Freitag, 30. September 2016

Lamya und die Deutschomanen

Freitagskolumne von Ursula Prem

Buchtipp:
Der islamische
Faschismus
Wer sich in die Küche stellt, darf den heißen Dampf nicht scheuen!, denkt man unwillkürlich, wenn man den neuesten Artikel liest, den Religionslehrerin Lamya Kaddor für die ZEIT verfasst hat. Nachdem dieser Tage ihr Buch »Zerreißprobe« erschienen war, habe sie so viele Hasskommentare und sogar Drohungen erhalten, dass sie um Beurlaubung vom Schuldienst gebeten habe. Die Schuld dafür weist sie Henryk M. Broder und Roland Tichy zu, welche auf ihren Blogs »Achse des Guten« und »Tichys Einblicke« Kritisches über das Wirken von Frau Kaddor veröffentlicht hatten.

»Rassismus, Rechtsradikalismus, Deutschomanie – es wird Zeit, über Verantwortung von Intellektuellen in diesem Land zu reden, die sich seit Jahren hinter bürgerlichen Fassaden verstecken und auf Meinungsfreiheit verweisen«,

schreibt Frau Kaddor in der ZEIT. Öffentlich vorgetragene Meinung erziele auch konkrete Wirkung, auf Worte würden Taten folgen, führt sie weiter aus.

Steinigung light mit Wattebällchen?


Nun sind wir also so weit. Die öffentlich geäußerten Ansichten einer Publizistin dürfen nicht mehr kritisiert werden, wenn die Schreiberin einen islamischen Hintergrund mitbringt. 112 Jahre nach Immanuel Kant sollen wir mit devotem Nicken dabei zusehen, wie auch von einer Lamya Kaddor der Boden für die Durchsetzung einer Ideologie bereitet wird, welche in ihrer reinen Form der Naziideologie an viehischer Barbarei in nichts nachsteht.

Buchtipp:
Scharia
in Deutschland
Mit der Art ihres Wirkens tut Frau Kaddor etwas sehr Gefährliches: Sie versucht den Menschen einzureden, dass es eine zu Europa kompatible Light-Variante des Islams geben könnte. Vielleicht glaubt sie ja auch an die Steinigung light mit Wattebällchen. Wie schnell ein scheinbar gemäßigter Islam in seine schlimmste Form umschlagen kann, erfährt man, wenn man sich Bilder afghanischer Frauen aus demJahre 1967 ansieht und sie mit Bildern aus der Jetztzeit vergleicht. Wohl jede der flotten jungen Kabuler Studentinnen aus den 60er Jahren dürfte sich damals als liberal-islamisch bezeichnet haben, wie heute auch Frau Kaddor.



Die Lebenslügen der Frau Kaddor


Wer den Islam derart liberalisieren würde, dass er zu den unverhandelbaren Grundwerten Europas passt, müsste sämtliche politischen und juristischen Teile aus dem Koran streichen sowie nahezu alle Suren, die sich mit der Stellung der Frau beschäftigen. Übrig bliebe wohl nur noch ein dünnes Heftchen. Anhänger einer solchen Lightversion könnten sich schon deshalb nicht mehr als Muslime bezeichnen, weil damit das, was Muslime als das »Wort Gottes« betrachten, massiv verändert worden wäre. Ein solcher Islam wäre seines Wesenskerns beraubt, der darin besteht, dass nur Gott die oberste Autorität darstellt, menschliche Gesetze nur bei Kompatibilität mit der Scharia gültig sind sowie Frauen nichts als ein »Saatfeld« darstellen.

Wenn ein liberaler Islam nur noch folkloristischen Charakter besitzt, weil ihm nichts weiter geblieben ist als das Glaubensbekenntnis, ein paar Gebete, ein Monat besonders ungesunder Essgewohnheiten und die Hadsch: Warum sich dann überhaupt noch als Muslim bezeichnen? Warum auf Biegen und Brechen einer Lehre folgen, die man nur ertragen kann, wenn man sie zuvor massiv verändert hat? Warum für die Lebenslüge der Frau Kaddor die gesamte Gesellschaft der Gefahr aussetzen, dass all die Moderaten sich irgendwann plötzlich ihrer Wurzeln besinnen und lautstark auf der Urfassung des Korans bestehen? Genau das nämlich werden sie früher oder später tun. Gerichtet an Broder und Tichy schreibt Frau Kaddor in der ZEIT:

»Fünf Schüler hätten sich in meinem Unterricht radikalisiert und seien zur Terrororganisation IS gegangen, ich hätte daher als Lehrerin versagt, heißt es. Die Fünf waren zum Zeitpunkt ihrer Radikalisierung längst nicht mehr in meinem Unterricht. Ich hatte sie früher einmal pro Woche für eine Unterrichtseinheit unterrichtet.«

Junge Menschen suchen stets nach der Wurzel. Die durchschauen diese Mogelpackung sofort. Ahnten Frau Kaddors Schüler, dass sie belogen worden waren und hinter der von ihr gelehrten gemäßigten Variante die »wahre« Form des Islams darauf lauerte, von ihnen entdeckt zu werden?



Frau Kaddor sollte damit aufhören, junge Menschen mit kleinen, geschmackvollen Islamhäppchen anzufüttern und ihnen damit erst richtig Hunger auf dessen faschistische Variante zu machen. Sie sollte damit aufhören, sich und uns zu belügen, indem sie behauptet, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sei auch im Islam verankert: Das ist sie definitiv nicht, wie man schon alleine dem koranischen Scheidungs- oder Erbrecht mühelos entnehmen kann. Solches Geschwafel ist reine Taqīya, eine zweckmäßige Lüge, genau wie die angebliche »Bringschuld« der »Deutschomanen«, welche sich nach Frau Kaddors Vorstellungen endlich zu integrieren hätten: Der sprichwörtliche vorauseilende Gehorsam der Deutschen funktioniert nämlich im Gegenteil schon lange viel zu gut

Das 1001-Nacht-Märchen vom liberalen Islam


Buchtipp:
Mohamed -
Eine Abrechnung
Als Erklärbärin für islamische Angelegenheiten kann ich Frau Kaddor nicht ernst nehmen. Ihr Buch »Zerreißprobe« werde ich nicht kaufen. Ich kenne die Autorin und ihr persönliches 1001-Nacht-Märchen vom liberalen Islam und den ach so bösen Deutschen bereits aus genügend läppischen Talkshows und schalte inzwischen konsequent ab, wenn ich sie, Khola Maryam Hübsch oder Ayman Mazyek in der Runde sitzen sehe. Ärgerlich finde ich zudem Kaddors infame Form des Buchmarketings auf dem Rücken andersdenkender Publizisten wie Broder und Tichy. Unseren Lesern möchte ich deshalb lieber den grandiosen Hamed Abdel-Samad und die wunderbare Sabatina James ans Herz legen. Beide haben bis in die letzte Konsequenz verstanden, was es für intelligente Menschen bedeutet, wenn man den Islam gewähren lässt.



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Sonntag, 25. September 2016

349 »Kosmische Besucher und ihre irdischen Spuren (I)«,

Teil 349 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Foto 1: Rekonstruktion eines Himmelsschiffs

»Sie interessieren sich für die Spuren von kosmischen Besuchern, die vor Jahrtausenden auf der Erde waren?«, wollte ein junger Student von mir nach kurzem Gespräch am Strand von Mahabalipuram wissen. »Dann sind Sie in Indien richtig!« Er gehöre zur Forschungsgemeinschaft »Global Hinduism« und durchforste mit seinen Kollegen Jahrtausende alte Schriften auf Beschreibungen von Himmelsschiffen und sonstigen Flugvehikeln. Mein Gesprächspartner: »Wenn such Sanskrit-Experten in Indien über die uralten Texte unterhalten, die hier vor Jahrtausenden entstanden, reden sie ganz offen über UFOs in den heiligen Texten des Hinduismus. In Europa ist das anders. Da gelten solche Gedanken als ketzerisch und unwissenschaftlich.«

Fotos 2-4: Das »Feuerross«
Die Sachlage ist unklar, wirklich verlässliche Dokumente fehlen. Wir sind auf legendenhafte Überlieferungen angewiesen. Wir stellen Vermutungen an, wir wissen nichts wirklich genau. Man geht davon aus, dass König Narasimhavarman I. um das Jahr 630 nach Christus »seine« Hafenstadt gegründet hat. Weil der Regent – so heißt es –  ein kraftstrotzender Kämpfer war, erhielt er den Beinamen »großer Ringer«, in der Landessprache »Mamalla«.  Deshalb erhielt »seine« Metropole den Namen »Mamallapuram«, zu Deutsch »Stadt des Mamalla«, sagen die einen. Falsch, wenden andere ein. Wie soll denn aus Mamallapuram Mahabalipuram geworden sein? Die schöne Geschichte von der Namensgebung »Mamallapuram« sei frei erfunden. Die Stadt habe vielmehr von Anfang an »Mahabalipuram«, nämlich »Stadt des Mahabali«, geheißen. »Mahabali« oder auch nur »Bali« soll ein mächtiger Dämon gewesen sein, der einst alle drei Reiche – Unterwelt, Menschenwelt und Oberwelt – regierte. Erst Gott Vishnu (1) konnte ihn besiegen. Reicht also die Geschichte der Stadt am Meer viel weiter zurück in die Vergangenheit Indiens?

Ich habe mit strenggläubigen Juden diskutiert, für die war Vishnu ein fremder Gott, dem auf keinen Fall Verehrung zuteilwerden darf. Ich habe mit strenggläubigen Moslems diskutiert, die verachteten Vishnu als Götzen. Derlei Statuen und Statuetten müssten unbedingt zerschlagen werden. Und ich habe mit strenggläubigen Christen diskutiert, die wiederum jeglichen Glauben an Vishnu als »teuflischen Aberglauben« verdammten. Wie würden diese drei großen Religionsgemeinschaften darauf reagieren, wenn Vishnu sich als außerirdischer Besucher aus einem fernen Sonnensystem »outen« würde? Gibt es Hinweise in den alten Überlieferungen auf Besucher aus dem All, die als Götter in den Rig Veda eingegangen sind?

Foto 5: Tempel von Mahabalipuram
Wie es zu verstehen, wenn der Rig Veda über Vishnu aussagt, er habe (2) »die Erde ausgeschritten, um Wohnräume zu schaffen«? Der Rig Veda preist Vishnu als (3) »mächtigen Behüter, der … die irdischen Räume … weit abgeschritten hat zu weiterer Bewegung, zum Leben.«

Vishnu wohnt im Himmel und andere Götter folgen ihm (4). Vishnu untergeordnet sind, darauf verweist der Rig Veda ausdrücklich, die göttlichen Asvin-Zwillinge Dasra und Nasatya. Auf diese himmlischen Gesellen trifft man im Rig Veda immer wieder. 

Ihnen wurde große Verehrung zuteil. Sie wurden in poetischen Hymnen gepriesen und geradezu unterwürfig angefleht. Die Asvin-Götter, so erfahren wir aus dem Rig Veda, sind vom Himmel geboren und sausen als »himmlische Vögel« (5) herbei, um den Menschen zu helfen. Allerdings waren die Asvin-Brüder wohl keine gefiederten Vögel im herkömmlichen Sinn, keine Flattermänner, die sich mit der Kraft ihrer Muskeln in die Lüfte erhoben.

Wenn die »Indianer« Nordamerikas ehrfürchtig vom  »Feuerross« (Fotos 2-4) sprachen, meinten sie ja auch kein herkömmliches Reittier, sondern eine Lokomotive, also eine Maschine. Besonders eindrucksvoll war für mich das qualmende, schnaubende »Feuerross«, das bei den Karl-May-Festspielen 2016 leibhaftig in Erscheinung trat. Das Monster aus Eisen gehörte zu den »Hauptakteuren« von Karl Mays »Der Schatz im Silbersee«. Doch zurück nach Indien: Die Asvin-Brüder nutzen einen Wagen (6) und der »umfährt in einem Tage Himmel und Erde«. Die englische Übersetzung, so wurde mir in Mahabalipuram gesagt, kommt dem Originaltext deutlich näher. Da heißt es nämlich (7): 

»Your car ... goes round the earth and heaven in one brief moment«.
Zu Deutsch: »Euer Wagen … geht um Himmel und Erde in einem kurzen Moment.«

Im Stichwortregister der meiner Meinung nach besten Übersetzung der Rig Veda ins Deutsche,  heißt es klipp und klar: Die Asvin »fliegen in einem Tage um den Himmel«. Immer wieder wird im Rig Veda darauf hingewiesen, dass die Asvin-Götter in ihrem Wagen fliegen – um die ganze Welt (8): »Denn ihr, die Meister, flieget mit den eiligen (?) vollständig um die ganze Welt.« In der englischen Übersetzung (9) werden die Asvin-Brüder als »Wunder-Wirker« oder »Wunder Bewirker« gepriesen.

Herrmann Grassmann übersetzt, dem Original auch in Reim und Rhythmus so nah wie möglich kommend (10):
»Denn, hehre, ihr umfliegt das All
mit raschen Rossen rings herum,
Gebet erregend, honigfarbene Glanzesherrn.«

Fotos 6 und 7: Tempel oder Mythologie in Stein?

Vergleicht man verschiedene Übersetzungen des Rig Veda miteinander, erkennt man, wie geradezu verzweifelt die Wissenschaftler bemüht sind zu verstehen, was sie aus einer altehrwürdigen Sprache ins Deutsche oder Englische übertragen. Heutige Übersetzer haben ein Problem: Selbst wenn sie erkennen würden, dass altehrwürdige Texte modernste Raumfahrttechnologie beschreiben, müssten sie einem überholten Weltbild treu bleiben. Müssten? Müssen? Außenseiter haben es im Wissenschaftsbetrieb schwer. Das fängt schon im Studium an. Der Student gibt bei einer Prüfung zum Besten, was der Professor von ihm erwartet. Da der Student bestehen möchte, wird er den Professor bestätigen und ihm nicht widersprechen. Steigt er zum Assistenten des Professors auf, wird er wiederum die »Erkenntnisse« des Professors nicht anzweifeln, sondern untermauern.

Konkret: »Ketzerische« Interpretationen altindischer Texte im Sinne von »Astronautengötter-Besuchen in grauer Vorzeit« können sich nur sehr schwer durchsetzen. Ja derlei Themen sind derartig tabuisiert, dass in der Welt der Wissenschaft kaum jemand über derlei Fragen auch nur diskutieren mag. Vor Jahrtausenden darf es nun einmal keine Außerirdischen gegeben haben, deren gigantische Mutterschiffe zur Erde kamen und die in Zubringerschiffen zwischen All und Erde pendelten. Dann müssen eben Außerirdische »Götter« bleiben. Dann müssen Raumschiffe, die an einem Tag die Erde umkreisen Vehikel sein, die von Pferden gezogen werden.

Foto 8: Steinerne Erinnerungen - an was?

Übersetzer des 19. Jahrhunderts hatten einen fragwürdigen »Vorteil«. Weltraumfahrt kannten sie nicht, also gerieten sie erst gar nicht in den Konflikt heutiger Übersetzer: Astronautengötter oder Götter, Weltraumschiffe oder Götterkarren? Man kann nur erkennen und identifizieren, was man kennt oder zumindest für möglich hält. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist aber Raumfahrttechnologie längst schon Realität geworden. Wir können also entsprechende Hinweise – zum Beispiel – altindischer Literatur wie dem Rig Veda erkennen. Wir können, wir könnten, wir sollten …


Fußnoten

(1) Andere Schreibweisen: Visnu oder Wischnu.
(2) Michel, Peter (Hrsg.) »Der Rig-Veda/ Das Heilige Wissen Indiens in der Übersetzung von Karl-Friedrich Geldner«, nach der Ausgabe Göttingen und Leipzig 1923, Wiesbaden 2008, Band 2, Namenindex S. 39
(3) ebenda, Band 1, S. 213. 1, 155, 4 (1. Liedkreis, Hymnus 155, Vers 4)
(4) ebenda, Band 2,  S. 315. 8, 15, 9 (8. Liedkreis, Hymnus 15, Vers 9)
Ebenda, Band 1, S. 214. 1, 156, 4 (1. Liedkreis, Hymnus 156, Vers 4)
(5) Ebenda, Band 1, S. 474. 4, 43, 3 (4. Liedkreis, Hymnus 43, Vers 3)
(6) ebenda, Band 1, S. 406. (3, 58, 8)
(7) »Rig Veda by Ralph T.H. Griffith, Translator«, eBook, Verlag: Leeway Infotech, 30. Januar 2016
(8) Michel, Peter (Hrsg.) »Der Rig-Veda/ Das Heilige Wissen Indiens in der Übersetzung von Karl-Friedrich Geldner«, nach der Ausgabe Göttingen und Leipzig 1923, Wiesbaden 2008, Band 1, Seite 336. 8, 26, 6 (8. Liedkreis, Hymnus 26, Vers 6)
(9) »Rig Veda by Ralph T.H. Griffith, Translator«, eBook, Verlag: Leeway Infotech, 30. Januar 2016
(10) »Rig Veda. Übersetzt und mit kritischen und erläuternden Anmerkungen versehen von Hermann Grassmann«, Leipzig 1876, Band 1, Seite 438

Zu den Fotos
Foto 1: Rekonstruktion eines Himmelsschiffs. Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Fotos 2-4: Das »Feuerross« der Indianer Nordamerikas. Fotos Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Tempel von Mahabalipuram. Foto Walter-Jörg Langbein
Fotos 6 und 7: Tempel oder Mythologie in Stein? Foto Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 8: Steinerne Erinnerungen - an was? Foto Walter-Jörg Langbein

350 »Kosmische Besucher und ihre irdischen Spuren (II)«,
Teil 350 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 02.10.2016


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Sonntag, 18. September 2016

348 »Riesen, Götter, Astronauten?«

Teil 348 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein

Foto 1: Lageplan der 5 Rathas
Zur Erinnerung: Fünf  »Tempelchen« unweit des Riesenreliefs von  Mahabalipuram bilden ein Ensemble. Vier der fünf »Rathas« sind dicht an dicht in einer Linie aneinandergereiht. Alle vier wurden einem einzigen Felsrücken heraus gemeißelt. Benannt hat man die fünf Rathas nach den legendären fünf Pandava-Brüdern und ihrer gemeinsamen Frau. Die fünf legendären Brüder sind: die Zwillinge Nakula und Shadeva, Yudishthira (1), Bhima und Arjuna. Alle fünf  Brüder hatten mehrere Frauen, Arjuna zum Beispiel deren fünf. Zudem teilten sich  die Fünf aber eine Frau, nämlich Draupadi. König Pandu wünschte sich sehnlichst männlichen Nachwuchs. Als Opfer eines Fluchs, der ihn zeugungsunfähig machte, konnte er nicht selbst dafür sorgen. Diverse Götter vertraten ihn recht erfolgreich.

So sprang Indra für den König ein und zeugte Arjuna. Arjunas Tempel  (Nr.3 im Lageplan) soll  von buddhistischen Architekten geschaffen oder beeinflusst worden sein. Steinerne Statuen, die das monolithische Gebäude zieren, könnten historische Personen aus dem 7. Jahrhundert darstellen, vielleicht wichtige Menschen aus der Hafenstadt Mahabalipuram. Bei Ausgrabungen in unmittelbarer Nähe des Arjuna Tempels stießen Archäologen auf einen beschädigten steinernen Kopf Shivas. Indra ist an der Rückseite des sakralen Gebäudes als Halbrelief zu sehen, auf einem Elefanten reitend.

Foto 2: Arjunas Ratha (links), Draupadis Ratha (rechs)

Indra ist in die altindische Mythologie als göttlicher Held eingegangen. Wie der Heilige Georg aus christlichen Gefilden tötet Indra monströse Fabelwesen. Er ist dabei allerdings nicht auf ein schlichtes Schwert angewiesen, sondern bringt wiederholt seinen »Donnerkeil«, »vajra« genannt, zum Einsatz. Auf diese Weise erledigt Indra Vrita, das saurierähnliche Untier, das auch als »Dürredämon« Vrita Angst und Schrecken verbreitet. Indra ist am ehesten mit einem Superhelden des Comiczeitalters vergleichbar, nur dass er sich nicht auf übermenschliche Kräfte verlassen muss, sondern seinen modern anmutenden Waffen vertrauen kann. In Sachen Schöpfung muss ein Vergleich mit dem biblischen Gott erlaubt sein. Indra war ein Sohn von Himmel und Erde. Ursprünglich müssen beide -  »Dyaus« (Himmel) und »Prithivi« (Erde) - verbunden gewesen sein. Indra trennte beide, kaum dass er das Licht des Lebens erblickt hatte. Er muss ein wirklich starkes Baby gewesen sein.

Foto 3: Arjunas Ratha

Auch der biblische Schöpfergott wird als der große »Trenner« beschrieben (2): »Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.«  Hermann Grassmann kommentierte anno 1877 (3), dass Indra eine Art Zaubertrunk einnimmt. Dann, »dadurch gestärkt, vollbringt Indra seine Heldenthaten, zu denen er mit dem Blitze oder Donnerkeil bewaffnet, in einem Wagen.« Um einen herkömmlichen Wagen kann es sich bei Indras Gefährt freilich nicht gehandelt haben. Verweist doch Grassmann ausdrücklich darauf, dass Indra  (4) »gewaltige Kriegsthaten … teils in den Wolken des Himmels, theils auf der Erde ausführt.«

Foto 4: So einen »Donnerkeil« hatte Arjuna

Bei meiner Indienreise wurde mir das Dilemma der Wissenschaften bewusst, die sich mit uralten Texten beschäftigen. Das Problem: Eine Übersetzung eines altehrwürdigen Textes fällt ganz unterschiedlich aus, je nachdem welches Bild der Übersetzer von der Entstehungszeit des Textes hat. Konkreter: Anno 1877 konnte sich Germann Grassmann nicht vorstellen, dass es im Alten Indien einst Kontakte mit außerirdischen Wesen, Götter genannt, gegeben haben könnte. Der kenntnisreiche Forscher war ein Spitzenexperte in Sachen Sanskrit, aber von den Möglichkeiten der Raumfahrt, von Laser-Waffen und der gleichen konnte er nichts wissen. Wenn nun im Rig Veda tatsächlich Kontakte mit Außerirdischen beschrieben wurden, wenn es in dem heiligen Textkonvolut tatsächlich auch um Flugobjekte und modernste Waffen ging, dann musste Grassmann – wie jeder andere Sanskritexperte auch – falsch übersetzen. Es ist an der Zeit, dass Texte wie der Rig Veda neu übersetzt werden, so wie dies Dr. Hermann Burgard im Bereich sumerischer Hymnen getan hat.

Foto 5: Nakula und Sahadeva Ratha
Ich darf noch einmal Hermann Grassmanns Kommentar zitieren (5): »Er (Indra) stürzt die Himmelsstürmer Rauhina und andere von den Höhen herab, und tilgt auch auf der Erde die feindlichen Dämonen. An den Kämpfen der Menschen betheiligt er sich und verschafft Sieg denen, die ihm am treuesten dienen, und lässt sie reiche Beute erlangen.« Eindeutig wird unterschieden zwischen Geschehnissen, die sich »in den Höhen« und anderen, die sich »auf der Erde« ereignen. Selbst die Übersetzung Grassmanns aus dem späten 19. Jahrhundert lässt erahnen, dass der Rig Veda auch Kämpfe im Luftraum, womöglich im All beschreibt. Bevor nicht eine wirklich neue Übersetzung der Originaltexte vorliegt, können wir nur erahnen, was hinter den geheimnisvollen Hymnen der Rig Veda steckt.

Was will der unbekannte Verfasser des Rig Veda ausdrücken, wenn es im 2. Liedkreis heißt (6): »Selbst Himmel und Erde beugen sich ihm; vor seiner Wut fürchten sich selbst die Berge.« Hermann Grassmann kam 1877 zu einem leicht abweichenden Ergebnis: »Ihm beugen sich die Himmel und die Erde, vor seinem Schnaufen beben auch die Berge.«  Eine ähnliche Beschreibung findet sich im Alten Testament unserer Bibel. Als sich der Gott des Alten Testaments auf dem Berg Sinai vom Himmel kommend niederließ, hat er wohl auch »geschnaubt« (8): »Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der HERR auf den Berg herabfuhr im Feuer; und der Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen und der ganze Berg bebte sehr.«

Die Landung des Herrn auf dem Berg Sinai, verbunden mit Schnauben, Feuer und Rauch war alles andere als ungefährlich für die Menschen. So musste ein Schutzzaun um den vorgesehenen Landeplatz errichtet werden, um die Menschen von der Gefahrenzone fernzuhalten (9): »Mose aber sprach zum HERRN: Das Volk kann nicht auf den Berg Sinai steigen, denn du hast uns verwarnt und gesagt: Zieh eine Grenze um den Berg und heilige ihn.«

Foto 6: Nakula und Sahadeva Ratha

Dr. Hermann Burgard hat es vorexerziert: Sumerische Tempelhymnen enthalten glasklare Hinweise auf Besuche von Außerirdischen und Beschreibungen ihrer hypermodernen Technologie – vor mehr als vier Jahrtausenden! Vor Dr. Burgards brisanten Neuübersetzungen sumerischer Tempelhymnen (verfasst von Encheduanna) gab es »nur« vielversprechende Hinweise.  Dr. Burgard (11): »Encheduanna benennt diese Tempelherrschaften jedoch in ihrem Text mehrfach klar mit einer Bezeichnung, die modern als Dingir ausgesprochen wird. Seit den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte man von Professor Deimel vom Päpstlichen Bibelinstitut in Rom lernen, dass es sich dabei um – wörtlich übersetzt – ›Entscheider aus Flugapparaten‹ handelte.«

Wer waren diese »Entscheider aus Flugapparaten«? Gehörte der biblische Gott des Alten Testaments, der unter gefährlichem Gebraus auf dem Berg Sinai landete, ebenso in diese Gruppe wie die diversen Göttinnen und Götter, über die wir im Rig Veda informiert werden? Provokativ gefragt: Stellen die 5 Rathas von Mahabalipuram Flugvehikel der vorgeschichtlichen kosmischen Besucher dar? Sind die Götter die Besatzung der prähistorischen »UFOs«?

Foto 7: Ratha von Nakula und Sahadeva
Bleiben wir noch beim Ensemble der fünf Tempel von Mahabalipuram, die nach den legendären Pandava-Brüdern und ihrer gemeinsamen Frau benannt wurden. Die Zwillinge Nakula und Sahadeva müssen sich einen Tempel teilen (Nr.1 im Lageplan. Siehe Foto 1!) Natürlich kam auch als Vater für die Zwillinge nicht König  Pandu in Frage. Das machte ja ein böser Fluch unmöglich. Leibliche Väter der Zwillinge waren die göttlichen Ashvin-Zwillinge Dasra und Nasatya.

Dasra und Nasatya waren entweder Riesen oder Astronauten in Indiens mythologischer Vorzeit. Im 19. Jahrhundert waren Astronauten noch nicht einmal Hirngespinste in der Welt der Wissenschaft. Also konnten aus Astronauten, die in ihren Vehikeln zwischen Himmel und Erde pendelten, nur  Götter werden, die in Karren reisten. Und derlei indische Götter, über die Werke wie der Rig Veda berichten, durften nur fiktive Phantasiegestalten sein, zumindest für christlich orientierte Wissenschaftler des späten 19. Jahrhunderts.

Dasra und Nasatya – Riesen oder Astronauten? Das hängt von der Übersetzung ab, für die wir uns entscheiden! Folgt man der Übersetzung von Hermann Grassmann (12), dann waren die beiden Götter Riesen, die »bis zum Himmel ragen auf«. Folgt man freilich der englischen Übersetzung, dann waren die beiden Asvin-Götter die Besten ihrer Zunft, die dank ihrer Flugmaschine die Himmel erreichen (13). 


Fußnoten

Foto 8: Ein sehr wichtiges Buch!
(1) Yudishthira ist auch als Dharmaraja (andere Schreibweise Dharma Raja) bekannt.
(2) 1. Buch Mose Kapitel 1, Verse 6-8
(3) Grassmann, Hermann (Übersetzer): »Rig Veda/ In der Übersetzung von H. Grassmann«, eBook, Pos. 496, Altmünster , 21. Juli 2012, Printausgabe 1877, Rechtschreibung unverändert übernommen
(4) ebenda
(5) ebenda, Pos. 502
(6) 2, 12, 13 (2. Liedkreis, 12. Hymnus, Vers 13) Geldner, Karl F.: »Der Rig Veda«, übersetzt und erläutert von Kerl F. Geldner, Erster Teil, Erster bis vierter Liederkreis, Göttingen 1923, Seite 262
(7) 2, 12, 13 (2. Liedkreis, 12. Hymnus, Vers 13) Grassmann, Hermann (Übersetzer): »Rig Veda/ In der Übersetzung von H. Grassmann«, eBook, Altmünster, 21. Juli 2012, Printausgabe 1877
(8) 2. Buch Mose Kapitel 19, Vers 18
(9) 2. Buch Mose Kapitel 19, Vers 23
(10) Burgard, Dr. Hermann: »Encheduanna/ Geheime Offenbarungen«, Groß-Gerau 2012 (Foto 8)
Burgard, Dr. Hermann: » Encheduanna: Verschlüsselt - Verschollen - Verkannt.Tempelhymnen Nr. 20 - 42 mit neuen Geheimen Offenbarungen«, Groß-Gerau 2014
(11) Grußadresse von Dr. Hermann Burgard für das Seminar »Phantastische Phänomene«, Bremen 2. und 3.3.2013. Ich zitiere aus Dr. Burgards Manuskript.
(12) »Rig Veda. Übersetzt und mit kritischen und erläuternden Anmerkungen versehen von Hermann Grassmann«, Leipzig 1877, Band 2, Seite 19 (1. Liedkreis, Hymnus 22, Vers 2)
(13) »Rig Veda by Ralph T.H. Griffith, Translator«, eBook, Verlag: Leeway Infotech, 30. Januar 2016 (1. Liedkreis, Hymnus 22, Vers 2)
 


Zu den Fotos

Foto 1: Lageplan der 5 Rathas.wiki commons/ Daarznieks
Foto 2: Arjunas Ratha (links), Draupadis Ratha (rechs)
Foto 3: Arjunas Ratha
Foto 4: So einen »Donnerkeil« hatte Arjuna
Foto 5: Nakula und Sahadeva Ratha/ Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Nakula und Sahadeva Ratha/ etwa 1910/ Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 7: Nakula und Sahadeva Ratha/ wiki commons/ Sharda Crishna
Foto 8: Ein sehr wichtiges Buch/ Foto Verlag 

349 »Kosmische Besucher und ihre irdischen Spuren (I)«,
Teil 349 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 25.09.2016

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Sonntag, 11. September 2016

347 »Der Gott mit dem Löwenkopf«

Teil 347 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Foto 1: Der mysteriöse Küstentempel

Hoch ragt der Turm des Küstentempels von Mahabalipuram in den Himmel. Mir kam das schlanke Bauwerk mit markanter Spitze wie ein Leuchtturm vor. »Meine Urgroßmutter konnte sich noch daran erinnern, dass ihre Großeltern von einem Signalfeuer auf der Turmspitze erzählten. So sollten Schiffe auf die Küste hingewiesen und gewarnt werden.«

In der sechzehnbändigen Buchreihe »Architektur der Welt« wird bestätigt (1): »Das auffälligste Merkmal des Strandtempels ist sein ungewöhnlich gestreckter Turm.« Es sei zu vermuten, dass man »den Tempel zum weit sichtbaren Wahrzeichen strecken wollte.« Auf dem Tempelturm selbst brannte wohl kein Feuer, wohl aber im Tempelbereich: »Des Nachts, wenn der Tempel den Schiffen nicht sichtbar war, entzündete man auf einem hohen Steinpfeiler östlich vom Tempel ein Licht. Schiffe, die sich der Küste näherten, konnten dann aus der Position der Tempellampe und des Leuchtfeuers auf einem landeinwärts gelegenen Felsrücken ihren Kurs korrigieren.«

Foto 2: Lakshmi, Vishnu und Shiva

Nach einer Legende lebte einst ein »Prinz Hiranyakaspiu«. Der mächtige Mann weigerte sich, zu Gott Vishnu zu beten. Sein Sohn Prahlada hingegen war ein strenggläubiger Mann und verehrte Vishnu zutiefst. Prahlada schleuderte seinem Vater in einer Diskussion entgegen, Gott Vishnu sei allgegenwärtig, auch in jedem Stein. »Prinz Hiranyakaspiu« lachte hämisch und brachte eine »steinerne Säule« zum Einsturz. Aus den Mauersteinen heraus materialisierte sich Gott Vishnu höchstpersönlich als furchteinflößendes Wesen mit dem Leib eines Menschen und dem Haupt eines Löwen. Der Prinz musste seinen Unglauben mit dem Leben bezahlen. Vishnu zerfetzte ihn. Prahlada wurde König. Prahladas Enkelsohn gründete Mahabalipuram. Ließ er auch die geheimnisvollen »sieben Tempel« bauen, von denen nur noch der eine Küstentempel die Unbilden der Zeit überstanden hat?

Foto 3: Der Küstentempel vom Meer aus gesehen

Unsere Reiseleiterin zeigte mir ein schmales Heftchen, erschienen anno 1931 (2). Geschrieben hat es ein Engländer namens Fyson, der lange Zeit in Mahabalipuram lebte. Fyson hält eine örtliche Legende fest. Demnach wurde Gott Indra eifersüchtig auf die Menschen, die so herrliche Tempel geschaffen hatten. Also ließ der wütende Indra einen gewaltigen Sturm ausbrechen, der Meeresspiegel stieg gewaltig und so verschwanden sechs der sieben Küstentempel im Meer.

Nach der örtlichen Folklore – bei meiner Indienreise im November 1995 wurden mir verschiedene Versionen einer Sage erzählt – ist der heute vom Verfall bedrohte Küstentempel von Mahabalipuram stolzes Überbleibsel einer einst riesigen Anlage, zu der sechs weitere Tempel gehörten. Die Götter seien ob der herrlichen Bauwerke neidisch auf die Menschen gewesen. Sie schickten eine gewaltige Flut, die den prachtvollen Komplex weitestgehend zerstörte. Nur einer der Küstentempel habe die Sintflut überstanden.

Sollten tatsächlich sechs von sieben Tempeln im Meer versunken sein? »Das alte Indien« bestreitet das (3): »Narasimhavaraman I. ließ auch eine Gruppe von monolithischen Felsentempeln aus dem Granit der Uferfelsen herausmeißeln, die der europäischen Seefahrt als ›Sieben Pagoden‹ geläufig waren. Fünf dieser Tempel sind erhalten geblieben.«

Foto 4: Ein Ratha, kein Küstentempel!

Die Zahlenangabe ist definitiv falsch. Neben den fünf kleinen Tempeln gibt es ja auch noch den einen Küstentempel. Hier werden offensichtlich die fünf Miniaturtempelchen, die fünf Rathas, mit Küstentempeln verwechselt. Narasimhavaraman I. regierte Mitte des 7. Jahrhunderts nach Christus das südliche Indien. Wie schon sein Vater liebte der Regent die schönen Künste und auf seine Initiative ging wohl auch der Bau der fünf Rathas zurück.


Fotos 5+6: Shivas Küstentempel
Der letzte Küstentempel hatte im Allerheiligsten eine Kultstätte, die Gott Shiva geweiht war. Der Architekt war ein Könner. So ließ er in der Umfassungsmauer ein »Guckloch«. Auf diese Weise konnten Seeleute auf dem Weg zum Hafen von ihren Schiffen aus direkt in die sogenannte »Cella« blicken. Diese »Cella« war sozusagen das »Herz« eines Tempels. Hier fand sich in der Regel die Statue einer Göttin oder eines Gottes.

Zum Tempelkomplex gehörte ein System von Höfen. Über ein kompliziertes Röhrensystem konnte Wasser in flache Becken strömen, so dass einzelne kleinere Kultbauten im Tempelbereich zu steinernen Inseln wurden. Die Tempelbecken waren flach und wurden ausschließlich mit Süßwasser gefüllt, und das wenige Meter vom Meer entfernt. Eine Überflutung des Tempels war ausgeschlossen. Es gab nämlich nicht nur eine Röhrenanlage für die Wasserzufuhr, sondern eine weitere um ab einer bestimmten Höhe Wasser abfließen zu lassen. Es wurde ins Meer geleitet.

Warum dieses komplexe System angelegt wurde, wir wissen es nicht. Der sehr niedrige Wasserspiegel schließt eine Verwendung als »Badeteich« für »rituelle Waschungen« aus. Eine vage Vermutung: Der Ursprung der Anlage geht auf sehr viel ältere Wasser- oder/ und Schlangenkulte zurück.

Der Tempel wurde als Miniaturbild des Kosmos gesehen. Der Tempelturm galt als die Weltachse, die Erde und Kosmos miteinander verband. Dieser »Weltachse« bin ich im Verlauf meiner Reisen immer wieder begegnet. Die flachen Wasserbecken mögen als Spiegel für den Himmel gedient haben. So wurden die Sterne auf die Erde geholt. Im Zentrum des Kosmos-Modells stand die Statue einer Göttin oder eines Gottes, als Sinnbild für das Göttliche im Herzen des Universums.

Fotos 7+8: Der Küstentempel
Unsere kundige Reiseleiterin vertraute mir an: »Der Küstentempel ist wirklich ursprünglich Teil einer riesigen Gesamtanlage, über deren Ausmaße wir keinerlei Vorstellung haben!« Schon immer hätten »die Alten« davon fabuliert, dass seit Generationen immer wieder Fischer von ihren Booten aus Tempel auf dem Meeresgrund gesehen hätten. »Bei ruhiger See und bei bestimmtem Sonnenstand und zu ganz bestimmten Tageszeiten soll man herrliche Bauten weit unter dem Meeresspiegel erkannt haben.« Lange wurden derlei Schilderungen als fantastische Spinnereien abgetan. Allenfalls hielt man es für möglich, dass ganz natürliche Felsformationen für Tempelbauten gehalten wurden.

Im Frühjahr des Jahres 2002 ging ein Team von Archäologen derlei »Fantastereien« im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund. Spezialisten der »Scientific Exploration Society«, Dorset, England, und von »India’s National Institute of Oceonography« taten sich zusammen und tauchten vor Mahabalipuram. Sie machten in einer Tiefe von fünf bis acht Metern, 500 bis 700 Meter vom Ufer entfernt, (4) erstaunliche Entdeckungen. Man war sich einig: Einst hatte hier ein Tempel gestanden, dessen steinerne Reste nun auf dem Meeresboden lagen! Teils lagen die erstaunlichen Funde frei, teils musste erst eine Schicht von Ablagerungen entfernt werden.

Da gab es eine arg verwaschene Statue aus Stein, vermutlich eines Löwen. Oder stellte sie Gott Vishnu mit Löwenkopf dar? Sehr gut erhalten war eine gewaltige Plattform, aufgetürmt aus präzise ineinandergefügten, sauber behauenen Steinquadern. Steinerne Treppenstufen führten auf die Plattform. Immer wieder machten die Forscher Mauerwerk aus, Ruinen von Mauern. Einzelne, rechtwinkelig zugeschnittene Steinquader, lagen verstreut auf dem Meeresboden. Es gab keinen Zweifel: Das waren die Reste von steinernen Tempelanlagen! Gehörten sie zu einem großen Tempel, oder zu einem Komplex mehrerer Tempel?

Foto 9: Sie wusste viel über Tempel zu erzählen
Im Frühjahr 2005 beteiligte sich die Indische Marine an der Suche nach Überbleibseln versunkener Tempel vor der Küste von Mahabalipuram. Wieder fand man Beweise – per Sonar: zum Beispiel eine zwei Meter hohe und siebzig Meter lange Mauer.  Einen halben Kilometer vom Strand entfernt ließen sich zwei weitere Tempel ausmachen, auf dem Meeresgrund!

Unklar ist bis heute, wie viele steinerne Gebäude wann genau und warum vom Meer verschlungen wurden. Was löste die Katastrophe aus? Industriell verschuldete Erderwärmung jedenfalls kann nicht für den Anstieg des Meeresspiegels verantwortlich gemacht werden, denn die einst stolzen Bauten dürften wohl schon vor vielen Jahrhunderten versunken sein.

Fußnoten

1) Stierlin, Henri (Hrsg.): »Indien«, Band 9 der Reihe »Architektur der Welt«, ohne Ortsangabe, ohne Jahreszahl, Seite 139, rechte Spalte, zweiter Absatz
2) Fyson, D. R.: »Mahabalipuram or Seven Pagodas«, Madras 1931
3) Franz, Heinrich Gerhard: »Das Alte Indien«, München 1990, S. 384, linke Spalte, letzter Absatz unten
4) Die Tiefenangaben variieren leicht.

Zu den Fotos
Foto 1: Der mysteriöse Küstentempel von Mahabalipuram. Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 2: Lakshmi, Vishnu und Shiva. Foto/Archiv Walter-Jörg Langbein
Foto 3: Der Küstentempel vom Meer aus gesehen. Foto wikimedia commons KARTY JazZ
Foto 4: Ein Ratha, kein Küstentempel! Foto etwa 1910. Archiv Walter-Jörg Langbein
Fotos 5+6: Shivas Küstentempel. wikimedia commons Yoga Balaji
Fotos 7+8: Der Küstentempel. wikimedia commons Yoga Balaji
Foto 9: Sie wusste viel über Tempel zu erzählen

348 »Riesen, Götter, Astronauten«,
Teil 348 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                       
erscheint am 18.09.2016

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Freitag, 9. September 2016

Wolle Ficki-Ficki? – Sexuelle Übergriffe durch Antänzer: Wir sind Menschen, keine Hasen!

Kolumne von Ursula Prem

Noch im letzten Jahr hätte sie mancher für Satire gehalten, doch es gibt sie wirklich und sie sind leider notwendig: Die Schleswig-Holstein-Zeitung veröffentlichte im Juni 2016 Tipps der Polizei, die Frauen vor sexuellen Übergriffen durch »Antänzer« im öffentlichen Raum schützen sollen.

»Wenn Frauen ein beklemmendes Gefühl dabei haben, wenn sie auf eine Gruppe Männer stoßen oder eine Situation wahrnehmen, von der eine Gefahr ausgehen könnte, sollten sie ihrer Intuition auf jeden Fall vertrauen und vermeiden, in diese Situation hineinzugeraten«, wird der Pressesprecher des Bundeskriminalamts (BKA) auf shz.de zitiert. Notfalls müsse man auch bereit sein, hierfür Umwege in Kauf zu nehmen. Weitere Tipps des BKA: Frauen sollten sich mindestens zu zweit oder dritt in der Öffentlichkeit bewegen und dabei am besten Turnschuhe tragen, um gegebenenfalls schnell flüchten zu können. Alkohol sollten sie lieber meiden und Getränke nur aus original verschlossenen Flaschen zu sich nehmen.

Ein schöner Abend geht anders


Aus der Sicht der Polizei sind diese Tipps natürlich richtig. In der konkreten Situation können sie tatsächlich dabei helfen, es nicht zu einem Angriff kommen zu lassen. Diese Regeln aber einzuhalten, ist aus meiner Sicht nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Wer Turnschuhe nicht sowieso gerne trägt, sollte sich nicht zum fluchtbereiten Hasen machen lassen, indem er das gewohnte Schuhwerk austauscht. Immer zu zweit oder dritt unterwegs sein zu müssen, stellt eine zusätzliche organisatorische Belastung dar und ist für notorische Einzelgänger, die es auch unter Frauen gibt, eine unzumutbare Einschränkung. Aber egal: In der eigenen Stammkneipe gemütlich im Lieblingsbuch zu schmökern und zwei Bier dazu zu trinken ist dann für Frauen sowieso passé, denn Alkoholkonsum wird ja ebenfalls nicht empfohlen. Stets fluchtbereit, mit einer Flasche Limo in der Hand: Ein schöner Abend geht definitiv anders!

Dennoch enthalten die Tipps der Polizei auch ein paar sehr zielführende Punkte: Im Ernstfall solle man nicht wie ein Opfer, sondern wie ein Gegner handeln (richtig!) und auf Genitalien, Gelenke, Augen, Nase oder Ohren des Angreifers zielen. Ob man hierzu in der Lage ist, wenn man sich durch das erzwungene Tragen von Turnschuhen schon längst psychologisch zum Opfer gemacht hat, ist jedoch zweifelhaft. Sie anzuziehen, obwohl man sie gar nicht tragen will, ist eine tägliche Affirmation der eigenen Schwäche, die schlimme Folgen für das eigene Selbstvertrauen haben muss.

Gerade das Vertrauen in die eigene Stärke ist es aber, das für die psychologische Abwehr von Gruppenangriffen notgeiler Männer unverzichtbar ist. Es ist die schärfste Waffe die wir in einer solchen Situation haben, denn machen wir uns nichts vor: Fünf oder sechs Männer im Alleingang durch tatsächliche körperliche Gegenwehr in die Flucht zu schlagen dürfte für nahezu jede unbewaffnete Einzelperson ziemlich aussichtslos sein.


Aufrichten, langsam gehen und tief durchatmen


Auch ich habe im Spätherbst 1999 eine entsprechende Erfahrung sammeln dürfen. Abends, es muss ca. 18:30 Uhr gewesen sein, war ich auf dem Weg vom Supermarkt zurück nach Hause. Da ich mit den schweren Tüten keinen Umweg laufen wollte und diesbezüglich noch nie ängstlich veranlagt war, ging ich mitten durch den dunklen Stadtpark und dachte gar nicht an die zahlreichen afrikanischen Drogendealer, die dort ihr Refugium hatten. Als im dunkelsten Bereich der Strecke plötzlich ein Pfiff ertönte, wurde ich hellhörig. Kurz darauf waren sie da: Fünf oder sechs Männer, mutmaßlich Schwarz- und Nordafrikaner, kamen langsam auf mich zu. Andere Menschen waren weit und breit nicht zu sehen. Einblick von der Straße aus gab es an dieser mit dichtem Gebüsch bewachsenen Stelle auch nicht und für eine Flucht wäre es bereits zu spät gewesen. Deshalb tat ich wohl instinktiv das Richtige: Ich hob den Kopf, richtete mich zu voller Körpergröße auf, verlangsamte meine Schritte, atmete tief und gleichmäßig und ging einfach geradeaus weiter, ohne jemanden direkt anzusehen. Sie bildeten einen Kreis um mich, sprachen miteinander, dem frechen Gestus nach über mich, doch außer »wolle Ficki-Ficki« verstand ich kein Wort. 

Da ich weiterhin langsam aber zielstrebig weiterging, ohne auf die Männer einzugehen, bewegte sich der Kreis ein stückweit mit mir mit. Kurz vor der nächsten Straßenlaterne, schon kurz vor dem Haus, in dem ich damals wohnte, blieben die Männer dann unentschlossen stehen und ließen mich einfach weitergehen. Ich zwang mich dann, meinen demonstrativ langsamen Gang bis zur Haustür beizubehalten, ohne dass mir noch jemand gefolgt wäre. Erst in der sicheren Wohnung erlaubte ich mir, überhaupt zu bemerken, dass ich am ganzen Körper zitterte.

Den Eindruck von Wehrhaftigkeit vermitteln


Niemand von den Kerlen hatte es gewagt, mich tatsächlich anzufassen. Ich führe das ausschließlich auf den Umstand zurück, dass ich mit keinerlei ängstlicher oder unterwürfiger Geste reagiert habe. Im Gegenteil: Das Heben des Kopfes legt die Halsschlagadern frei, eröffnet also Angriffsflächen und strahlt zudem Arroganz aus. Das Verlangsamen der Schritte suggeriert den Eindruck, dass kein Grund zur Flucht besteht. Die tiefe Atmung verhindert unwillkürlich-hastige Gesten. Potenziellen Angreifern wird so der Eindruck vermittelt, dass dieser Mensch sich aus irgendeiner überlegenen Position heraus seiner unantastbaren Wehrhaftigkeit sehr sicher sein muss, sodass es besser ist, ihn in Ruhe zu lassen.

Mein Tipp aus der Praxis deshalb: Vergessen wir die Sache mit den Turnschuhen. Wir sind Menschen, keine Hasen! Im eigenen Land auf der Flucht? – Nicht mit mir! Wer keine reelle Chance gegen eine Übermacht hat, sollte lieber lernen, sich so zu verhalten, als ob das anders wäre. Ein psychologischer Taschenspielertrick, der ein wenig Übung braucht, ich weiß. Aber für manche(n) vielleicht eine Hilfe, bis unsere Politik endlich den Weg zurück zur Vernunft gefunden hat.

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Sonntag, 4. September 2016

346 »Herr des Unterwasserfahrzeugs«

Teil 346 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                        
von Walter-Jörg Langbein                       


Foto 1: Lageplan der 5 Rathas

Fünf  »Tempelchen« unweit des Riesenreliefs von  Mahabalipuram bilden ein ganz besonderes Ensemble. Vier der fünf »Rathas« sind dicht an dicht in einer Linie aneinandergereiht. Alle vier wurden aus einem einzigen Felsrücken heraus gemeißelt.

»Draupadi Ratha«, der schlichteste von allen, ist der Göttin Durga geweiht (Nr.2 im Lageplan. Siehe Foto 1!). »Arjuna Ratha« schließt sich an (Nr.3). Die Architekten hatten die Pyramide im Sinn, als sie den sakralen Bau entwarfen. Wahrscheinlich pilgerten Verehrerinnen und Verehrer von Vishnu und Shiva zu diesem Tempel. Der »Bhima Ratha« (Nr. 4) wurde nach Plänen buddhistischer Baumeister aus dem Fels gemeißelt. Er ist wohl Shiva geweiht. Das langgezogene »Tempelchen« besticht durch seine unglaublich präzise ausgearbeiteten Details. 36 Miniaturtempelchen zieren ihn.

Besonders der »Dharmaraja Ratha« (Nr. 5 im Lageplan. Siehe Foto 1!) wirkt auf den ersten Blick unvollendet. Sein Dach erkennen wir als  eine Pyramide, die an allen vier Seiten steinerne Miniaturtempelchen in drei Reihen trägt: 18 in der untersten, 14 in der mittleren und zehn in der höchsten. Etwas abseits steht der »Nakula Sahadeva Ratha«, vielleicht der Jüngste der Fünf. Experten meinen erkennen zu können, dass er die stilistischen Merkmale seiner vier »Kollegen« in sich vereint. (Nr. 1 im Lageplan. Siehe Foto 1!)

Foto 2: Die Pandavabrüder mit gemeinsamen Frau Draupadi

Benannt hat man die fünf Rathas nach den legendären fünf Pandava-Brüdern und ihrer gemeinsamen Frau. Die fünf, aus dem gigantischen Mahabharata-Epos bekannten Brüder sind: die Zwillinge Nakula und Shadeva, Yudishthira (1), Bhima und Arjuna. Alle fünf  Brüder hatten mehrere Frauen, Arjuna zum Beispiel deren fünf. Zudem teilten sich  die Fünf aber eine Frau, nämlich Draupadi.

Richtige Brüder waren die Fünf eigentlich nicht.  Auf dem Papier (im übertragenen Sinn gemeint!) hatten alle fünf Brüder einen Vater, nämlich König Pandu, und zwei Mütter. Pandus erste Frau Kunti gebar Yudishthira, Arjuna und Bhima, Pandus Frau Madri war die Mutter von Nakula und Shadeva. König Pandu freilich war Opfer eines perfiden Fluchs, der ihn zeugungsunfähig machte. Hilfsbereit sprangen diverse Götter ein und machten den König zum »Ziehvater«. So zeugte beispielsweise Gott Yama Yudishthira alias Dharmaraja. Gott Yama war nicht nur sehr potent, sondern auch mächtig. Er regierte die Unterwelt. Nach uralter Mythologie zeigt er den Menschen den Weg zu den Göttern.

Foto 3: Draupadis Ratha

Bhima hingegen hatte als leiblichen Vater Gott Vayu, der Gott des Windes, der Luft und des Lebenshauches. Seit über zwanzig Jahren studiere ich den »Rig Veda«, die wahrscheinlich älteste Sammlung vedischer Texte. In 1028 Hymnen werden alte Göttinnen und Götter angerufen. Wann dieses wichtige sakrale Werk entstand, darüber streiten sich bis heute Gelehrte wie Theologen. Sehr vorsichtige Schätzungen gehen von einer Entstehung im ersten vorchristlichen Jahrtausend aus. In Mahabalipuram lernte ich einen Bibliothekar Kennen. Der alte Herr sprach mich an, als ich eine Blüte einer kleinen Steinbüste von Shiva zu Füßen legte. Er bedankte sich in gebrochenem Englisch für meinen Respekt seinem Glauben gegenüber.

Foto 4: Draupadis Ratha
Dringend riet mir der altehrwürdige Greis zur Lektüre des Rig Veda. »Nach wie vor gibt es europäische Wissenschaftler, die unseren Veden nur ein geringes Alter zusprechen. Sie wollen es einfach nicht wahrhaben, dass unsere heiligen Texte sehr viel älter sind als die ihren!« Wie alt denn der Rig Veda seiner Meinung nach sei, wollte ich wissen. Mein Gesprächspartner lächelte milde. »Jahrmillionen!«  Sein Schmunzeln bei dieser Aussage war schwer zu deuten. Tatsächlich datiert man in der Wissenschaft den Reg Veda immer weiter zurück.

Foto 5: Arjunas Ratha

So gilt die Datierung auf »Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends« mehr oder minder als überholt. Inzwischen gehen die meisten Forscher davon aus, dass das Gros der Rig-Veda-Texte in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. entstand, ja das einzelne Texte sogar noch einige Jahrhunderte älter seien (2). Phantastisch muten Datierungen an, die das Pleistozän (2,5 Millionen v.Chr. bis etwa 10.000 v.Chr.) als Entstehungszeit der Rig Veda angeben. Sachlich beurteilt: Die Entstehungszeit des Rig Veda liegt im Dunkeln. Was mich bei der Lektüre unterschiedlicher Rig-Veda-Ausgaben in deutscher und englischer Sprache immer wieder verwundert, das sind die zum Teil doch erheblichen Abweichungen.

Foto 6: Der Rig Veda, 1923
Im zweiten von zehn Liedkreisen, Mandalas genannt, wird Gott Vayu gepriesen, der stellvertretend für König Pandu den himmlischen Bhima zeugte. Wir haben als einen irdischen, zeugungsunfähigen Mann und einen Himmlischen, der für den König die Ausführung der ehelichen Pflichten übernimmt. Ist es ein Sakrileg bei dieser Konstellation an eine der bekanntesten Geschichten des Neuen Testaments zu erinnern?

Jesu Vater war der greise Joseph (König Pandu in der indischen Mythenwelt). Empfangen wurde Jesus allerdings nach christlichen Glaubensvorstellungen nicht von Joseph, sondern vom »Heiligen Geist« (Gott Vayu im altindischen Epos Mahabharata). Leibliche Mutter Jesu war Maria (Kunti, des Königs Frau im Alten Indien).

Seit Jahrzehnten sammele ich Ausgaben der Rig Veda. Ans Herz gewachsen ist mir die Übersetzung von Karl F. Geldner. Teil I liegt mir in der anno 1923 erschienenen Version vor (3). Obwohl mein Exemplar schon vor fast einem Jahrhundert erschienen ist, war ich der erste Leser. Bevor ich mich aber an die Lektüre machen konnte, musste ich nachholen, was anno 1923 versäumt worden war. Der Buchblock war nämlich noch unbeschnitten. Blatt  für Blatt musste ich erst per Hand aufschneiden, ein mühsames Unterfangen bei 442 Seiten.

Zurück zu Bhima und seinen göttlichen Vater Vayu. Im 2. Liedkreis wird gleich zu Beginn von Hymnus 41 Gott Vayu angerufen (4): »Vayu! Du hast tausendfache Wagen, mit denen komm … !« (5)  Hermann Grassmann rückte bereits 1877 die beeindruckende Vielzahl von »Wagen« in seiner Übersetzung ganz nach vorn (6): »Mit tausend Wagen, die du hast, o Yaju, komme her zu uns.«

Foto 7: Der Rig Veda, 2008
Mich erinnern die Hymnen des Rig Veda am ehesten an sakrale Texte, wie sie vor Jahrtausenden auf sumerischen Keilschrifttafeln verewigt worden sind. Das älteste namentlich gezeichnete Dokument der Weltgeschichte berichtet in Sumerisch etwa um 2.300 vor unserer Zeitrechnung von ganz ähnlichen Ereignissen wie der Rig Veda. Da ist in beiden Fällen von himmlischen Wesen die Rede. In den sumerischen Hymnen  20 bis 42 zum Beispiel hören wie von einem mysteriösen »Oben-Gerät«, das am Himmel dahin brauste. Im Rig Veda wird Gott Vayu aufgefordert mit seinen »tausendfachen Wagen« zu uns Irdischen zu kommen.  Wie sind derlei Beschreibungen zu verstehen? Was ist gemeint wenn in sumerischen Texten »Entscheider aus Flugapparaten« in das Leben der Menschen eingreifen, wie geheimnisvolle Tempelhymnen vor rund 4300 festgehalten haben?

 Was dürfen, ja was müssen wir uns vorstellen, wenn in »Tempelhymne 20« ein rundes, sich drehendes Fluggerät, ausgestattet mit einem »Blitzewerfer«, zum Einsatz kommt? Der Chef, der das »UFO« kommandiert, wird auch als »Herr des Unterwasserfahrzeuges« bezeichnet.

Dr. Hermann Burgard machte mich in seinem Grußwort zur Veranstaltung »Phantastische Phänomene« auf zahlreiche fantastisch anmutende Beschreibungen in sumerischen Tempelhymnen aufmerksam. Ein Beispiel (7): »Aus der Wassertiefe der Bucht von Lagasch steigt in TH 20 (Tempelhymne 20)  ein leuchtendes metallenes Unterwasser-Fahrzeug hoch. Dessen Erfinder war En.ki, der Vater von Nin.gir.su. Dieser Vater hatte übrigens schon einige Zeit vorher auch einen Unter-Wasser-Hort für dieses – wörtlich –  ›kunstvoll Zusammengefügte‹ gebaut.  Damit ist endlich geklärt, was es mit seinem akkadischen Namen E.a auf sich hat. Der besagt nämlich ›Der mit dem Wasserhaus‹.«

Foto 8: Der Rig Veda, 2012
Dr. Burgard, der das Sumerische der alten Keilschrifttafeln beherrscht, übersetzte Jahrtausende alte Texte neu (8). Er kam zur Überzeugung, dass sie eindeutige Hinweise auf Besuche aus dem All enthalten – vor mehr als vier Jahrtausenden. Könnte der altindische Rig Veda nicht ebenso Außerirdische und ihre Raumschiffe meinen, wenn von Göttern und ihren Vehikeln die Rede ist?

Fußnoten
(1) Yudishthira ist auch als Dharmaraja (andere Schreibweise Dharma Raja) bekannt.
(2) Mylius, Klaus: »Geschichte der altindischen Literatur«, Bern, 1988, S. 33
(3) Geldner, Karl F.: »Der Rig Veda«, übersetzt und erläutert von Kerl F. Geldner, Erster Teil, Erster bis vierter Liederkreis, Göttingen 1923
(4) ebenda, Seite 296. Gewöhnlich werden Textstellen des Rig Veda wie folgt benannt: 2,41,1 (232). Das Bedeutet: 2. Liedkreis, 41. Hymnus des 2. Liedkreises, Vers 1, in der Gesamtzählung Hymnus 232.
(5) Michel, Peter (Hrsg.) »Der Rig-Veda/ Das Heilige Wissen Indiens in der Übersetzung von Karl-Friedrich Geldner«, nach der Ausgabe Göttingen und Leipzig 1923, Wiesbaden 2008, Band 1, Seite 328
(6) Grassmann, Hermann (Übersetzer): »Rig Veda/ In der Übersetzung von H. Grassmann«, eBook, Altmünster , 21. Juli 2012, Printausgabe 1877
(7) Grußadresse von Dr. Hermann Burgard für das Seminar »Phantastische Phänomene«, Bremen 2. und 3.3.2013. Ich zitiere aus Dr. Burgards Manuskript.
(8) Burgard, Dr. Hermann: »Encheduanna/ Geheime Offenbarungen«, Groß-Gerau
     2012
Burgard, Dr. Hermann: » Encheduanna: Verschlüsselt - Verschollen - Verkannt.
     Tempelhymnen Nr. 20 - 42 mit neuen Geheimen Offenbarungen«, Groß-Gerau
     2014

Zu den Fotos:
Foto 1: Lageplan der 5 Rathas/ wiki commons/ Daarznieks
Foto 2: Die Pandavabrüder mit gemeins Frau Draupadi/ wiki commons Redti
Foto 3: Draupadis Ratha/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 4: Draupadis Ratha/ Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 5: Arjunas Ratha/
Foto Walter-Jörg Langbein
Foto 6: Der Rig Veda, 1923/ Foto Walter-Jörg Langbein/ Archiv Langbein
Foto 7: Der Rig Veda, 2008
Foto 8: Der Rig Veda, 2012

347 »Der Gott mit dem Löwenkopf«,
Teil 347 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                        
von Walter-Jörg Langbein,                      
erscheint am 11.09.2016


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