechsel der Farben und Formen zu genießen und die Blütenpracht fotografisch abzulichten. Auf ihr Anraten habe ich mich mit vorliegendem Buch befasst, um neben den hübschen Bildern, die sie mir zuschickte, noch weitere Eindrücke von "Picker", aber auch vielen anderen pittoresken Gärten im Münsterland zu erhalten. Tuna und ich stimmen Christiane Widmayr- Falconi bei: „ Ein gelungener Garten, das ist ein „Hintertürchen“ zum Paradies.“

Die Diplombiologin Dr. Susanne Paus hat gemeinsam mit Diplomfotografin Ursel Borstell (sie studierte an der renommierten Essener Folkwangschule Fotografie und Grafik-Design) dieses sehr schöne Buch mit dem Titel „Blühendes Münsterland- Garten öffnen ihre Pforten" realisiert.



Der Prachtband enthält eine Fülle zauberhafter Fotos von 24 Gärten im Münsterland. Diese visuellen Impressionen werden von hochinformativen Texten begleitet. Zudem erhält man zu jedem fokussierten Garten die genaue Anschrift, die Öffnungszeiten, eine gute Beschreibung der Anfahrt und Tipps im Hinblick auf Sehenswertes in der Nähe. Auf den ersten beiden Seiten kann man sich auf einem Landkartenausschnitt einen Überblick verschaffen, wo die einzelnen Gärten zu finden sind.

Gefallen hat mir die Idee von Dr. Paus ihren Texten und Borstells Bildern Gedichte oder Zitate von Dichtern und Denkern hinzufügen.

William Shakespeares
“Schön ist die Rose/ schöner scheint sie noch/durch jenen süßen Duft, / der in ihr lebt.“( S. 88) macht es deutlich: dieses Buch ist eine Einladung in das Münsterland. Wenn man Glück hat, kann man dort mit Tuna von Blumenstein im Garten Picker in Borken-Weseke oder auch im Garten Rosenhaege in Kotten/Winterswijk über das ewige Werden und Vergehen philosophieren. In Kotten hat man  auch  noch Gelegenheit, sich in der hauseigenen Gärtnerei mit nostalgischen Rosen zu versorgen und auf diese Weise, sich von dem „süßen Duft“, den Shakespeare anspricht, jeden Sommer zu Hause aufs Neue betören zu lassen.

Folgende Gärten werden im Buch näher in Augenschein genommen:

Der Garten Grimm in Versmold- Der Garten Göwert in Ostbevern -Der Kaldenhof im Münster- Die Gärtnerei Dahlmann in Münster-Hiltrup-Haus und Garten Galerie Wähning in Emsdetten - Der Garten Kopel in Emsbüren-Der Garten Klesse in Neuenkirchen-Der Kreislehrgarten Steinfurt-Der Garten Reinermann in Schöppingen-Der Garten Schwieters in Rosendahl-Holtwick-Der Garten Ruch in Billerbeck-Das Brauhaus Klute in Havixbeck- Burg Hülshoff und Rüschhaus in Havixbeck-Der Garten Rombach in Nottuln-Der Garten Wehling in Raesfeld- Der Garten Picker in Borken-Weseke- Der Garten Rosenhaege in Kotten/Winterwijk- Der Garten Lechtenberg in Vreden-Das Kasteel Twickel- Die Gärtnerei De Border in Belder- Das Kasteel Warmelo in Diepenheim- Das Kasteel De Wiersse in Vorden- Der Garten Brethouwer in De Heurne- Der Garten Pastwa in Bocholt.

Da es unmöglich ist im Rahmen einer Rezension auf alle Gärten näher einzugehen, werde ich einige Gärten hervorheben, um eine Vorstellung davon zu vermitteln, was den Leser in diesem Buch erwartet. Dabei kann ich nicht umhin, sogleich die schönen fotografischen Eindrücke aus dem Garten Grimm zu erwähnen. Dort kann man sich derzeit des üppigen Blauregenflors erfreuen und  sollte allein deshalb dieses Refugium  jetzt aufzusuchen.


Besonders gut gefallen hat mir die Beschreibung von „Haus und Garten Galerie Wähning“. Die Eigentümer dieses 2700 Quadratmeter großen Villengartens in Emsdetten, ein Galeristenpaar, haben sich bei der Gestaltung in England inspirieren lassen. Viele wunderschöne Skulpturen, ein verspielter Kaskadenbrunnen und dezent in Form gebrachter Buchs verleihen der grünen Oase ein besonderes Flair, das sich sehr wohltuend auf die Seele - besonders von gestressten Zeitgenossen - auswirkt.

Der Garten Klesse in Neuenkirchen besticht durch seine kreative Gestaltung des Buchs, der dort der Hauptakteur ist. Die Autorin zählt auf : eine akkurate Hecke, Zipfelmütze, Kugel und Spirale. Vielleicht auch das:.bei den Fotos des Garten Schwieters fasziniert mich ein Arrangement aus rosafarbenen englischen Rosen. Dr. Paus kommentiert: “Glücklich, wer aus seinem Garten solch` zauberhafte Rosen schneiden kann. Und erst der Duft- er muss geradezu atmenberaubend sein.“ Wie Recht sie doch hat.

Die Dichterin Annette von Droste- Hülshoff lebte vor über 200 Jahren in der malerischen Burg  Hülshoff, deren Garten man im Buch kennen lernen kann. Beinahe prophetisch schrieb die Lyrikerin einst:“ Meine Lieder werden leben,/ wenn ich längst entschwand ./Mancher wird von ihnen beben,/ der gleich mir empfand.“ Droste- Hülshoff wurde nur 51 Jahre alt. Ihre Gesundheit soll labil gewesen sein, schwermütig und innerlich vereinsamt starb sie nicht zuletzt aus Kummer wegen einer enttäuschten Liebe, aber ihre empfindsame Seele lebt in dem Garten fort, der wie ein Gedicht der Natur anmutet.



Sehr lange verweilte mein Blick auf Tuna von Blumensteins Lieblingsort- dem Garten Picker in Borken- Weseke. Auf einer Fläche von 3000 Quadratmeter erstreckt sich das Staudenparadies mit Terrassen, Wegen und Sitzplätzen. In diesem Garten kann man weit mehr als 1000 Arten von Blumen aus Großmutters Zeiten bewundern, wie etwa rote Melde, Schmuckkörbchen, Schopfsalbei, Felberich, Montbretien, Phlox etc. und im „Pavillon d`Amour“ Kletterosen und eine Waldrebe. Im August endet bei Picker die jährliche Blühperiode mit einem großen Finale in Gelb.

Sollte ich dieses Jahr einige der schönen Gärten des Buches besuchen, dann wird neben "Picker" und anderen die Gartenanlage von Kasteel Warmelo“ sicher dazugehören. Das Spiel mit den Linien und Formen im dortigen Rokokogarten finde ich sehr schön . Die Baronin F.S.A. Creutz verhalf 1920 dem Garten zu neuem Glanz. Sie engagierte den Gartenarchitekten Hugo Poortmann, der die Garten- und Parkszenerie neu gestaltete und zwar zu einem Dornröschen-Reich. Auf Warmelo gibt es einen Fuchsiengarten mit rund mehr als 200 Varietäten, die im Spätherbst gemeinsam mit Zitronenbäumchen, Bougainvillen und anderen frostempfindlichen Exoten im Gewächshaus überwintern.
Ein schönes, inspirierendes Buch, in dem ich auch die nachstehende Sentenz gefunden habe, mit der ich meine Rezension beenden möchte: „ Wenn das Leben nur ein Durchgang ist, lasst uns mindestens während dieses Durchgangs Blumen säen.“( Michael de Montaigne)

Lesen Sie jetzt: "Blauregenmord", einen Krimi von Tuna von Blumenstein, der im Münsterländer Garten Picker spielt. 

Rezension Helga König





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