Sonntag, 29. Januar 2012

106 »Von roten Hüten und runden Köpfen«

Teil 106 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein


Ein kompletter Riese
Foto: W-J.Langbein
Stolz steht der steinerne Riese auf seinem Podest. Er ist komplett. Während fast alle seiner Artgenossen leere Augenhöhlen aufweisen ... hat man ihm die kalkweißen Augen eingesetzt. Und auf seinem Haupt ruht tonnenschwer aus rotem Vulkangestein ein mächtiger Hut. Wenn es denn ein Hut ist. Auch heute noch ist diese Frage umstritten: Stellt der walzenförmige Klotz eine Frisur dar, einen Hut, oder eine Krone? Oder ist es gar ein Helm?

Meister der Steinmetzkunst waren am Werk, die die Kolosse aus dem Rano-Raraku-Vulkan meißelten. Meister der Speditionsbranche schafften die Riesen über viele Kilometer vom Steinbruch zum Bestimmungsort. Meister in der Wissenschaft der Statik richteten sie schließlich auf, bugsierten sie auf ihre Plattform und wuchteten die tonnenschweren roten »Hüte« auf ihre Häupter. Es ist wirklich bewundernswert, wie es ihnen gelang, die Kolosse stabil zum Stehen zu bringen und ihnen die steinernen »Tonnen« auf die Köpfe zu setzen, ohne dass der Riese fiel oder der »Hut« zu Boden stürzte.

Die Steinmetze schlugen in die Unterseite des »Huts« eine tiefe Kerbe. Sie wurde manchmal ins Zentrum gesetzt, manchmal mehr an den Rand. In diese Vertiefung (»Nut«) passte exakt eine Erhöhung oben am steinernen Kopf (»Feder«). So konnte der »Hut« fest auf dem Riesenhaupt verankert werden ... Die Nut-Kerbe hatte oft beachtliche Ausmaße. Sie war oft immerhin so groß, dass sich ein Mensch hineinsetzen kann!

Mann im Hut - Foto: W-J.Langbein
Rund 1 000 Osterinselkolosse sind bekannt, rund 100 tonnenförmige »Hüte« aus rotem Tuff-Gestein wurden bislang gefunden. Sollten also nur ganz bestimmte Riesen mit so einem »Hut« versehen werden? Bekannt ist der Steinbruch, aus dem diese massiven Schmuckaufsätze stammen. Es ist ein kleiner Nebenkrater des mächtigen Rano Kao, an der Südwestspitze des Eilands.

Am Steinbruch und in einiger Entfernung davon liegen noch heute einige der mysteriösen Kopfbedeckungen. Ich habe von allen Maß genommen und recht bemerkenswerte Ergebnisse notiert ... Die roten Zylinder haben einen Höhe von 121 cm bis 243 cm. Ihr Durchmesser beträgt zwischen 182 cm und 274 cm! Das sind schon ganz besondere Konfektionsgrößen ... Man lasse sich diese Maße auf der Zunge zergehen ... Ein Hutexemplar von beachtlicher Größe misst knapp über 2 Meter und 40 Zentimeter und hat einen Durchmesser von fast dreieinviertel Metern!

Das Hut-Material ist weicher als das, aus dem die Riesen gemeißelt wurden. Deshalb stellte man die Kolosse im Steinbruch fertig und transportierte sie dann als vollständig ausgearbeitete Figuren ... während die Hüte als rollenförmige Hüte von ihrem Steinbruch an den jeweiligen Bestimmungsort gerollt (?) wurden. Dort angekommen, wurden sie erst zurecht gemeißelt.

Hüte am Steinbruch
Foto: W-J.Langbein
Wie viele solcher Hüte wurden wohl hergestellt? Wir wissen es nicht. Viele stecken – auch unweit des Vulkans – tief im Erdreich. Von so mancher dieser Kopfbedeckungen für Riesen schaut nur noch ein kleines Stückchen aus dem Boden. Wurden die mächtigen Zylinder, warum auch immer, vergraben? Auch wenn es so aussehen mag ... glaube ich es nicht. Offensichtlich wurden die Arbeiten irgendwann einmal sozusagen über Nacht eingestellt. Halbfertige Statuen wurden nicht vollendet. Fertige, die schon ein Stück transportiert worden waren, ließ man einfach liegen. Hüte wurden zum Teil nur wenige Meter von ihrem Steinbruch aus liegengelassen ... oder viele Kilometer über die ganze Insel transportiert. Warum sollte man sich dann nach Abbruch der Arbeiten die Mühe gemacht haben, die monströsen Hüte zu vergraben?

Was beim genauen Betrachten mancher Hüte auffällt: Offensichtlich hat man in einige von ihnen Bilder hinein geritzt. Warum? Sie sind kaum zu erkennen. Was sie darstellen sollen, ist so gut wie nie zu erraten. Manche Ritz-Zeichnungen erinnern an Boote, andere an Fische.

»Houngan-Man«, mein Magier vor Ort, erklärte mir: »Die Ritz-Bilder hatten nicht dekorative, sondern magische Bedeutung. Sie sollten den Kolossen Kraft und Standfestigkeit verleihen. Und mächtige Statuen verliehen den Erbauern besondere Kräfte. Wer ein machtvolles Amt bekleiden wollte, konnte sich schützen. Je größer seine Statue war, desto besser konnte er sich gegen Neider und sonstige Feinde erwehren!«

Einsamer Hut am Strand
Foto: W-J.Langbein
Für so manchen Weltenbummler gehört die »Osterinsel« zum Programm. Oft wird das rätselhafte Eiland im Schnelldurchlauf absolviert. Wer vom Steinbruch hastig zu der einen oder der anderen stehenden Statue eilt... die am Vortag abgehakten Reiseziele schon vergessend... kann das Mysterium der Osterinsel nicht spüren. Man muss sich Zeit lassen, die Begegnungen mit den Kolossen auf sich wirken lassen. Der wirklich interessierte Besucher zollt den erstaunlichen Meisterleistungen der Osterinsulaner aufrichtigen Respekt und rennt nicht nach einigen geknipsten Fotos weiter.
»Die« Osterinselstatue gibt es übrigens nicht. Sicher: Die meisten scheinen einem vorgegebenen Muster zu folgen. Die langen Ohren verleihen den Gesichtern einen geradlinigen Rahmen. Die spitze »Himmelfahrtsnase« und die schmalen, oft geschürzten Lippen machen einen blasierten, ja arroganten Eindruck. Haben sie die schmal wirkenden Augen zusammen gekniffen?

Von magischer Bedeutung soll das Einsetzen der Kalk-Augen gewesen sein. Erst wenn so ein Koloss seine weißen Augen bekam... lebte er, konnte er sehen. Seltsam: Von vielen Hundert Augen, die es einmal gegeben haben muss, wurden nur einige wenige Bruchstücke gefunden. Warum? Was geschah mit den vielen Augen? Wurden sie zerstört? Wurden sie vergraben? Warum? Fürchtete man die Steinkolosse auch dann noch, wenn sie vom Podest gestürzt waren?

Eine
Riesenversammlung
Foto: W-J.Langbein
Und: Wie kamen die Kolosse zu Fall? Fakt ist: Keine einzige Statue überlebte stehend. Sie lagen alle am Boden oder steckten im Erdreich. Nur einige, relativ wenige hat man inzwischen wieder mit einem japanischen Kran aufgerichtet. Meine Meinung: Die Riesen fielen einer Naturkatastrophe – vermutlich einem Erdbeben – zum Opfer!

Ich wiederhole eine wichtige Frage: Stellen die steinernen Statuen blasierte Typen dar ... oder betont vornehme Vertreter eines hoch angesehenen Standes? Richtig ist: diese 08-15-Typen sind in der Überzahl. Es gibt aber auch ganz andere Figuren ... Wochenlang bereiste ich im Laufe einiger Südseereisen die Osterinsel ... und stieß dabei auf einige so ganz andere Figuren, auf Wesen mit runden Köpfen. Sollte es zwei verschiedene Menschentypen auf der Osterinsel gegeben haben, die ganz unterschiedliche Statuen schufen? Oder stellen die »Rundköpfe« göttliche Wesen wie den fliegenden Gott Make Make dar?

Die Statuen schweigen. Ach, wenn man in ihren Gesichtern nur wie in einem Buch lesen könnte! Übrigens: Rundköpfe wie Robotergesichter scheinen manchmal zum Leben zu erwachen. Wer das erleben möchte, muss ein gewisses Risiko eingehen ... und die Kolosse bei einem Gewitter aufsuchen. Durchnässt bis auf die Haut harrt man dann aus ... und wartet. Vom Himmel zuckende Blitze gaukeln einem dann vor, als würden die steinernen Gesichter zu Grimassen verzerrt ... hämisch über die Unwissenheit eines neugierigen Besuchers grinsen. Fotografieren lassen sich solche Eindrücke allerdings nicht!

Ein seltsamer Rundkopf
Foto:
 W-J.Langbein
Unzählige Kolosse stecken fast ganz im Boden. Von vielen ragt nur der Kopf heraus. Frei stehende oder zertrümmerte am Boden liegende Statuen sind relativ schnellen Zerfallsprozessen ausgesetzt. Wasser dringt in das poröse Material ein, äußere Schichten platzen ab. Es ist geradezu erschütternd, dass schon heute viele traurige Überbleibsel von einstigen Kolossen gar nicht mehr als solche zu erkennen sind. Bei näherem Betrachten vermag man manchmal da noch eine Augenhöhle und dort einen Nasenansatz zu erkennen.

Wird dieser Prozess noch aufzuhalten sein? Man experimentiert mit Chemie. So sollen Statuen ausgetrocknet und dann mit chemischen Tinkturen getränkt werden, die ein neuerliches Eindringen von Wasser verhindern sollen. Theoretisch gibt es Möglichkeiten, die uralten Kunstwerke des einsamsten Eilands der Welt zu erhalten. Aber: Das Verfahren ist sehr aufwändig, nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und ist teuer.

So gesehen ist es gut, dass viele Statuen weitestgehend im Boden stecken und vor Umwelteinflüssen geschützt sind. So gesehen ist es gut, dass so manche Staue im Erdreich vermutet wird, die auf Entdeckung wartet!

Rundkopf schaut aus der Erde
Foto W-J.Langbein
Je intensiver ich mich mit den Geheimnissen der Osterinsel beschäftigt habe ... desto rätselhafter erscheint sie mir! Ich bin inzwischen auch zur Überzeugung gekommen, dass es auch heute noch eingeweihte Wissende gibt. Die aber hüten die Geheimnisse der Osterinsel. Sie vertrauen sie keinem Besucher – ob Tourist oder Wissenschaftler – an.

Im Verlauf der Geschichte der Osterinsel brachten Besucher »zivilisierter« Länder selten Gutes! Die Bewohner der Insel wurden bis weit ins 19. Jahrhundert hinein versklavt. Ein Großteil der Bevölkerung starb elendiglich an eingeschleppten Krankheiten. Und noch heute fühlen sich die stolzen Nachkommen der Statuen-Bauer alles andere als frei! Von der Weltöffentlichkeit unbeachtet versuchen sich immer wieder Bewohner der Osterinsel von der Vorherrschaft durch chilenische Behörden zu befreien! Es kam zu Protesten, Besetzung des Flughafens und Tumulten.

So forderten demonstrierende Ureinwohner Dezember 2010 die Rückgabe der Ländereien, die einst ihren Vorfahren gehörten. Nach dem Bericht eines Anwalts ging die chilenische Polizei mit Gewalt gegen die Einheimischen vor.

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»Alten Rätseln auf der Spur«
Teil 107 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«
von Walter-Jörg Langbein,
erscheint am 05.02.2012


Freitag, 27. Januar 2012

Dezember: Rekordsteuereinnahmen für den deutschen Fiskus – die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Es sind die kleinen Meldungen, die uns besonders aufmerksam machen sollten. Oft erfährt man aus Kurzmeldungen oder Randnotizen sehr viel über die tatsächliche Situation, denn sie lassen keinen Platz für verschwurbelte Euphemismen nach Politikermanier.

Soeben berichtet die Morgenpost unter Berufung auf das Handelsblatt von einem Rekord, der sich bisher wie ein scheues Rehlein den Blicken der Öffentlichkeit entzogen hatte:  Mit 70,8 Mrd. € kassierte der deutsche Fiskus im Dezember 2011 die höchste Summe, die er je in einem Monat eingenommen hat. Der Bundesfinanzminister brauche angesichts der besseren Konjunktur 2012 wohl deutlich weniger Kredite als geschätzt.

Wer diese Meldung bis um Grund durchdenkt, der wird zu dem Schluss kommen, dass wir uns auf harte Zeiten einzustellen haben, die der Situation in Griechenland in nichts nachstehen. Aus den reinen Fakten ergibt sich nämlich die Frage, wie desaströs ein Staatshaushalt ist, der sogar in Zeiten von nie dagewesenen Einnahmerekorden überhaupt auf Neuverschuldung setzen muss.

Nach dem alten Motto »Spare in der Zeit« wäre jetzt eine Phase des Aufbaus von Guthaben oder zumindest der Tilgung von Altschulden angesagt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Auf welche noch höheren Einnahmerekorde möchte der Staat warten, bis er damit beginnen kann, zu gesunden und sich finanziell wirklich zu sanieren?

Stark ist der, dem man noch was leiht

Doch leider sind die Parameter für solides Wirtschaften völlig verschoben. Als »wirtschaftlich potent« gilt ein Staat heute nicht mehr dadurch, dass er über ordentlich geführte Kassenbücher mit einem dicken Pluszeichen verfügt, sondern dann, wenn ihm Anleger und Investoren den Geldhahn noch nicht zugedreht haben.

Dass dies auf Dauer nicht gutgehen kann, weiß jeder. Wer jeden Monat mehr ausgibt, als er einnimmt und die Differenz mit geliehenem Geld stopft, bei dem steht schnell der Zwegat vor der Tür. So lange es realistischen Spielraum gibt, die Einnahmen zu erhöhen, ist das Problem noch lösbar. Was aber, wenn die Einnahmen bereits auf Rekordniveau sind? Reduziert auf die Situation einer Einzelperson in vergleichbarer Lage gibt es dann mehrere Möglichkeiten:

1.) die Einnahmen durch zweifelhafte Methoden weiter erhöhen (den Nachbarn beklauen, Taschendiebstahl)
2.) in die Spielbank gehen und auf den ganz großen Wurf hoffen
3.) die Ausgaben senken, konsequent auf neue Schulden verzichten und die Altschulden langsam abtragen
4.) Insolvenz

Diese schon von Grundschülern durchschaubaren Mechanismen versucht unser Staat seit Jahren zu ignorieren, indem er ein Netz aus Scheinkorrektheit darum spinnt. So lange der Finanzminister von einem ausgeglichenen Staatshaushalt mit einer geringeren Neuverschuldungsquote spricht, ist alles in Ordnung, denn schließlich ist alles immer eine Frage korrekt gewählter Worte, nicht wahr?

So lange ein Taschendiebstahl »Kraftstoffsteuer« genannt wird oder Luftnummern als »Versteigerung von UMTS-Lizenzen« deklariert werden können, ist die Insolvenz noch abwendbar. Warum also den Haushalt sanieren, so lange die Fantasie zur Entwicklung unsolider Einnahmequellen noch nicht am Ende angekommen ist und Anleger noch immer fleißig Männchen machen und weitere Staatsanleihen kaufen?

»Herr Wirt, anschreiben!«

So ruft jeder Kampftrinker, der mehr Durst hat als Geld. Wer aber ist in unserem Fall der Wirt? - Ganz klar: Unsere Kinder und Enkel sind es, denen wir den Schuldenberg ans Bein binden (oder sind sie nicht eher umgekehrt wie Prometheus an den Felsen gekettet? Eine Frage der Perspektive).

Ausgehend von der eingangs erwähnten Rekordmeldung ist es ganz klar, was in Zukunft passieren wird, also wage ich mal einen Tipp:

Die Schulden steigen unaufhörlich weiter. Sobald die Konjunktur einen größeren Einbruch erleidet, wird Deutschland mühelos sämtliche Grenzen des EU-Stabilitätspakts sprengen und ebenfalls zum Pflegefall werden. Anleger werden sich zurückziehen, Zinsleistungen werden nicht mehr in vollem Umfang bedient werden können. Um die Insolvenz abzuwenden, wird der Staat darauf angewiesen sein, mit Brachialmethoden den letzten Steuercent abzuschöpfen. Der Solidaritätszuschlag wird in eine Höhe steigen, die auf Enteignung hinausläuft. Der Staat wird sich einen massiven Schuldenschnitt gönnen und um die daraufhin drohende Bankenpleite abzuwenden, per Gesetz die Sparguthaben seiner Bürger halbieren. Nennen wird man das alles nicht Diebstahl oder Enteignung, sondern »Solidaritätspakt Deutschland«. Da im Zuge der Maßnahmen die Wirtschaft am Boden liegt, wird die Insolvenz dennoch nicht abgewendet werden können. Dadurch wird der EURO auseinander brechen (wenn er das nicht schon vorher getan hat) und eine Währungsreform wird die Zähler auf Null setzen. Auf ein Neues!

Rückblickend wird man allen verantwortlichen Politikern in den Geschichtsbüchern kommender Jahrhunderte ein rühmliches Andenken bewahren, stellen sie doch die erste Generation dar, die es geschafft hat, einen blühenden Staat ganz ohne Krieg vollkommen zu zerstören ...


Mittwoch, 25. Januar 2012

Eine Lanze für John Asht





Eine Analyse von Ursula Prem

Möglicherweise wird es in Zukunft ein neues Verb geben, das es mit etwas Glück auch in den Duden schaffen könnte. Es bezeichnet eine Erscheinung, die in dieser Art erst mit dem Internet aufgekommen ist und immer häufiger anzutreffen ist: das Schreiben von schlechten Rezensionen über Bücher, die man gar nicht oder zumindest nicht mal annähernd ganz gelesen hat. Wäre ja kein Problem, wenn das Internet nicht sofort eine breite Öffentlichkeit für solch einen Verriss schaffen würde, der vom ersten Moment an für jeden Interessierten sowohl unter dem Buchtitel, als auch unter dem Autorennamen googelbar ist. Ein Autor, dem solches passiert, der ist wirklich geasht (womit wir bei dem neuen Verb wären), vor allem dann, wenn er keinen berühmten Namen trägt und nicht mit einer Menge unterschiedlicher, objektiver Kundenmeinungen rechnen kann, die als Ganzes ein umfassendes Bild über das Buch ergeben.


Der Umgang mit Ashting will gelernt sein

John Asht, Autor des Romans »Twin-Pryx«, hat es offenbar zum ersten Mal erlebt: Sein Buch wurde in einem Bücherblog geasht. Die Bloggerin gab offen zu, über den Anfang des Buches nicht hinausgekommen zu sein und eröffnete ihre Buchbesprechung mit dem Satz: »Ausnahmsweise greife ich an dieser Stelle auf den Klappentext zurück, da ich nicht weit genug gekommen bin, um mehr als die Ansätze der darin geschilderten Handlung zu erleben.« Was dann folgte, war alles andere als eine Leseempfehlung.

Der Autor reagierte so, wie viele reagieren würden, die zum ersten Mal geasht werden: Er war sauer. Dies brachte er auch mit einigen deftigen Worten in den Kommentarzeilen unter der Buchbesprechung zum Ausdruck. Eine Dummheit? - Vielleicht. Mehr noch aber die verständliche Spontanreaktion eines Menschen, für den es eine ausgemachte Sache ist, dass man Bücher gelesen haben sollte, ehe man sie besprechen kann. Die Empörung eines Menschen, der noch nicht zu den abgefuckten Bestsellerautoren zählt, denen es völlig egal ist, was aus ihren Babys wird, sobald sie sie schwungvoll und etwas lieblos in die Welt geschubst haben.