Freitag, 31. Januar 2014

Beklemmendes TV-Drama zum Fall des Harry Wörz

Freitagskolumne von Ursula Prem

Jetzt in der ARD-Mediathek:
»Unter Anklage
Der Fall Harry Wörz
«
Es ist einer der schlimmsten Albträume, die ein Mensch erleben kann: zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt zu werden. Genau das ist Harry Wörz passiert, der am 16. Januar 1998 vom Landgericht Karlsruhe wegen versuchten Totschlags zu elf Jahren Haft verurteilt worden war. Es hatte Wörz für schuldig befunden, seine Ehefrau mit einem Schal stranguliert zu haben. Gegen andere in Betracht kommende Täter war nie ermittelt worden: Die Spuren verwiesen in das berufliche Umfeld des Opfers, einer Polizistin. Ob das den investigativen Eifer der Ermittler gebremst haben mag? Erst am 15. Dezember 2010 wurde Harry Wörz endgültig durch eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs freigesprochen. 13 Jahre eines verzweifelten Kampfes um Gerechtigkeit, von denen er viereinhalb Jahre im Gefängnis verbracht hatte, lagen endlich hinter ihm.

Nun haben die ARD den bedrückenden Fall zu einem packenden TV-Drama verdichtet, der in dieser Woche gesendet wurde. Wer das Ereignis verpasst hat: »Unter Anklage – Der Fall Harry Wörz« ist auch in der ARD-Mediathek verfügbar. - Jetzt ansehen

Betrachtet man die Zeitleiste des gesamten Falls, ist man besonders über die Langsamkeit der justiziellen Mahlsteine erschüttert, zwischen denen die Lebenszeit eines von derartigem Unrecht Betroffenen gnadenlos zerrieben wird. Nach dem ursprünglichen Fehlurteil (1998) folgte ein Zivilprozess auf Schadenersatz, der von den Eltern des Opfers angestrengt worden war. Das Gericht kam zu dem Schluss, es bestünden Zweifel an der Täterschaft von Harry Wörz und wies die Klage ab (2001). Noch im selben Jahr beantragte Wörz die Wiederaufnahme seines Strafprozesses, die erst nach langem Tauziehen am 30. Mai 2005 endlich beginnen konnte und mit einem Freispruch endete. Doch noch immer hatte das Drama kein Ende: 2006 erfolgte die Aufhebung des Freispruchs durch den Bundesgerichtshof, am 22. April 2009 begann ein Wiederaufnahmeverfahren vor dem Landgericht Mannheim, das wiederum zu einem Freispruch führte. Eine Revision hiergegen wurde erst 2010 vom Bundesgerichtshof endgültig verworfen. Geht es noch nervenzermürbender? Ab wann erfüllen derartige justizielle Mätzchen eigentlich den Tatbestand der Psychofolter? Zeigt sich die sprichwörtliche Blindheit der Justitia nur noch in Form eines völligen Desinteresses am Schicksal des Einzelnen?

Dass Harry Wörz (im Film dargestellt von Rüdiger Klink) diese schlimmsten Jahre seines Lebens überstanden hat und heute ein freier Mann ist, verdankt er seiner einfachen Geradlinigkeit, die ihn trotz aller Widrigkeiten nie die Übersicht verlieren ließ. So wurde er zum Spezialisten in eigener Sache, der mit seinem engagierten Anwalt Hubert Gorka (im Film: Felix Klare) akribisch Hand in Hand arbeitete und sich auch durch Rückschläge nicht von seiner Linie abbringen ließ. »Ich will keine anderen Anwälte. Ich will Sie!«, dieses klare Statement von Harry Wörz gehört denn auch zu den berührendsten Momenten des Films: Eine Kampfgemeinschaft dieser Qualität, so viel wird klar, kann am Ende nur siegreich sein.


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Montag, 27. Januar 2014

Fido Buchwichtel mit Walter-Jörg Langbein bei Abu Simpel

Hallo liebe Leute!

Hinter mir liegt eine abenteuerliche Woche, von der ich Euch liebe Menschen heute berichten möchte. Mein Lieblingsmenschenautor Walter-Jörg Langbein (DER Walter-Jörg Langbein von »Ein Buch lesen!«) sprach mich unvermittelt an. »Fido«, sagte er zu mir, »Fido pack die Badehose ein, wir fliegen nach Ägypten!«

Da war ich ersteinmal begeistert, musste aber zu bedenken geben, dass Flamingoairlines im Moment Winterpause macht. Walter meinte aber, dass er schon für meinen Transport Sorge tragen würde. Stellt Euch vor, ganz unproblematisch reiste ich im Handgepäck in einem richtigen Menschenflieger. Das war aufregend, ich sag es Euch. In Ägypten lebt Abu Simpel, ein Schwippschwager von mir, den ich seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen habe. Aber bis ich dem ein Säckchen mit Bucheckern aus der Heimat überreichen konnte, dauerte es noch. Zuerst musste ich mit Walter ein Schiff besteigen und es ging den Nil aufwärts, dann mit einem Bus weiter, bis wir dann wieder mit einem Schiff weiterfuhren.

Am Westufer des Stausees befinden sich die Tempel von Abu Simbel. Diese Tempel sind tatsächlich von Euch Menschen im Jahre 1960 versetzt worden, um Platz für den Stausee zu schaffen. Dabei ist auch mein Schwippschwager Abu heimatlos geworden und hat sich mit seiner Sippe Nilabwärts abgesetzt. Walter meinte zu mir, dass es Sinn geben würde, wenn wir uns möglichst unauffällig bewegen sollten. Darum haben wir uns wie Touristen verkleidet, wie Ihr auf diesem Foto sehen könnt. Das habe ich mit Selbstauslöser aufgenommen, aber ich finde, dass ich mich gut getroffen habe.


Nachdem wir die Tempelanlagen ausgiebig erforscht hatten, ging es wieder auf dem Nil zurück, mit dem Bus beschwerlich weiter, bis wir endlich am Ziel unserer Reise waren: bei der großen Pyramide. An deren Fuß betreibt mein Schwippschwager, für menschliche Augen nicht sichtbar, einen Souvenirladen. Allerlei Tüntelkram bietet er dort reiselustigen Wichteln zum Kauf an. Natürlich gab es ein großes Hallo, als ich so unvermittelt vor ihm stand. Walter ging dann die Pyramide erkunden, ich verbrachte den Tag bei Abu, wir hatten uns viel zu erzählen. Am Abend habe ich dann dieses Foto von mir und der Pyramide gemacht. Wieder mit Selbstauslöser, weil Abu mit der Technik nicht klar kam. 


Das war eine bemerkenswerte Reise, die ich da unternommen habe. Walter fragte mich auf dem Rückweg, ob ich mir vorstellen könnte, dass diese Pyramide verschwunden sein könnte, wenn plötzlich die Naturgesetze keine Bedeutung mehr hätten. Das hat mich doch verwirrt und ich fragte ihn, wie er denn darauf käme. Stellt Euch vor, liebe Menschen, der Walter-Jörg Langbein hat nicht nur Sachbücher geschrieben, sondern auch spannende phantastische Romane! Einen habe ich während meines Rückfluges in Walters Handgepäck förmlich verschlungen: 

Den möchte ich Euch auch ans Herzchen legen. 

Mal schauen, wohin mich mein Fernweh in der kommenden Woche treibt. 

Winke winke Euer

Fido Buchwichtel



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Sonntag, 26. Januar 2014

210 »Die Monstermauer von Peru«

Teil 210 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Die Monstermauer ragt wie eine übertriebene Kulisse aus einem Indiana-Jones-Film in den Himmel. Schaut man man genauer hin, erkennt man klaffende Wunden im Mauerwerk. Wie imposant sie einst wirklich war, ist auf der Zeichnung nicht zu erkennen.

Die Monstermauer anno 1877

Wann mag das Bauwerk entstanden sein, an dessen kühne Konstruktion eine präzise Zeichnung nur vage erinnert? Wann mag die Zeichnung entstanden sein? Wer mag sie angefertigt haben? Und wo stand sie wohl einst, die Monstermauer von Peru?

Anfang der 1990-er Jahre steckte mir ein Tourist-Guide im »Royal Inka«, Cuzco, Peru, das zerknitterte, schmutzig-ramponierte Foto einer Zeichnung zu. Für 250 US-Dollar würde er mich zur Monstermauer führen. So verlockend das Angebot auch war, ich musste es ausschlagen. Die nächsten Wochen meiner Reise von Ecuador über Peru, Bolivien bis in den Süden Chiles waren schon präzise verplant. Flüge waren gebucht, Tickets für Bus und Bahn waren gekauft, wichtige Gesprächstermine mit Experten vor Ort waren vereinbart worden....

Zurück in Deutschland konnte ich eruieren, wer die Zeichnung der mysteriösen Mauer-Ruine angefertigt hatte. Sie stammte von Ephraim George Squier, 1821 in Bethlehem (New York, nicht Israel!) geboren, 1888 in New York City verstorben. Mr. Squier, als Sohn eines methodistischen Predigers geboren, startete eine wenig Erfolg versprechende »Karriere« als Herausgeber diverser Zeitungen, ging in die Politik, studierte Ingenieurwissenschaften und erkundete mit wissenschaftlicher Präzision die uralten indianischen Erdpyramiden in den Tälern des Ohio und des Mississippi. 1848 erregte er mit seinem Werk über »Ancient Monuments of the Mississippi Valley« Aufsehen.

George Ephraim Squier,
Foto gemeinfrei

Politik und Diplomatie führten Squier Mitte des 19. Jahrhunderts nach Zentral- und Südamerika. 1863 kam er  als »Kommissar der Unionsstaaten» nach Peru, wo er mit wachsender Begeisterung die ihn faszinierenden mysteriösen Monumente aus uralten Zeiten studierte. 1877 brachte er ein Werk über Peru heraus (1). Bei Squier entdeckte ich... das Original jener Zeichnung von der mysteriösen Monstermauer von Peru!

Die Mauer war einst Teil eines Tempelkomplexes, beim Dörfchen San Pedro de Cacha gelegen... knapp 120 Kilometer südöstlich von Cuzco. Wenige Jahre später war ich wieder in Peru. Von Cuzco aus fuhr ich in jenes fruchtbare Tal des Vilcanota. Nur wenige hundert Meter außerhalb des kolonialen Dörfchens San Pedro stand ich endlich vor der Monstermauer. Genauer gesagt... Ein rostiges Türchen in einem hinfälligen »Zaun« trennte mich vom archäologischen Areal. Das Türchen war verschlossen, doch vom Hüter des Türchens war nichts zu sehen. Wo sollte ich also das »Eintrittsgeld« von drei US-Dollar bezahlen? Ich wartete geduldig, wurde langsam ungeduldig. Als ich schließlich Anstalten machte, über den wackeligen Zaun zu klettern, da erschien der Zerberus von Raqchi.

Seinetwegen, so teilte er mir mit, könne man die Mauer ruhig einreißen. Dann hätte er seine Ruhe. Heute, so schleuderte er mir geradezu wütend entgegen, sei ich schon der dritte Tourist, für den er das Türchen aufschließen müsse. Zum Glück sei in der Woche zuvor »kein einziger Gringo« erschienen. Mein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen.

Tatsächlich interessierte sich Anfang der 1990er Jahre kaum jemand für die Anlage von Raqchi. 1996 gab es nach der amtlichen Statistik nur 452 Besucher, 2006 waren es immerhin schon 83.334!

Nähert man sich der Anlage von Raqchi, so fällt eine Monstermauer auf. Sie ist 92 Meter lang und knapp über 25 Meter hoch. Tritt man näher, so erkennt man zwei Baustile. Vier Meter hoch ist die »untere« Mauer, sorgsam aus millimetergenau passenden Andesit-Steinen zusammengefügt. Andesit, früher Porphyrit genannt, ist ein sehr feinkörniges Vulkangestein. Die Mauer über den so präzise verbauten Andesit-Steinen besteht aus ganz anderem Material, nämlich aus Lehmziegeln (Adobe), die an der Luft getrocknet worden sind.


Die Monstermauer heute.
Foto Walter-Jörg Langbein

So imposant die Mauer auch heute noch ist, so können wir kaum erahnen, wie sie aussah, als sie noch intakt war. Leider haben die spanischen Eroberer versucht, die riesige Wand zum Einsturz zu bringen, was ihnen aber nur teilweise gelang. So stehen heute nur noch große Teilstücke der Wand, in der unterschiedlich große und breite Lücken klaffen. Archäologen  haben oben auf der Mauer ein schmales Schutzdach angebracht, um das fantastische Denkmal vor dem Zahn der Zeit zu schützen. Was der mutwilligen Zerstörungswut der »zivilisierten« Spanier entgangen ist, soll Jahrhunderte später nicht dem Regen zum Opfer fallen. Die sonnengebrannten Lehmziegeln könnten bei massiven Regenschauern aufgeweicht werden und zerbröckeln.

Fragen über Fragen sind bis heute unbeantwortet. Wie sah die Monstermauer einst aus? Vermutlich war sie einst bemalt, worauf winzige Farbreste hinzuweisen scheinen. War sie die zentrale Stütze eines riesigen Daches? Wahrscheinlich war die gewaltige Mauer einst Teil eines riesigen Tempels. Das genügte den Spaniern als Grund, um zu versuchen, die Mauer zu zerstören. (2)


Zum Tempelkomplex gehörten einst 180 steinerne Rundbauten. Waren das einst Getreidespeicher? Für wen wurden große Mengen Getreide gelagert? Für die umfangreiche Priesterschaft des Tempels und deren Bedienstete? Oder für die »normale« Landbevölkerung? Wurde das Getreide den Göttern geopfert?

Eines der Fenster. Foto Walter-Jörg Langbein

»Türen« und »Fenster« durchbrechen den unteren Andesit-Teil der Mauer. Nischen im Andesitgestein mögen einst Statuetten oder anderen  sakralen Gegenständen Platz geboten haben. Die Durchbrüche beweisen auf eindrucksvolle Weise, wie präzise der feinkörnige Stein bearbeitet wurde.

Einst gab es hier Wohnquartiere, Lagerräume, einen Festplatz und Bäder. Gehörte ein Dorf zum Tempel? Oder war die gesamte Anlage sakraler Natur, für Priester und Pilger? Die Bäder können religiöser Reinigung gedient haben: Priestern wie Pilgern, bevor sie den eigentlichen Tempelbezirk betreten haben. Haben wir es mit einer Art »Vatikan« der Inkas zu tun?

Die steinernen Bauten wurden einst auf sehr fruchtbarem Boden errichtet. Es wurde Landwirtschaft in Perfektionismus betrieben. In Trocken- oder gar Dürrezeiten schaffte man lebensnotwendiges Wasser aus den Bergen heran – in einer unterirdischen Leitung, die offenbar auch heute noch funktioniert. Unklar ist nach wie vor, wann die Tempelanlage von Raqchi gebaut wurde. Die präzise Verarbeitung der Andesitsteine im unteren Teil der Mauer und der obere Teil aus Adobe-Backsteinen lassen auf zumindest zwei Bauphasen schließen. Fanden die Inkas das Fundament einer älteren Anlage vor? Bauten die Inkas »ihre« Lehmziegelmauer auf die ältere Andesitstruktur?


Unten Andesit, darüber Lehmziegeln.
Foto Walter-Jörg Langbein

Die Inkas haben hier, so heißt es Gott Viracocha verehrt und angebetet. (3) Viracocha war der »große Schöpfergott«. Gemeinsam mit seiner Frau Qucha, »Mutter Erde«, hatte er zwei Kinder, Sohn Inti (Sonne) und Tochter Mama Killa (Mond). Wie der biblische Schöpfergott des Alten Testaments  ließ Viracocha eine gewaltige Sintflut ausbrechen. Im Umfeld des Titicacasees wurde alles Leben ausgelöscht. Nach einer uralten Legende überlebten nur zwei Menschen, die aber schließlich alle Zivilisationen der Welt begründeten.

Fußnoten


Millimetergenaue Präzision...
Foto W-J.Langbein
1) Ephraim George Squier: »Peru - Incidents and Explorations in the Land of the Incas«, 1877. Mir liegt die Erstauflage der Übersetzung ins Deutsche vor: »Peru - Reise- und Forschungs-Erlebnisse in dem Lande der Incas«,  Leipzig 1883

2) Hemming, John: The Conquest of the Incas, London 1993
3) Krickeberg, Walter (Hrsg.): Märchen der Azteken und Inkaperuaner, Neuauflage, Düsseldorf 1972




Millimetergenaue Präzisionsarbeit in Stein.
Foto Walter-Jörg Langbein
Die Steine aus feinporigem Andesit wurden millimetergenau zusammengefügt. Im Vergleich dazu ist die Lehmziegelbauweise mehr als primitiv. Waren da zwei »Baumeister« tätig? Wurden die Lehmziegeln später auf die Andesit-Blöcke gesetzt, als die alte Steinmetzkunst in Vergessenheit geraten war? Die verwinkelten Andesitmauern überstanden so manches Erdbeben...





In einer Woche lesen Sie..
»Auf den Spuren eines Gottes...
Viracocha«,
Teil 211 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von
Walter-Jörg Langbein,                                                                                              
erscheint am 02.02.2014

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Samstag, 25. Januar 2014

Poesie am Samstag - Sylvia B.: »Höhenausflüge«

Illustration: Sylvia B.
ich habe ihnen
die steigbügel gehalten
und sie saßen
auf dem hohen roß

von dort 
blickten sie verächtlich
auf mich herab
und sie hielten ausschau
nach gleichwertigen

aber

wer so hoch sitzt
muss sich auch
oben halten

ich brachte ihre pferde
zum scheuen

sie fielen tief
und einer
brach sich sogar
das genick

es ist mir egal wer ihnen 
vielleicht und
sofern möglich
noch behilflich sein wird

ich werde es nicht sein

wer nicht reiten kann
sollte zu fuß gehen

und 

wer nicht alleine hochkommt
hat oben
nichts zu suchen

***
Lesen Sie auch:
Poetische Texte und erotische Bilder
von Sylvia B.
ISBN-13: 978-3842366121
Preis: 6,90€



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Freitag, 24. Januar 2014

Franz Schubert: »Erlkönig«

Eine musikalische Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Als der erst 18-jährige Franz Schubert im Jahre 1815 an nur einem einzigen Tag die Komposition »Erlkönig« erschuf, ahnte er wohl nicht, welch beispiellose Erfolgsgeschichte seine dramatische Ballade schreiben würde: Der »Erlkönig«, basierend auf dem gleichnamigen Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, gehört bis heute zu den beliebtesten Kunstliedern überhaupt, was an der Vielzahl seiner Interpretationsmöglichkeiten liegt: Klassische Sänger sämtlicher Stimmlagen haben sich den »Erlkönig« zu eigen gemacht, haben Höhepunkte in Liederabenden oder auf Schallplatten mit ihm gesetzt und das uralte Werk immer wieder neu erfunden.

In der neuen Blogserie »Klassik für Nerds« werde ich künftig in unregelmäßigen Abständen derartige Perlen vorstellen. Möglich macht es eine Seite, die ich im Internet entdeckt habe: Auf www.youraccompanist.com haben Musiker die Möglichkeit, die Klavierbegleitung zu vielen gängigen Stücken in hoher Qualität herunterzuladen und sie für eigene Aufnahmen des jeweiligen Werks zu verwenden. Und so ist die heutige Kolumne gleichzeitig der Startbeitrag von »Klassik für Nerds« - Hier kommt meine Interpretation von Schuberts »Erlkönig«:


Ein Tipp: Die nächste Folge von »Klassik für Nerds« gibt es voraussichtlich am letzten Montag des Monats Februar. Wer auch künftig keine Folge verpassen möchte, sollte auf den folgenden Button klicken, den sich öffnenden Link in seine Lesezeichen legen und immer mal wieder hereinschauen.


Das Team von »Ein Buch lesen!« wünscht viel Freude mit der neuen Serie!


Bildquelle Video: goethezeitportal.de

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Montag, 20. Januar 2014

Fido Buchwichtel macht Urlaub an der Nordsee

Hallo liebe Leute!

Heute melde ich mich von meinem Urlaub an der Nordseeküste. Jetzt staunt Ihr liebe Menschen und ich kann mir vorstellen, was Ihr Euch denkt: Diesen Wichtel scheint die Reiselust gepackt zu haben. So ganz unrecht habt Ihr damit nicht.

Was soll ich auch nur zuhause abhängen, die Welt steht uns Wichteln doch offen! Und überall habe ich Verwandtschaft wohnen, die sich über meinen Besuch freut. Wollt Ihr wissen, wie ich die Welt bereise? Dann schaut Euch das Bild genau an. Links von mir ist mein Jet zu sehen, wie er gerade im Begriff ist, Freundschaft mit einer Einheimischen zu schließen. Die seht Ihr rechts von mir.


Im Hintergrund könnt Ihr die bequemen Strandkörbe erkennen. Die sind leider für Menschen ausgelegt. Für mich kleinen Wichtel bedeutet es eine große Anstrengung, in diese geräumigen Sitzgelegenheiten zu klettern. Aber diese Mühe nehme ich gerne auf mich. Denn geschützt von Wind und Wetter lässt es sich darin gut aushalten.

Dort habe ich in dem Krimi gelesen, den ich mir mitgenommen habe. Die Handlung spielt im Hammrich. Das liegt nahe bei Emden. Eine schöne Stadt, die ich mir natürlich auch angesehen habe. Ja, ich war an den Stätten des Verbrechens, das so dramatisch in dem Krimi beschrieben ist. Meine Güte, habe ich mir gedacht, so ein malerisches Fleckchen Erde, kann es denn dort zu solchen Ereignissen kommen? Nun, es ist ja nur ein Krimi. Aber ich fürchte, solche Menschen und die Abgründe ihres Handelns, dürfte es überall geben. Die Probleme, die sich aus diesem unsäglichen Wirken ergeben, lassen sich auch nur in einem Krimi auf diese besondere Art und Weise lösen …
g.c.roth
ISBN-13: 978-3842381803
Preis: 9,80 €

Ein wenig lasse ich mir noch die frische Nordseeluft um mein Näschen wehen, bevor ich mich auf den Weg in die weite Welt mache. Davon berichte ich Euch dann nächste Woche.

Winke winke Euer

Fido Buchwichtel



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Sonntag, 19. Januar 2014

209 »Die Straße der Sphingen«


Teil 209 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         

von Walter-Jörg Langbein



Der Sphinx von Gizeh um 1900.
Foto: Archiv W-J.Langbein
Abu Ja´far al-Idrisi (1173-1251)  war einer der ersten Forscher, die die Geheimnisse der Pyramiden vom Gizeh-Plateau zu ergründen versuchten. Nach intensivem Quellenstudium kam er zum Ergebnis, dass die heute nach Cheops benannte Pyramide sehr viel älter als gemeinhin angenommen sei. Sie soll »vor der Sintflut« gebaut worden sein. Diese fantastisch anmutende Behauptung wird vom Historiker al Makrizi (1364-1442) bestätigt: Demnach baute König Saurid vor der großen Flut Pyramiden als Tresore für uraltes fantastisches Wissen.

Glaubt man al Makrizi, dann harren in den Pyramiden bis heute unentdeckte Räume voller kostbarer Schätze des Wissens auf mutige Forscher. Unter jeder Pyramide soll sich in einem unterirdischen Raum eine Art Roboter befinden, der die Kammern des Wissens bewacht. Altarabisches Märchen oder wahre Überlieferung?

Im Verlauf der letzten tausend Jahre lockten die Pyramiden des Gizeh-Plateaus immer wieder  Laien wie Wissenschaftler an. Ihre Erkenntnisse werden bis heute ignoriert. Abu Ja´far al-Idrisis Werk erschien erst 1989 unter dem Titel »Buch von den Lichtern der oberen Himmelskörper«. Fazits gibt eine schier unüberschaubare Flut uralten Wissens, das bis heute verborgen blieb. Warum wurden diese Schätze bis heute nicht entdeckt? Wurde nicht gesucht, weil die alten Überlieferungen als unglaubwürdige Fantastereien abgetan werden?

Ich habe vor Ort den Eindruck gewonnen, dass sehr wohl immer wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit zum Teil mit brachialer Gewalt versucht wird, in den Pyramiden Zugänge zu versteckten Kammern ausfindig zu machen.

Stolz überstand der Sphinx Jahrtausende...
Foto: Walter-Jörg Langbein
Thomas Shaw (1694-1751), Reisender, Naturforscher und Theologe, setzte sich auch mit der »Cheops-Pyramide« auseinander. Es gebe eine fantastische Unterwelt unter dem Plateau von Gizeh, geheime Kammern, aber auch Gänge, die die drei großen Pyramiden miteinander verbinden. Unterirdisch könne man von der »Cheops-Pyramide« zum Sphinx gelangen.
Denken wir an Ägypten, kommt uns die »Cheops-Pyramide« in den Sinn... und die Sphinx. Die – eigentlich der Sphinx – ist uns als eine Art Symbol für das Mysteriöse, für das Rätselhafte, bekannt. Wie kam das Fabeltier zu diesem Ruf? In der griechischen Mythologie begegnet uns eine weibliche Sphinx als Hüterin des Mysteriösen. Die Sphinx – Tochter des Typhon und der Echidna – ist ein Mischwesen. Auf dem Rumpf einer mächtigen Löwin sitzt ein  Mädchenkopf.

Die Sphinx überwacht von einem steilen Felsen bei Theben aus die Menschen. Wer in ihre Nähe kommt, muss ein Rätsel lösen. Gelingt ihm das, darf er weiterleben. Weiß er keine Antwort, wird er von der wütenden Sphinx (griechisch für »Würgerin«) umgebracht und verschlungen.

Das Rätsel der Sphinx: »Was geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien?« Der griechischen Mythologie zufolge wusste als erster Mensch Ödipus die Antwort: der Mensch. Als Baby krabbelt er auf allen Vieren, als Erwachsener geht er auf zwei Beinen und im Alter ist er auf einen Stock als drittes Bein angewiesen.

Sphingenallee vor dem Karnak-Tempel.
Foto wiki commons Rowan

Ist die Sphinx Hüterin uralten Wissens? Wo mag es versteckt worden sein? Bei Herder (1744-1803) lesen wir (1): »Das Schicksal selbst aber sandte … ein Symbol von der ältesten Art, den Sphynx, das Bild verborgner Weisheit.« Eine meiner Studienreisen führte mich in den Bundesstaat Tamil Nadu.  Dort, an der Südostküste Indiens gelegen, entstanden unzählige Tempel aus Stein und das größte Steinrelief der Welt. Es zeigt überirdische Gottheiten, die über den kosmischen Fluss zur Erde gelangen.  Ein Bettelmönch beobachtete mich beim Fotografieren des gewaltigen Steinreliefs von Mahabalipuram und erklärte mir lächelnd: »Sie fotografieren nur die äußere Form, nicht aber das innere Wahre!«

Der fromme Man, der seit Jahrzehnten die altindischen Texte studierte, verwies mich auf »verborgenes Wissen im Stein«. »Wissen«, so erklärte er mir auf meine Nachfrage, »lässt sich in Stein verewigen wie Informationen auf einer CD.« Ewige Schwingungen seien »im Stein« verborgen und könnten auch noch nach Jahrtausenden abgerufen werden, während CDs womöglich schon nach Jahrzehnten verstummen.

»Wissen ist im Stein der Sphinx verborgen?«, fragte ich nach. »Das Größte ist im Kleinen, im Elektron!«  Der Nuklearphysiker und  Philosoph Jean Émile  Charon (2) (1920 -1998)   hat bewiesen,
dass das Elektron – verkürzt ausgedrückt – Informationen in sich aufsaugt wie ein »Schwarzes Loch« Materie. Soll das heißen, dass die Sphinx uraltes Wissen in sich gespeichert hat und bereit hält? Werden wir je dazu in der Lage sein, das verborgene Wissen der Sphinx abzurufen, wie die auf einer CD gespeicherten Informationen? Was wird uns die Sphinx zu erzählen haben?

Sphinx unter Palmen.
Foto Walter-Jörg Langbein
Die Sphinx? Oder richtiger, eigentlich, der Sphinx? Ägypten ist das Land der Pyramiden und der Sphingen. Allerdings gab es einst im Land am Nil sehr viel mehr Sphingen als Pyramiden. Vor dreieinhalb Jahrtausenden verband eine Prachtstraße die Tempel von Karnak und Luxor miteinander. 2700 Meter war sie lang und 76 Meter breit. Pharao Amenhotep III., heißt es, hat sie bauen lassen. Was diese wahrlich breite Straße allerdings zur Prachtstraße machte, das sind unzählige Sphinx-Statuen, die die Verbindungsstraße zwischen den Tempeln säumten! Wie viele mögen es einst gewesen sein? Man vermutet: mehr als 1350. Intensive Ausgrabungen förderten immerhin 650 Sphingen – zumindest in kleinen Teilen – zutage. Von einem »Geheimprojekt« habe ich aus gewöhnlich gut informierter Quelle erhalten: Man wolle die Sphinxallee wieder in altem Glanz erstehen lassen. Der damalige Staatspräsident Ägyptens, Husni Mubarak, sollte bereits vor Jahren die uralte Straße der Sphingen neu eröffnen.

Was mag noch im Wüstensand verborgen sein? Weitere Ausgrabungen würden womöglich weitere Fragmente von Sphingen ans Tageslicht bringen. Man wolle so viele Sphinxfragmente finden we nur möglich und ergänzen.. und so Millionen von Touristen ins Land locken. Von diesem – in Archäologenkreisen mehr als umstrittenen – Projekt habe ich vor Jahren erfahren. Es wurde bis heute nicht in die Tat umgesetzt, allein schon wegen der fehlenden Millionen, die erforderlich wären.

Wer wurde da als Sphinx verewigt?
Foto: Walter-Jörg Langbein

Plausible Gründe sprechen gegen die »Wiederherstellung« der Straße der Sphingen: Horrende Kosten wären aufzubringen, wollte man weitere Ausgrabungen durchführen, »vollständige« Sphingen restaurieren und bruchstückhaft erhaltene Sphingen rekonstruieren. Die neu erstandene Straße der Sphingen müsste bewacht werden, vor Plünderern und religiösen Fanatikern. Religiöse Extremisten könnten sehr wohl figürliche Darstellungen wie die Sphingen sprengen wollen! Das Risiko ist unkalkulierbar. Die Situation in Ägypten ist alles andere als stabil!

Ich erinnere mich an die Tempelanlage von Karnak, die als die größte Ägyptens gilt. Massive Monstermauern haben einst die ineinander verschachtelten Bauten geschützt. Über viele Jahrhunderte wurde immer wieder altes Mauerwerk abgerissen und neues errichtet. Das alte Material wurde wieder verbaut.

Angebetet wurde in einem Teil des Komplexes die »Triade von Theben« (»Dreifaltigkeit von Theben«): Gott Amun, seine Gattin Mut und Sohn Chons. Vater Amun  war der mächtige Sonnengott, Mutter Mut war die imposante Himmelsgöttin und Sohn Chons ein Mondgott. Erinnert uns diese Triade nicht an die Dreifaltigkeit des Christentums? Im Katholizismus wird die Mutter des göttlichen Jesu immer mehr zur Himmelskönigin verklärt.

Jede(r) Sphinx trägt individuelle Züge. Foto W-J.Langbein

Die Riesenanlage von Karnak mutet bombastisch an... geheimnisvoll-mysteriös aber ist die Widder-Sphingen am Eingang zum Karnak-Tempel. Der Widder symbolisierte im Alten Ägypten die vier großen kosmischen Mächte. Ob sie bis heute nicht »lesbare« Informationen zu bieten haben, die weit über die in Lehrbüchern beschriebene Symbolik hinausgehen?

Führt die Straße der Sphingen zu den verborgenen Geheimnissen des Alten Ägypten?



Fußnoten


Griechische Sphinx, etwa 550 v. Chr.,
Kerameikos-Museum, Athen, wikicommons
Foto: Μαρσύας
1) Johann Gottfried Herder: »Der Sphinx/ Eine Erd- und Menschengeschichte«, keine weiteren Angaben

2) Siehe hierzu...

Capra, Fritjof: Das Tao der Physik/ Die Konvergenz von westlicher Wissenschaft und östlicher Philosophie, Neuausgabe, Bern, München, Wien,1984

Capra, Fritjof: Wendezeit/ Bausteine für ein neues Weltbild, Bern, München, Wien, 3. Auflage 1983

Charon, Jean E.: Der Geist der Materie, Wien und Hamburg 1979


»Die Monstermauer von Peru«,
Teil 210 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien« 
von WalterJörgLangbein,                                                                                               erscheint am 26.01.2014




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Freitag, 17. Januar 2014

Akzeptanz sexueller Vielfalt

Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Völlig klar, dass Eltern sich für eine möglichst gute Bildung ihrer Kinder einsetzen und sich, wo nötig, auch in die politische Diskussion einmischen, wenn es um Änderungen in den Bildungs- und Lehrplänen geht. Auch Online-Petitionen zum Thema zeichnen sich deshalb grundsätzlich durch eine hohe, mindestens sechsstellige Bürgerbeteiligung und rege Diskussionsbeiträge aus. Zumindest sollten sie das. In einer idealen Welt. Die Wirklichkeit jedoch sieht meistens anders aus.

Eine Recherche auf der Petitionsplattform openpetition.de unter dem Stichwort „Laufende Petitionen zum Thema Bildung“ ergibt leider ein anderes Bild: In der Regel bewegen sich derartige Anliegen dort im vierstelligen Bereich, was die Anzahl der Unterstützer angeht. Einzelne Ausbrecher schaffen es auch schon mal, zwischen 10.000 und 20.000 Mitzeichner zu aktivieren, was jedoch eher die Ausnahme darstellt. So brachte es die Petition »Bildung braucht Priorität« auf immerhin 13.668 Unterstützer, ehe die Zeichnungsfrist am 12. Dezember 2013 endete.


»Wirklich wichtige Themen«, oder: Was treibt den deutschen Spießbürger um?

Nun mag es so sein, dass nicht alle Petitionen sich mit Inhalten befassen, die von vielen Menschen als unterstützenswert empfunden werden. Wie sich aktuell erweist, sind wirklich »wichtige« Themen durchaus in der Lage, Unterstützer in nennenswerter Zahl zu aktivieren: Immerhin über 150.000 Menschen zeichneten bis heute die aktuell laufende Petition »Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens«, die sicherstellen soll, dass der schulische Aufklärungsunterricht in Baden-Württemberg auch weiterhin auf Zucht und Ordnung setzt. Die Akzeptanz sexueller Vielfalt, wie sie im neuen Bildungsplan vorgesehen ist, soll deshalb keinesfalls Bestandteil des verbindlichen Lehrplans werden, wenn es nach dem Beschwerdeführer und seinen Unterstützern geht: Erziehung zur Toleranz, so könnte man meinen, gilt immer nur für die anderen.

»In „Verankerung der Leitprinzipien“ fehlt komplett die ethische Reflexion der negativen Begleiterscheinungen eines LSBTTIQ-Lebensstils, wie die höhere Suizidgefährdung unter homosexuellen Jugendlichen, die erhöhte Anfälligkeit für Alkohol und Drogen, die auffällig hohe HIV-Infektionsrate bei homosexuellen Männern, wie sie jüngst das Robert-Koch-Institut (5) veröffentlichte, die deutlich geringere Lebenserwartung homo- und bisexueller Männer, das ausgeprägte Risiko psychischer Erkrankungen bei homosexuell lebenden Frauen und Männern.«,

heißt es im Text der Petition. In wieweit es zur Suizidprophylaxe beitragen soll, die Ausgrenzung Homosexueller oder Transsexueller auch weiterhin durch schlichte Ignoranz im Lehrplan verankert zu halten, darüber schweigt der Petent sich jedoch aus. Vogel-Strauß-Methode? Kann Gabriel Stängle, seines Zeichens selbst Pädagoge, tatsächlich dem Irrtum anhängen, dass es einfach nicht geben könne, was nicht im Lehrplan steht? Fürchtet er, zur Ausbreitung des in seinen Augen »Abnormen« beizutragen, wenn er im Unterricht das Wort »homosexuell« in den Mund nehmen und offen darüber sprechen würde? Oder ist ihm schlicht und einfach die Vorstellung ein Graus, vor einer Gruppe Pubertierender ganz selbstverständlich über »Derartiges« sprechen zu müssen? Dass er bei all seiner Sorge um die Gesundheit der Abweichler andere, ganz handfeste Gesundheitsgefahren unerwähnt lässt, die aus dem Aufklärungsunterricht resultieren, rundet das Bild ab: Dass heute schon 14-jährigen Mädchen in der Schule ganz offen die möglichst frühe Einnahme der Pille angedient wird, scheint weder den Petenten noch sonst jemanden wirklich zu bekümmern.


Bürgersinn gegen »Perverses«

Dass derart viele Menschen sich der Petition angeschlossen haben, ist in jedem Fall ein merkwürdiges Signal. Befürchten Eltern auch heute noch, derart »perverse« Unterrichtsinhalte würden ihren kleinen Super-Macho zu einer »Schwuchtel« umformen, die lieber im stillen Kämmerlein Gedichte schreibt, als mit Papa auf dem Fußballplatz zu stehen? Obwohl, auf dem Fußballplatz ist man seit dem Hitzelsperger-Outing ja auch nicht mehr vor »Umtrieben« sicher. Und so ist es sicher kein Zufall, dass mit dem nun offenen Hereinbrechen der Homosexualität in die Männerdomäne Fußball gleichzeitig die Anzahl der Mitzeichner in die Höhe schoss: Ist die Angst vor dem »Abartigen« tatsächlich noch immer so groß, dass viele Menschen sich instinktiv eine letzte sichere Bastion gegen den Gedanken der sexuellen Freiheit wünschen und sich dazu ausgerechnet die Schule ausgesucht haben?

Klar, dass solcher Druck, der wieder einmal mithilfe von Kirchenkreisen aufgebaut wird, beim aufgeklärten Teil der Bevölkerung auf Widerstand stößt: Die Gegenpetition läuft schon und kann sich bereits nach 11 Tagen über 77.850 Unterstützer freuen.



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Montag, 13. Januar 2014

Fido Buchwichtel und der Urlaub im Schnee

Hallo liebe Leute!

Na, habt Ihr mich vermisst?
Ich war im Urlaub, den habe ich mir verdient, denn im Dezember hatte ich eine anstrengende Zeit. 

So wollte ich mich bei einem lieben Wichtelfreund, der hoch im Gebirge wohnt, da wo auch ordentlich Schnee liegt, von den Strapazen der vergangenen Zeit erholen. Und was soll ich Euch sagen, liebe Menschen, selbst dort kam ich nicht zur Ruhe, denn ein Paparazzo hatte mir aufgelauert. Als bekannter Wichtel bin ich vor dieser Spezies nirgendwo so richtig sicher. Aber zumindest konnte ich ihm das Foto, das er von mir gemacht hat, abluchsen. Ich bin ja jetzt nicht eitel, finde aber, dass ich gut getroffen bin. Was meint Ihr?


Wenn ich nicht gerade auf der Flucht vor den Paparazzi war, konnte ich die Zeit aber genießen. Natürlich hatte ich mir einen Krimi mitgenommen, der zu meinem Urlaub passte. Denn die Handlung spielte im Winter. Wenn wir uns erinnern, lag ja in den letzten Jahren um diese Zeit ordentlich Schnee, auch im Münsterland. 

Beim Lesen hatte ich ab und zu das Gefühl, dass manche Menschen nicht alle Tassen im Schrank haben können. Meiner Meinung nach muss sich jedes Wichtelkind mindestens zweimal am Tag ordentlich austoben können, sonst wird es erst unruhig und dann krank. Kann es sein, dass es bei Menschenkindern nicht anders ist? Und doch verlangen viele Menscheneltern, dass ihre Kinder gefälligst still sitzen und den Mund halten sollen. Das muss Probleme geben, aber diese Eltern sind dann schlau, rennen zu Ärzten und lassen sich eine Auffälligkeit für ihr Kind bescheinigen. Und ein Rezept ausstellen. Achten darauf, dass diese Pillen auch pünktlich geschluckt werden und haben ein pflegeleichtes Kind.

So einfach machen es sich manche Menscheneltern. Und die betroffenen Kinder? Sie lernen, dass das Leben unkomplizierter wird, wenn sie sich mit passenden Pillen versorgen. Irgendwann werden diese Kinder zu jungen Erwachsenen aufgewachsen sein. Wie gut wird es sich dann anfühlen, die Probleme in Alkohol zu ertrinken oder mit verbotenen Substanzen der Realität zu entfliehen. Sorgen können schwimmen, lasst es Euch von einem Wichtel sagen! 

Das alles kann ein böses Ende nehmen, so, wie in dem Krimi beschrieben, den ich Euch Menschen heute ans Herzchen legen möchte. Nicht nur der Schnee machte es aus, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die beschriebene Geschichte einen realen Hintergrund hat …

Tuna von Blumenstein
ISBN-13: 978-3844800937
Preis: 7,90 €

Winke winke Euer
Fido Buchwichtel

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Sonntag, 12. Januar 2014

208 »Glas und Waffen«

208 Glas und Waffen,
Teil 208 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Cheopspyramide und Sphinx - Historische Aufnahme um 1910

»Ich kann dir zeigen, wo Cheops wirklich bestattet wurde. Ich habe sein Grab gefunden!«,  raunt mir mit Verschwörermiene der bärtige Guide zu. Zehn Dollar will er für die Sensation haben, die mir als allererstem Besucher überhaupt gezeigt werden soll. Die Idee finde ich amüsant. Sie ist mir zehn Dollar wert. Ich zahle und schon weist mir der Nachkomme Ali Babas den Weg.

Erst musste ich unter einem Stacheldrahtzaun kriechen, dann ging's an einem kniehohen steinernen Mäuerchen entlang bis zu einem unscheinbaren Loch in der Erde. Eine wenig vertrauenerweckende hölzerne Leiter soll mich dann in die wahre Grabkammer des Cheops bringen. Angesichts der zu erwartenden grandiosen Entdeckungen klettere ich in das düstere Loch. Es riecht muffig nach Urin. Ein paar Schritte weiter erkenne ich eine Tür. Ich gehe hindurch und stehe im Dunkeln. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Umgebung.

Ist quadratisch, misst etwa drei mal drei Meter. In einer Ecke liegen einige Stofffetzen. »Das sind Reste der Mumie von Cheops!«, raunt mir mein Guide zu. Ob ich den kostbaren Stoff erwerben wolle? Weil ich so sympathisch sei, würden mir die Kostbarkeiten für 1000 Dollar überlassen. Als ich zögere, sinkt der Preis rapide auf zehn, schließlich auf fünf Dollar. Als ich mich immer noch weigere, das kartoffelsackartige »Gewebe« zu erstehen, wird mein Guide plötzlich unfreundlich. Mir habe er vertraut. Mir habe er das Geheimnis des wahren Grabes von Cheops offenbart. Und nun diese Enttäuschung!

»Diese Kostbarkeiten müssen in einem Museum ausgestellt werden!«, erkläre ich meine Weigerung zu kaufen. »Wenden Sie sich an das Museum in Kairo, man wird Sie fürstlich entlohnen!« Bevor mein Guide etwas antworten kann, klettere ich über die wackelige Holzleiter flugs wieder in die geradezu höllische Sonne Ägyptens. So durchschaubar der Guide mit der falschen Sensation war, es mehren sich Zweifel an Cheops als dem Erbauer der »Großen Pyramide«.

Cheops, der
 angebliche Erbauer
der Cheopspyramide
Foto: Archiv
Walter-Jörg Langbein
Seit Jahrtausenden suchen Grabräuber in Ägypten nach verborgenen Schätzen. Schon vor drei Jahrtausenden wurde im Land am Nil ein reger Handel mit Kostbarkeiten getrieben, die aus Gräbern im Tal der Könige oder dem Tal der Königinnen stammten. Oftmals warteten Plünderer nur auf den Abschluss von Zeremonien. Kaum war der vornehme Verstorbene bestattet, waren sie auch schon zur Stelle, um so schnell wie möglich Grabbeigaben zu stehlen. Angeblich halfen ihnen auch Priester, die genau wussten, wo etwas zu holen war. Die Geistlichen vollzogen ja die letzten Todesriten in den Grabstätten. Sie kannten die geheimen Wege in unterirdische Grabkammern oder den Verlauf der Gänge in Pyramiden.

In Ägypten waren es alteingesessene Grabräuberfamilien, die das Wissen um noch „unentdeckte“ Gräber von Generation zu Generation weiterreichten. Sie wussten oft sehr viel mehr als ihre Konkurrenten von der archäologischen Zunft. Manche arbeiteten mit Archäologen zusammen.

Gräber waren für eingeweihte Wissende so etwas wie Bankdepots. Besonders reich gefüllte Schatzkammern wurden geheim gehalten, die Konkurrenz war groß. Man holte nach und nach Kostbarkeiten, um sie zu verkaufen. Das Mitglied einer »renommierten« Grabräuberfamilie zum Verfasser: »Wir müssen vorsichtig vorgehen. Auf keinen Fall dürfen zu viele kostbare Fundstücke gleichzeitig auf den Markt geworfen werden, das würde den Archäologen und den Behörden schnell bekannt werden. Sie würden mit Recht vermuten, dass da ein reich bestücktes Grab entdeckt worden sein musste. Das erhöht natürlich das Risiko, dass man uns auf die Schliche kommt und die Quelle wäre dann versiegt!«

Wenn im 20. Jahrhundert Archäologen noch unberührte Gräber fanden, galt das schon als Sensation. Archäologen empören sich gern über Grabräuber. Allerdings gibt es aus Sicht der Verstorbenen kaum einen Unterschied zwischen jenen, die Schätze aus den Totengrüften holen und in Museen zur Schau stellen... und jenen, die die Kostbarkeiten verkaufen. Und Pharaonen-Mumien in Vitrinen von Museen als Zuschauermagnet, vergleichbar mit Kuriositäten in Jahrmarkt-Ausstellungen, lassen jegliche Pietät vermissen.

Die Große Pyramide
Foto: Walter-Jörg Langbein
Bis heute, so scheint es, sind die wertvollsten Schätze Ägyptens unentdeckt geblieben. Welche Grabbeigaben mögen wohl dem König Harmais mit auf den letzten Weg mitgegeben worden sein? So lesen wir beim Historiker Cajus Plibnius Secundus im 17. Kapitel seines 36. Buches: »Vor diesen Pyramiden steht die Sphinx, eine Gottheit der dortigen Bewohner, welche noch weit mehr Bewunderung verdient, aber von den Schriftstellern fast mit Stillschweigen behandelt wird. In ihr soll der König Harmais begraben liegen, sie selbst aber anderswoher gebracht worden sein. Sie ist aus einem einzigen natürlichen Steine gearbeitet, und das rote Gesicht dieses Ungeheuers wird göttlich verehrt.«

Nun wird man allerdings einen »König Harmais« vergeblich in den Listen der Ägyptologie suchen. Herodot indes erwähnt einen „Amasis“. Der allerdings, so Herodot, habe zu einer Zeit regiert, als es nach herkömmlicher Ägyptologie im Land am Nil noch lange keine Könige gab.  Herodot aber beteuert: »Nach eigener Angabe der Ägypter waren nämlich bis zur Regierungszeit des Amasis siebzehntausend Jahre verflossen.«

Kühn mutet die Behauptung an, im Kopf der Sphinx befinde sich das Grab von Harmais/ Amasis. Indes, schon vor einem Jahrhundert machte der amerikanische Ägyptologe George Andrew Reisner weltweit Schlagzeilen mit der Behauptung, im Inneren der Sphinx befänden sich »zahlreiche Tunnel« und »Höhlen« und unter den Vorderpfoten des steinernen Riesentieres gebe es einen unterirdischen Raum. Leicht lassen sich derartige Behauptungen ins Reich der Fantasie verbannen, wenn da nicht konkrete Messergebnisse Geheimnisvolles andeuten würden! Wer auch immer das Umfeld der Sphinx durchleuchtete, stieß im Bereich der Vorderpfoten der Sphinx auf »Anomalien«. Mit anderen Worten: Es könnte sich dort sehr wohl ein unterirdischer Raum befinden.

Betrachtet man die Sphinx heute aus der Nähe, so stellt man zahlreiche Restaurierungsmaßnahmen fest, die man kritisch als Pfusch bezeichnen möchte. Da wurden Steine eingesetzt, dort wurden Mäuerchen errichtet. Hier erkennt man Risse, die womöglich ins Innere des Fabelwesens führen. Mehrfach versuchte ich mich dem unschönen neuzeitlichen Mauerwerk zu nähern. Ich wollte feststellen, ob es die verschiedentlich beschriebenen »Eingänge« in den Leib der Sphinx tatsächlich gibt. Ich wurde allerdings von grimmigen Wächtern daran gehindert. Fast habe ich den Eindruck, als ob das zugefügte Mauerwerk nicht nur Lücken füllen, sondern auch verbergen soll. Meiner Überzeugung nach wird intensiv an und in der Sphinx geforscht... wie auch im Inneren der Pyramide. Archäologen sind da nicht am Werk. Ich vermute, es sind Schatzsucher, die mit Duldung von höchster Stelle nach den mysteriösen Geheimnissen von Pyramide und Sphinx suchen!

Sphinx mit Pyramide im Hintergrund - Foto:Walter-Jörg Langbein

Ist es ein Zufall, dass das amerikanische Medium Edgar Cayce vor einem halben Jahrhundert behauptete, dass sich genau dort der Eingang zu den unterirdischen »Hallen der Aufzeichnungen« befindet? Diese mysteriösen Hallen sollen das gesamte Wissen der Menschheit bewahrt haben – aus der Zeit vor der Sintflut! »Spinnerei!«, ist der Leser zu sagen geneigt. Wirklich? Der arabische Historiker Al-Makrizi, auch Al-Maqeizi oder Muhammad al-Maqriz (1364-1442) hinterließ ein umfangreiches Werk, „Hitat“ genannt. Sprengstoff enthält Al-Makrizis »Pyramidenkapitel«. Erich Graefe übersetzte den Text und veröffentlichte ihn 1911 in Leipzig (1).

Stefan Eggers ist es zu verdanken, dass dieser lange Zeit nur Experten bekannte Text allgemein zugänglich wurde (2). So erfahren wir Rätselhaftes über die »Cheops-Pyramide«.  Im »Hitat« heißt es weitschweifig und trotzdem klar (3): »Der Lehrer Ibrahim b. Wasif Sah al Katib sagt, in den ›Nachrichten von Ägypten und seinen Wundern‹, da, wo er von Saurid erzählt, dem Sohne des Sahluk..., des Sohnes von Husal, einem der Könige Ägyptens vor der Sintflut...: Er (Saurid) war der Erbauer der beiden großen Pyramiden bei Misr (Kairo)...«

Nach Al-Makrizi wurde die sogenannte »Cheops-Pyramide« also nicht von Cheops, sondern von Saurid erbaut... und das schon viele Jahrtausende früher, nämlich vor der Sintflut. Warum? Wollte sich König Saurid ein Denkmal schaffen? Wollte er in einem massiven Grabmal bestattet werden, um ganz sicher allen Katastrophen zum Trotz dereinst wieder aufzuerstehen?

Die Sphinx. Foto links um 1910,
 Zeichnung rechts um 1760 - Archiv: W-J.Langbein

Saurid soll, so heißt es im »Hitat«, »300 Jahre vor der Sintflut« einen schrecklichen Albtraum gehabt haben. Er sah in einer apokalyptischen Vision die Erde in einer gewaltigen Katastrophe untergehen (4): »Die Erde kehrte sich mit ihren Bewohnern um, die Menschen flüchteten in blinder Hast, und die Sterne fielen herab, und einer (gemeint: ein Stern) stieß gegen den andern unter grauenhaftem Krachen.«

Die Katastrophe würde über Planet Erde hereinbrechen, darin waren sich alle von Saurid befragten Experten – 130 „oberste Wahrsager –  einig. Was war zu tun? Es wurde eine recht selbstlose Entscheidung getroffen. Nicht persönlicher Egoismus stand im Vordergrund. Es sollte vielmehr das gesamte damalige geheime Wissen in einer Art »Tresor« den Weltuntergang überdauern. In zwei Pyramiden wurden Kammern des Wissens eingebaut. Man verteilte die kostbaren Schätze auf zwei Pyramiden, wohl um auf »Nummer sicher« zu gehen. Selbst wenn eine der Pyramiden-Tesore zerstört werden würde, konnte in der anderen geheimes Wissen überdauern (5):

Welche Geheimnisse mag die/ der Sphinx hüten? Foto:
Archiv Walter-Jörg Langbein
 »Sie begannen den Bau der Pyramiden unter einem günstigen Gestirn... Darauf ließ er in der westlichen Pyramide 30 Schatzkammern aus farbigem Granit anlegen; die wurden angefüllt mit reichen Schätzen, mit Geräten und Bildsäulen aus kostbaren Edelsteinen, mit Geräten aus vortrefflichem Eisen, wie Waffen, die nicht rosten, mit Glas, das sich zusammenfalten lässt, ohne zu zerbrechen, mit seltsamen Talismanen, mit den verschiedenen Arten der einfachen oder der zusammengesetzten Heilmittel und mit tödlichen Giften.«

Sollte es tatsächlich in grauer Vorzeit in Ägypten eine Flutkatastrophe gegeben haben.... in der Wüste? Davon will die schulwissenschaftliche Ägyptologie nichts wissen. Indes, Prof. Robert M. Schoch von der Universität Boston hat nachgewiesen, dass die Sphinx erhebliche Wasserschäden aufweist. Vor Jahrtausenden müssen gewaltige Wassermassen auf die mysteriöse Riesenfigur eingewirkt haben. Sollte es wirklich so etwas wie eine Sintflut gegeben haben, der die Pyramiden von Kairo trotzen?

Drei Pyramiden und Kamele - Foto: W-J.Langbein

Die Sphinx müsste nach Prof. Schoch Jahrtausende älter sein als bislang angenommen. Gleiches gilt dann auch für die »Cheopspyramide« selbst, die ja in etwa gleichzeitig mit der Sphinx entstanden sein soll. Auch die Große Pyramide scheint, nach den äußeren Schäden zu urteilen, so etwas wie eine gewaltige Flut erlebt zu haben. Nach den Aussagen von Prof. Robert M. Schoch – und seine Angaben sind so klar, dass sie keine Zweifel aufkommen lassen – war  Chephren nicht der Erbauer der Sphinx. Demnach ließ der Herrscher das steinerne Fabeltier lediglich restaurieren. Sollte wirklich Saurid und nicht Cheops das Weltwunder in Auftrag gegeben haben, Jahrhunderte vor der Flut?

Gab es eine Katastrophe in Ägypten, die den Pyramiden von Kairo nichts anhaben konnte? Ruhen in den Pyramiden Schätze, die kostbarer als Gold und Edelsteine sind? Es gibt Hinweise, dass bislang unentdeckte Schätze in den Pyramiden ruhen.  Und es sieht ganz so aus, dass intensiv nach ihnen gesucht wird... unter Ausschluss der Öffentlichkeit!

Es wird ganz eindeutig gebohrt und gegraben, vermutlich gegen den Widerstand der Archäologie. Ohne Genehmigung von »ganz oben« ist das nicht möglich. Werden wir je ein Buch lesen könen, das die wahre Geschichte des Alten Ägypten erzählt?


Teilweise kolossale
Steinmonster wurden
zur Pyramide
aufgetürmt
Foto:
Walter-Jörg Langbein
Fußnoten
1 Graefe, Erich: Das Pyramidenkapitel in Al-Makrizis „Hitat“, Leipzig 1911
2 Eggers, Stefan (Hrsg.): Das Pyramidenkapitel in Al-Makrizi’s ›Hitat‹,
     Hamburg 2003 (sehr empfehlenswert!)
3 ebenda, S. 13 und 14
4 ebenda, S. 14
5 ebenda, S. 18

209  Die Straße der Sphingen
Teil 209 der Serie »Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein, erscheint am 19.01.2014                                                                                          



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Samstag, 11. Januar 2014

Immer wieder Thema: Der Forentroll ...

... dazu eine kleine Leseprobe aus
ForenTroll: Ein modernes Märchen für Erwachsene


... wie dem auch sei liebes lieschen
der »arme forenpoet« sollte betreut werden
spitzwegerich war auf großer fahrt
und ich wollte die mir anvertraute aufgabe
auch gewissenhaft erledigen

so loggte ich mich ein und machte
einen virtuellen rundgang
durch die einzelnen abteilungen

axelshirt hatte einen selbstgemachten text
in die ›poesieecke‹ eingestellt
den fred hat er ›gedicht eines kenners‹ benannt
lieschen manchmal tun sich uns abgründe auf
»frauen sind billig
und sind sie nicht willig 
so taugen sie nichts
und sind meiner nicht würdig«

richtig lieschen ein ›trollus prollordinaerus
oder auch ›gewöhnlicher prolltroll‹ genannt
der darf und kann in keinem forum fehlen
für diese spezies gilt absolutes fütterverbot
komplett ignorieren
und das lobe ich mir im »armen forenpoeten«
daran halten sich tatsächlich alle anderen user

und jetzt erkläre ich dir eine weitere vorgehensweise
des prolltrolls
wird ihm keine beachtung geschenkt
führt das zu einer kurzfristigen vermehrung

in diesem konkreten fall tauchte plötzlich
ein user mit namen ›vierzigzentimeter‹ auf
und es kam zu einem kurzen meinungsaustausch
zwischen den beiden
auf den ich aber hier
nicht näher eingehen möchte
ich glaube aber
Du kannst dir ungefähr vorstellen um was es da ging

der fred hat es innerhalb kürzester zeit geschafft
auf vierstellige aufrufklicks zu kommen

nachdem dann axelshirt nachfragte
ob es denn sonst niemanden gäbe
der zu seinem gedicht
etwas zu sagen habe
und tatsächlich nur
eisiges schweigen zu vernehmen war
postete er kurz »arrogantes schreiberlinggesindel«
und loggte sich doppelt aus

an dieser stelle will ich dich kurz aufklären
es gibt unter den prolltrollen zwei untergruppen
die ›harmlosordinaeren‹ und die ›extremvulgaeren
bei letzteren sollte schon eingegriffen
und beiträge müssen schnell gelöscht werden

da in der anfangsphase nicht klar erkennbar ist
welcher gattung der prolltroll angehört
ist ein trollminator einfach gezwungen
die weitere entwicklung abzuwarten

in diesem fall mit axelshirt
ist es noch einmal gut gegangen

spitzwegerich hatte mir die option zugewiesen
im zweifelsfall die funktion
unsichtbar machen‹ anzuwenden
sprich beiträge nicht sichtbar
erscheinen zu lassen

nach seiner rückkehr will er dann selbst entscheiden
wie im einzelnen fall zu verfahren sei
es kann ja nicht einfach fröhlich drauflos
gelöscht werden spitzwegerich ist schließlich
kein selbstherrlicher diktator

immer wieder muss ich mir auch
yoga bookwalkers weise worte
vor augen führen die da lauten
»hinter jedem troll steht 
ein verwirrtes menschenkind 
und hinter manch einer trollinvasion
verbirgt sich auch nur ein irres menschlein
dem manchmal nur 
ein schlag in den nacken fehlt
bildlich gesprochen« ...

Sylvia B. ForenTroll: Ein modernes Märchen für Erwachsene



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Freitag, 10. Januar 2014

Verschwörungstheorien und Mobbing auf Psiram

Freitagskolumne von Ursula Prem

Die Wissenschaft ist von jeher ein Quell der ewigen Heiterkeit. Der »Wissenschaftliche Witz« hat es gar zu einer eigenen Wikipedia-Seite gebracht, deren Verfasser sich in den letzten drei Monaten immerhin über mehr als 8.000 Besucher freuen durften. Verewigt sind dort so liebenswerte Forschungsergebnisse wie Loriots Erkenntnisse zur Steinlaus, legendäre Fantasiegestalten wie der Verfassungsrechtler Friedrich Gottlob Nagelmann oder scheinbar akribisch erforschte hochgefährliche Stoffe wie das Dihydrogenmonoxid. Dass es nichts anderes darstellt als eine verbale Verkomplizierung der Summenformel von reinem Wasser (H2O), ging im Rausche der Empörung derer, die umgehend das Verbot dieser Substanz forderten, nahezu unter.

Dass derlei niveauvolle Späßchen eine Kunst für sich darstellen, beweisen die virtuellen Bewohner des Internetforums »Psiram«, welches sich laut Wikipedia als »kritische Website zu Pseudowissenschaft, Esoterik und Verschwörungstheorien« versteht, ein Bollwerk gegen das Irrationale. Selbstverständlich sind die sich dort tummelnden Wissenschaftler allesamt immun gegen die Versuchung, unbelegte Thesen unüberlegt in die Welt zu posaunen, wären sie sonst doch nicht besser als das, was sie zu bekämpfen vorgeben. Und so ist es wohl eher in den Bereich »Wissenschaftlicher Witz« - Gruppe: »Misslungenes« - Untergruppe: »Wissenschaftsgestützte Verschwörungstheorien« zu verorten, was dort über den Umgang von Rechtsanwalt Gerhard Strate mit seinem Mandanten Gustl Mollath zu lesen ist. (Die direkte Verlinkung der einzelnen Beiträge ist leider nicht so einfach, da unsere »Wissenschaftler« es nicht gebacken kriegen, eine halbwegs funktionierende Foren-Software auf die Beine zu stellen, deshalb beschränke ich mich auf Zitate und Screenshots):

Ein User namens »homeboy« unterstellt in seiner Antwort #863 folgende gewagte These als zutreffend:

»Gleichwohl bin ich der festen Überzeugung, wenn RA Strate etwas richtig macht, dann, dass er G:M vom Internet fernhält - ich würde das zur Bedingung für das Mandat machen.«
Für größere Ansicht bitte auf das Bild klicken

»homeboy« leitet diese Unterstellung aus einer vorherigen Antwort des Users »sweeper« ab. Unter #858 hatte der geschrieben:

»Ist mir sowieso unverständlich, wie man Herrn Mollath derart in Unmündigkeit halten kann.Ein internetfähiger PC wird ja wohl noch aufzutreiben sein - irgendein abgeschriebenes Teil aus einer Anwaltskanzlei.Das kostet heutzutage alles nicht mehr die Welt.  
Dieser Zustand, dass Herr Mollath vom Informationsfluss und gleichberechtigten Austausch abgeschnitten ist, soll sich doch hoffentlich nicht 6 Monate lang bis zum Prozess hinziehen?  Ich hoffe, jemand schenkt Herrn Mollath einen Internetzugang und eine Flatrate zu Weihnachten - das wäre mal ein nobler Akt. Da gibt es dann auch keine Schwierigkeiten mit verschwindenden Spendengeldern.
Außerdem hat die Anteil nehmende Bevölkerung ein Anrecht darauf, ihre Fragen direkt an Herrn Mollath zu richten.Er ist ein freier Mann - wieso wird er von den heutzutage üblichen Kommunikationswegen abgeschnitten?In welcher Welt leben wir denn??«

Die scheinwissenschaftliche Vortäuschung exakten Arbeitens zwecks gelungener Verarschung der Umwelt verlangt immer nach Zitaten, das weiß »sweeper« natürlich genau. Und da sein aufklärerisches Engagement zu einer Bitte um Stellungnahme bei Gerhard Strate wahrscheinlich nicht ausreichte, behalf er sich mit dem Hinweis auf ein BGH-Urteil, wonach Internet ein Grundrecht sei. Das ist zwar immer noch kein Beweis dafür, dass ausgerechnet der eigene Rechtsanwalt Mollath aus dem Netz fernhält, doch der BGH ist immerhin eine Instanz, deren Nennung weitere Nachfragen erübrigt:  


»Der BGH hat doch gerade erklärt, dass freier Internetzugang ein Grundrecht ist:
Zitat
http://www.dw.de/bgh-internet-ist-ein-grundrecht/a-16549914  
BGH: Internet ist ein Grundrecht
Das Internet und der Zugriff auf seine vielfältigen Inhalte ist von zentraler Bedeutung für die Lebenshaltung, fand der Bundesgerichtshof
... In der Urteilsbegründung des BGHs heißt es unter anderem: "Der überwiegende Teil der Einwohner Deutschlands bedient sich täglich des Internets. Damit hat es sich zu einem die Lebensgestaltung eines Großteils der Bevölkerung entscheidend mitprägenden Medium entwickelt, dessen Ausfall sich signifikant im Alltag bemerkbar macht." ...
Was sagen die Piraten eigentlich dazu?- Ist denen wohl kein Anliegen mehr, seit der Wahlkampf vorbei ist. Typisch.«
Für größere Ansicht bitte auf das Bild klicken

Quelle der Zitate: http://forum.psiram.com/index.php?COLLCC=107046293&topic=11708.855


Die wissenschaftsgestützte Verschwörungstheorie, Gerhard Strate halte Gustl Mollath aus dem Netz fern und enthalte ihm einen Computer vor, ist somit in der Welt und nimmt nun ihren Weg, dank des antiverschwörungstheoretischen Bemühens von »Psiram«. Es wäre aber auch zu schön, wenn es stimmen würde, nicht wahr? Die aktive Einschränkung der freien Kommunikation eines anderen wäre als Verstoß gegen Art. 5 des Grundgesetzes, wonach jeder das Recht hat, »sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten«, schon ein dicker Hammer.

Online oder nicht online – das ist hier die Frage


Nun wäre diese Freitagskolumne nur die Hälfte wert, wenn sie nicht zur Aufklärung der tatsächlichen Verhältnisse beitragen könnte, denn schließlich sind wir hier nicht bei Psiram. Deshalb hier wenigstens die notwendigsten Fakten zu der Frage um den angeblich verbotenen Computer: Selbstverständlich verfügt Gustl Mollath längst über ein entsprechendes Gerät, bei dessen Beschaffung ich ihm selbst behilflich war, und zwar am 24. Oktober 2013. Von diesem Datum stammt auch eine Testmail, die der Techniker beim Einrichten an mich gesendet hatte, und die bis heute vorhanden ist. Um die Einrichtung des mobilen Internetzugangs wollte Gustl Mollath sich selbst kümmern, hierbei kam es jedoch zu technischen Problemen, die ihn etwas mutlos machten. Ich tätigte infolgedessen einen Anruf beim Kundenservice des Anbieters, wo eine extrem unfreundliche Dame mir signalisierte, dass ihr das Problem Jacke wie Hose sei. Mollath, der dieses unterirdische Gespräch über Lautsprecher mitgehört hatte, packte daraufhin den Computer wieder ein und erklärte, er verzichte auf das Internet. Mein Angebot, mich noch am selben Tag um eine Lösung zu kümmern oder ihm für den Anfang wenigstens die Einbuchung in offene WLAN-Netze (Hot Spots) zu zeigen, lehnte er ab. Von der Diskussion darüber, dass Gerhard Strate ihn angeblich aktiv vom Netz fernhalte, dürfte er deshalb wahrscheinlich gar nichts mitbekommen haben.


Natürlich werden unsere Psiramistas sich immer darauf herausreden, dass die Unterstellung eines Wissenschaftlers gar keine Unterstellung sei, sondern eine These genannt werden müsse, was die Sache im Ergebnis nicht besser macht: Auch eine als These bezeichnete Unterstellung ist nichts als üble Nachrede.

Psiram und die »Krimi-Gabi« 


Dass der eindeutige Verfolgungseifer mancher Psiram-Foristen längst jeden wissenschaftlichen Anspruch überwuchert, wenn es nur um das Thema Mollath geht, musste auch die »Krimi-Gabi« erfahren. So nämlich lautet der dortige Spitzname von Ex-Oberstaatsanwältin und Bloggerin Gabriele Wolff, die sich seit weit über einem Jahr durch die minutiöse Aufklärung des Mollath-Falls verdient gemacht hat. Ein insgesamt 55-seitiger Thread bei Psiram widmet sich der Herabwürdigung ihrer Person, im Wechsel mit nahezu argumentfreiem Dauermobbing gegen Mollath, wobei wiederum der absolut unerreichte User »sweeper« (Englisch für: Straßenkehrer) sich in Position bringt. Mit Einlassungen wie »die Krimi-Gabi geifert« demonstriert er das hohe Niveau seines wissenschaftlichen Vokabulars, um später das Fazit zu ziehen: »Krimi-Gabi gibt wieder mal die humanistisch rundumgebildete Universalgelehrte - köstlich dämlich«.


Wann genau sich Psiram von der »kritischen Website« zum pseudowissenschaftlichen Mobbingunternehmen gewandelt hat, ist schwer auszumachen. Die Moderatoren jedenfalls täten gut daran, endlich einen richtigen Straßenkehrer zu beauftragen und den Augiasstall mal gründlich auszumisten.



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