Montag, 25. November 2013

Fido Buchwichtels Adventskalender

Hallo liebe Leute!

Wir Fido Buchwichtel, von Dorfbewohners Gnaden zum Internetwichtel ernannt, gebe hiermit kund: es ist vollbracht! Mein erster selbstgebastelter und internetfähiger Adventskalender ist fertig.

Es erfüllt mich mit Stolz und, gebt zu liebe Menschen, das habe ich fein gemacht. Nun denkt Ihr vielleicht, dass es noch etwas zu früh für einen solchen Kalender ist. Aber am nächsten Sonntag ist bereits der 1. Dezember und die erste Kerze sollte brennen. Bis dahin bin ich auf mein eigenes Blog umgezogen und werde dort auch wohnen bleiben, bis die Festtage vorbei sind.

Und damit Ihr es wisst: danach werde ich erst einmal Urlaub machen. Mein Schwippschwager hat mich nach Spananien eingeladen. 

Zurück zu meinem Adventskalender. Der hat es in sich. Das könnt Ihr auch ausprobieren. Es geht ganz einfach. Ihr müsst nur mit der Maus über das Bild gehen. Da sind ja Zahlen drauf. Was meint Ihr wohl was passiert, wenn Ihr auf eine dieser Zahlen klickt? Na? Versuch macht klug, kann ich da nur sagen. Ach, bevor ich es vergesse! Das Bild von meinem Adventskalender wurde im Garten Picker, Weseke, aufgenommen.


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Übrigens, unten gibt es ein Feld, da steht »Kommentar«, da dürft Ihr mich loben, das ist extra dafür da.

Und ab Sonntag treffen wir uns dann auf Fido Buchwichtels Adventskalender. Jeden Tag gibt es dort eine neue Überraschung. Ich freue mich auf Euren Besuch.

Macht mir keine Dummheiten, sonst kommt Nikolaus mit der Rute!
Winke winke Euer

Fido Buchwichtel








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Sonntag, 24. November 2013

201 »Der Riese in der Dorfkirche II«

Teil 201 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Christophorus und Anubis

Im Mittelalter war die Priesterschaft sehr mächtig. Groß war die Angst der Katholiken, ohne Beichte zu sterben. Nur wer vom Priester möglichst unmittelbar vor seinem Tod die Absolution erhielt, konnte – so glaubte man – sündenfrei vor das Gericht im Jenseits treten. So gesehen hatte es der Geistliche in der Hand, ob ein Toter in Fegefeuer und Hölle wanderte ... oder frohlockend ins Himmelreich eintreten durfte.

So grassierte die Angst,  einem unvorhergesehenen, plötzlichen Tod anheim zu fallen ... und ohne Beichte vor den »lieben Gott« treten zu müssen. Doch da gab es eine »Versicherung«. Man musste ein Bildnis – gemalt oder als Statue – von Christophorus betrachten, um an diesem Tag unbelastet von Sünden ins Jenseits eintreten zu können. Deshalb gab es in vielen Kirchen direkt am Eingang einen riesengroßen Christophorus. Der Gläubige konnte so tagtäglich rasch einen Blick auf den Heiligen werfen, ohne die Kirche betreten zu müssen.

So wurden Gläubige zur Kirche gelockt, auch wenn sie nur kurz einen Blick auf Christophorus warfen. Heute ist diese spezielle Schutzwirkung des Christophorus nicht mehr bekannt. In unseren modernen (?) Zeiten baumeln aber unzählige Christophorus-Amulette von Rückspiegeln unserer Autos ...

Selbst blutrünstige Krieger hatten Angst vor einem schnellen Tod ohne Beichte und priesterliche Vergebung. Sie malten sich ein Christophorus-Bild auf die Innenseite ihres Schildes. So konnten sie im Gemetzel fallend einen letzten Blick auf Christophorus werfen... und trotz aller Mordtaten unbelastet von Sünden vor den himmlischen Richter treten.

Christophorus ermöglichte so dem Menschen, nach seinem Tode wieder unbeschwert von Sünden weiter zu leben. Ist es ein Zufall, dass Christophorus ursprünglich als Riese mit Hundekopf dargestellt wurde, genau wie der ägyptische Gott Anubis? Ist es ein Zufall, dass Anubis und Christophorus beide einen langen Stock bei sich tragen? Ich glaube, dass der christliche Christophorus ein Nachfolger des hundsköpfigen Anubis ist. Zur Erinnerung:  Seth zerstückelte nach ägyptischer Mythologie einst seinen Bruder Osiris und verstreute die Einzelteile über die ganze Welt. Anubis trug, zusammen mit Isis, die Stücke wieder ein und setzte sie neu zusammen.

Christophorus als magischer Schutz
Foto: Adrian Michael, wiki commons
In Ägypten wartete Anubis an der Grenze zum Jenseits auf den Toten (sprich die Mumie), vollzog die rituelle Mundöffnung und beschützte den Toten auf seinem weiteren Weg in die andere Welt. Bei den Griechen wurde Anubis mit Hermes gleichgesetzt, der die Seelen der Toten begleitete. Ich bin mir sicher: Christophorus war ursprünglich so etwas wie ein heidnischer Totengott. Der alte Glaube war so fest im Volk verankert, dass aus dem Gott nur ein Heiliger gemacht werden konnte. Ganz verbieten ließ er sich nicht.

Heute wird Christophorus als Riese, ansonsten aber als menschlich gesehen. Seinen mächtigen Stab (Attribut von Anubis!) hat er behalten, seinen Hundekopf (Attribut von Anubis!) trägt er schon lange nicht mehr. Nach dem II. Vatikanischen Konzil sollte Christophorus eigentlich als historisch nicht nachweisbarer Heiliger aus den Listen gestrichen werden. Sein Festtag – 24.7. – wurde als offizieller Feiertag abgeschafft.

Im Verlauf von mehr als drei Jahrzehnten habe ich manchen geheimnisvollen Ort auf unserem Globus besucht. An abgelegenen Orten – von Anatolien bis nach Vanuatu in der Südsee – war oftmals das mysteriöse Flair uralter Heiligtümer auch in unserem Zeitalter der Raumfahrt immer noch zu spüren. Und das gilt auch für das kleine Kirchlein von Wilschdorf.

Einstmals war das Innere des bescheidenen Gotteshauses so etwas wie ein Buch, das auch Analphabeten lesen konnten. Es kam ohne das geschriebene Wort aus. Bild reihte sich an Bild. Viele der großfigürlichen Fresken wurden im Lauf der letzten Jahrhunderte leider zerstört. Noch so manche Malerei schlummert unter weißer Tünche, wartet darauf, wieder freigelegt zu werden. Und die wenigen Gemälde, die wir heute betrachten können, geben teilweise noch Rätsel auf...

Der berühmte Judas-Kuss - Foto: W-J. Langbein

Da ist die Nixe zwischen den Füßen des Christophorus. Da verrät Judas seinen Herrn Jesus durch einen Kuss ... Da sehen wir Jesus, nach seiner Verhaftung am Ölberg. Soldaten führen ihn einem Sitzenden mit einer Krone vor. Soll das Pontius Pilatus sein, der Jesus nach dem biblischen Bericht nicht zum Tode verurteilen wollte. Pontius Pilatus war aber kein König, sondern Statthalter (1).

Links erkennt man drei Soldaten, die an mittelalterliche Söldner erinnern. In der Mitte steht, mit Heiligenschein, Jesus. Einer der Krieger packt Jesus an der Seite. Dann folgt eine kleine Person mit gelocktem Haar, unmittelbar vor dem Sitzenden mit Krone stehend. Ist das ein Kind? Eine junge Frau? In den Evangelien gibt es keinen Hinweis auf ein Kind oder eine Frau bei Pilatus.

Sollte es sich bei der kleinen Person um einen Bediensteten handeln, der Pilatus soeben eine Schüssel gereicht hat? Wäscht sich Pilatus gerade, wie im »Neuen Testament« beschrieben, die Hände in Unschuld? Im Evangelium nach Matthäus (2) lesen wir, dass Pilatus vergeblich versucht hat, Jesus zu retten:

»Als aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete, sondern das Getümmel immer größer wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem Blut; seht ihr zu!«

Wird diese Szene in der »St. Christophorus-Kirche« in Wilschdorf dargestellt? Historisch jedenfalls ist die Behauptung nicht, dass Pilatus Jesus den Juden zur Kreuzigung überlässt. Aufständische und Rebellen wurden von den Römern hingerichtet, oft auch ohne Prozess. Mehr als fragwürdig ist die Behauptung, Pilatus habe den Juden die Entscheidung überlassen, ob Jesus oder ein Barabbas begnadigt würde.. und wer am Kreuz zu sterben habe (3): »Und als sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: ›Welchen wollt ihr? Wen soll ich euch losgeben, Jesus Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus?‹«

Der angebliche Brauch, zum Passah-Fest das Volk zu befragen und dann einen Gefangenen freizulassen ist historisch nicht belegbar. Interessant ist die Namensähnlichkeit der zur Wahl stehenden Delinquenten: Jesus Barabbas und Jesus, genannt der Christus. Das Volk musste also zwischen zwei »Jesussen« wählen. In vielen Übersetzungen wird allerdings aus Jesus Barabbas einfach nur Barabbas. Noch verwirrender wird der Sachverhalt, wenn man bedenkt, dass man »Jesus Barabbas« mit »Jesus, Sohn des Vaters« übersetzen kann, eine Bezeichnung, die auch auf Jesus, den Messias zutrifft. Sahen sich doch Jesus selbst als den Sohn des himmlischen Vaters.

Jesus vor Pontius Pilatus

Verantwortlich für das an Jesus vollzogene Todesurteil waren die Römer. Das Neue Testament aber suggeriert... die Juden waren schuld. Durch eine vermutlich erfundene Episode wird die Verantwortung von den Römern genommen.

Durch manch unterirdisches, verwirrendes Labyrinth bin ich auf meinen Reisen in ferne Länder gekrochen... das Geheimnis der Dreifaltigkeit erschließt sich mir bis heute nicht wirklich. Wenn Jesus, Gottvater und Heiliger Geist Eins sind, warum betet dann Jesus zu Gottvater, also zu sich selbst... und bittet sich selbst, sich doch den Kelch des grauenvollen Todes am Kreuz zu ersparen? Wir lesen im Evangelium nach Matthäus (4):  »Und er (Jesus) ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!«

Schlafende Jünger im Garten von
Gethsemane - Foto: W-J.Langbein
Jesus fleht sich selbst an. Gottvater, also er selbst, möge ihn doch vor dem Martertod am Kreuz retten. Aber  nicht Jesu Wille, nicht sein eigener Wunsch zähle, sondern der des Vaters... also doch sein eigener? Die Dreifaltigkeit ist keine Erfindung des Christentums. Schon zu »heidnischen« Zeiten gab es erst Dreigespanne aus Göttinnen, lange vor dem Christentum.

Im Kirchlein von Wilschdorf findet sich auch, als Einzelbild eines viele Jahrhunderte alten »Comicstrips« die Gethsemane-Szene. Während Jesus verzweifelt und in Todesangst betet, sind seine Jünger eingeschlafen.

Einer der Jünger sieht wie ein Mönch mit Kutte und Tonsur aus... schlafend. Kritik an der Geistlichkeit?

Fußnoten
1: Evangelium nach Matthäus Kapitel 27, Vers 2:  »und sie banden ihn (Jesus) führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus.«
2: Evangelium nach Matthäus Kapitel 27, Vers 24
3: Evangelium nach Matthäus Kapitel 27, Vers 17
4: Evangelium nach Matthäus Kapitel 26, Vers 39
Copyright:
Das Copyright liegt wie immer bei den Fotos, falls nicht anders vermerkt, beim Verfasser.
Zum »Gruppenfoto« Christophorus-Anubis-Christophorus (ganz oben):
Foto links: Christophorus von Eggenfelden, Foto Heidi Stahl.
Foto in der Mitte: Anubis, wikicommons, Foto Jeff Dahl.
Foto rechts: Christophorus von Neu-Ulm, Foto W-J.Langbein.

Drei Glocken,
Teil 202 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                                                                                              
erscheint am 01.12.2013






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Freitag, 22. November 2013

Opas Weltrevolution − die Freitagskolumne von Ursula Prem

Ursula Prem
Lenin ist tot. Stalin ebenso. Und Fidel Castro ist es auch schon ganz schlecht. Das größte soziologische Experiment der Menschheitsgeschichte ist mit dem Fall der Mauer in sich zusammengebrochen. Ist der Kommunismus also am Ende? Man könnte es so sagen, wäre da nicht ein letztes Refugium, das der reinen Leere Lehre bis heute pflegt und die Fackel der Weltrevolution gegen alle Vernunft Widerstände kompromisslos durch die Zeiten trägt. Die Rede ist vom unbeugsamen Opa-Blog, in welchem sich Betreiber Dr. Klaus-Peter Kurch mit voller Kraft der Pflege der richtigen Ideologie widmet, wobei es auf Recht oder Unrecht dabei nicht wirklich ankommt. Aber so ist das nun einmal mit Ideologien: Sie entheben der Mühe der Herstellung von Einzelfallgerechtigkeit und bieten ihren Anhängern ein wenigstens rudimentär funktionierendes persönliches Koordinatensystem in einer immer komplexer werdenden Welt.

Ein derart einfaches Freund-Feind-Schema macht das Leben leicht: Nicht an seinen Taten ist der Mensch demnach zu messen, sondern schlicht an seiner »ideologischen Standfestigkeit«. Zwangsläufig bilden sich im Schatten eines derart absurden Konstrukts jede Menge blinder Flecken, in denen das Menschsein in seiner dunkelsten Ausprägung schamlos ausgelebt wird. Echte Ideologen ficht dies nicht an: Da es »um die Sache« geht, wird der einzelne Mensch mit leichter Hand zum Erfüllungsgehilfen der großen Idee degradiert, denn wo gehobelt wird, da fallen schließlich auch Späne. Einzelschicksale sind nach dieser Lesart nur dann interessant, wenn sich ihre Träger in den Dienst der »guten Sache« stellen. Zeigen sie dazu wenig Neigung, enthüllt sich die tatsächliche Natur der vorgeblichen Unterstützung schnell und ungeniert.


Ideologie versus Einzelfallgerechtigkeit


Dies muss nun auch Gustl Mollath erfahren, dessen geradliniges Bestehen auf Einzelfallgerechtigkeit »Opa Kurch« sauer aufstößt. Die versuchte Instrumentalisierung Mollaths als Trojanisches Pferd der Weltrevolution ist gescheitert, nun gilt es, den Schaden zu begrenzen: Mit derselben Energie, die Kurch zuvor auf die Unterstützung Mollaths verwendet hatte, macht er sich nun daran, diesem maximal zu schaden. Da er diesen scheinbaren Wechsel der revolutionären Stoßrichtung seinen Lesern jedoch nur schwer vermitteln könnte, tut er dies über einen Umweg: Er bedient sich dazu der Person von Mollaths Rechtsanwalt Gerhard Strate, dessen Demontage er sich nun auf die zerschlissenen roten Fahnen geschrieben hat. Dass echte Argumente hierfür weit und breit nicht in Sicht sind, ficht »Opa Kurch« nicht an: Für seine Zwecke tut es auch ein unausgegorener Mix aus unbelegten Behauptungen, schwammigen Mutmaßungen und reinen Lügen, den er in seinem Beitrag »Unreifes Geschreibsel« nun bereits zum wiederholten Male aufkocht, ohne mit seinem Namen hierfür verantwortlich zeichnen zu wollen: Schließlich hat er den Text nur von der Wand einer unschuldigen Nothütte im schönen Frankenwald abgeschrieben und vorsorglich einen distanzierenden Titel darüber gesetzt, nicht wahr?

Nun kann man »Opa Kurch« diese Vorgehensweise kaum übel nehmen, unterliegt schließlich auch er den Gesetzmäßigkeiten der eigenen Sozialisation: Für den Posten als amtlicher Leiter der Zentralstelle Führungskräfte des Ministeriums für Maschinenbau der Deutschen Demokratischen Republik mag er sich nicht eben durch politische Unzuverlässigkeit qualifiziert haben. Was tut das alte Zirkuspferd, wenn es irgendwo Musik hört? – Eben: Als Salonkommunist 2.0 mit unbegrenzter Flat(ulenz)rate ist Kurch sich schließlich einiges schuldig!


Opas Einsatz für den Schutz des Eigentums


In jedem Fall schon immer löblich war »Opa Kurchs« Bereitschaft, sich auch im engeren Umfeld für eine gute Sache einzusetzen, wie beispielsweise den Schutz des Eigentums (des Eigentums der Stasi, versteht sich, damit hier niemand auf merkwürdige Gedanken kommt!). Hierzu bekennt er sich auch in seinem Nostalgieblog »Tage und Jahre«, wo er in einem Beitrag vom 30. November 2011 in der Rückschau Folgendes über seine Erlebnisse vom 15. Januar 1990 berichtete:

»Abends überrascht von den Fernsehnachrichten der Ausschreitungen am Gebäude der Stasi in der Normannenstr. Fernsehdiskussion dazu, aus der mir noch einmal klar, wie gefährlich eng verknüpft Gewalt gegen Sachen mit der Gewalt gegen Personen ist. Danach sehr scharfe Auseinandersetzung mit C. zu diesen Vorgängen. Sie sagte, sie habe ursprünglich auch dorthin gehen wollen. Ich sagte (habe dabei im Auge, dass sie nicht zur LL-Demo* gegangen war), sie müsse sich überlegen, wofür sie auf die Straße gehe.«

*Liebknecht-Luxemburg-Demonstration

Weiterlesen: "Im Herzen der Finsternis", ein Bericht von SPIEGEL-Online über den Sturm auf die Stasi-Zentrale. Danke an Gabriele Wolff für den Link. 


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Montag, 18. November 2013

Fido Buchwichtel im vorweihnachtlichen Wichtelstress

Hallo liebe Leute!

Hier bin ich wieder:
Fido Buchwichtel
und ich habe Stress, Stress, einen Stress, wie ihn so nur Wichtel in der Vorweihnachtszeit kennen!

Dabei ist ja jedes Jahr um die Zeit viel los. Ihr Menschen verlasst Euch ja auf uns Wichtel. Und wir sind so blöde und fühlen uns in die Pflicht genommen, jedes Jahr für Euch Menschen die Wichtel zu machen. Letztes Jahr war schon heftig genug! Die kleinen Beinchen haben wir uns für Euch ausgerissen, damit Ihr auch ja alle Geschenke und was sonst noch alles bis zum Heiligen Abend unter dem Baum liegen hattet. 

Schaut Euch mal das Bild von mir an! Das zeigt mich kurz nach dem letzten Fest. SCHAUT EUCH MEINE ARMEN PILLEFÜßE AN!!! Ganz dick waren die vom vielen Rennen. Und meine armen Beinchen, ganz dünn sind die geworden, nur wegen Euch!

Und an Wichtelsgiving, das ja zu Pfingsten stattfindet, was gab es da von Euch zurück? Nicht einen einzigen Sack voll Bucheckern habe ich von Euch bekommen!
Aber ich will nicht klagen, das steht einem Wichtel nicht zu und schließlich und endlich bin ich kein Jammerwichtel.

Meine Dorfgemeinschaft hat sich wegen meiner Pillefüße auch schon etwas überlegt. Damit ich nicht mehr so durch die Gegend rennen muss, bin ich zum Internetwichtel erklärt worden. Das hat auch damit zu tun, weil ich ja schon seit geraumer Zeit hier bei »Ein Buch lesen!« regelmäßig die Bestseller der Woche aus dem Wichtelland vorstelle. Ich habe also meine eigene Serie, das bringt mir natürlich Vorteile aber auch Nachteile ein. Die Vorteile sind unter anderem, dass ich vermehrt Tätigkeiten im Sitzen ausführe und damit meine Füße schone. Dann, aber das nur am Rande, betrachtet mich Susa in letzter Zeit sehr wohlwollend. Der Nachteil ist, dass mich meine Wichtelfrau mit bösen Blicken abstraft, wenn Susa mich so aufmerksam betrachtet.

Wie dem auch sei, ich bin jetzt offiziell zum Internetwichtel ernannt worden und habe schon entsprechend Gas gegeben. So habe ich mir für die kommende Weihnachstzeit etwas ganz besonderes überlegt: einen Adventskalender werde ich für Euch Menschen zusammenbasteln.

Nun muss ich natürlich erst noch üben. Sozusagen bin ich ja ein Protowichtel auf dem Gebiet und natürlich noch auf menschliche Hilfe angewiesen. Darum hatte ich mir überlegt, meine Lieblingskrimiautorin Tuna von Blumenstein aufzusuchen. Ein Flieger von Lachmöwenärlines brachte mich auch sicher vom Venn, wo ich wohne, ins Münsterland zu Tuna. Ist ja fast ums Eck. 

Wie ich also einen Blick durch ein Fenster in die gute Stube der liebenswerten älteren Krimiautorin warf, sah ich sie vor ihrem Ofen sitzen. In der einen Hand ein Glas mit Single Malt, in der anderen eine qualmende Havanna. Tuna betrachtete die Flammen in ihrem Ofen, ihr Gesichtsausdruck verriet mir die tiefen Abgründe des menschlichen Seins, die Tuna vermutlich anschließend zu Papier bringen wollte. Ich fühlte mich außerstande, sie in diesen Momenten der kreativen Schöpfungsphasen zu stören.

So überlegte ich mir, was ich denn Gutes für sie tun könnte um auch gleichzeitig für den Adventkalender zu üben. Das Ergebnis könnt Ihr hier betrachten.

Der hässliche Zwilling Der Tote im Zwillbrocker Venn Mord in Genf Blauregenmord Krimiautorin Tuna vB. Kriminelles zum Weihnachtsfest

Leider habe ich keine eigene HP. Das wird vermutlich aber noch irgendwann kommen, sobald wir im Wichteldorf an das Internet angeschlossen sind. »Ein Buch lesen!« hat mir vorübergehend ausgeholfen. Dann kommt noch ein Problem mit der so genannten html dazu. Die funzt in Blogs nicht so, wie ich es gerne hätte. Aber auch das Problem konnten wir lösen. So und nun möchte ich Euch bitten, mit der Maus über das Bild zu gehen. Es ist noch nicht vollkommen, aber ein echter Fido Buchwichtel

Ansonsten bin ich schon mächtig stolz auf meinen Prototyp. Jetzt müsst Ihr nur noch klicken und dann: Kaufen! Lesen! Weiterempfehlen!

Und bis nächsten Montag werde ich bestimmt weiter Stress, Stress, Vorweihnachtsstress haben!

Bis dahin und winke winke Euer

Fido Buchwichtel




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Sonntag, 17. November 2013

200 »Der Riese in der Dorfkirche I«

Teil 200 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Das Kirchlein im Herbst - Foto: W-J.Langbein

Die Oktobersonne wärmte immer noch. Sie ließ das herbstlich gefärbte Laub besonders bunt erscheinen, als ich in Dresden in mein Taxi stieg. Der Taxifahrer stutzte, als ich ihm mein Fahrziel mitteilte. »Dresden-Wilschdorf? Was wollen Sie denn da?« Noch verblüffter wurde sein Gesichtsausdruck, als ich antwortete: »In Wilschdorf steht die älteste Kirche Dresdens!« Davon hatte der wackere Chauffeur noch nie etwas gehört. Ich müsse mich irren.

Wintereinbruch am
27.10.2012 in
Wilschdorf bei Dresden.
 Foto:
Walter-Jörg Langbein
»Die älteste Kirche Dresdens ist die Stadtkirche, auch Kreuzkirche genannt. Soll ich Sie zur Stadtkirchen bringen?« Mein Ziel war aber die »St. Christophorus-Kirche« von Wilschdorf. Wieder korrigierte der Taxifahrer: »Sie wollen also nach Laubegast ... zur Chrisopheruskirche?« Ich beharrte auf meinem Ziel ... Wilschdorf ... »Christophorus-Kirche«.

Noch strahlte das bunte Herbstlaub im morgendlichen Sonnenlicht ... Es begann allerdings zu regnen. Aus vereinzelten Regentropfen wurde rasch ein heftiger Schauer ... und im idyllischen Wilschdorf begann es heftig zu schneien. Als das Taxi vor dem kleinen Kirchlein anhielt, wirbelten Schneemassen in heftigem Wind zu Boden. Das herbstliche Wetter war einem winterlichen Szenario gewichen, wie man es sich für die Weihnachtszeit wünscht.


Eine freundliche Mitarbeiterin der Kirchgemeinde schließt das kleine Gotteshaus auf. Knarrend öffnet sich die Türe. Im Vorraum steht ein altehrwürdiger Opferstock. Starke Eisenbänder schützen das  augenscheinlich recht alte Holz. Außerdem ist der Opferstock fest im Boden verankert. Ich erfahre, dass das gute Stück eine echte Rarität ist! Wann es gefertigt wurde, weiß niemand zu sagen. Bereits im Jahre 1637, so erfahre ich, suchten schwedische Truppen Wilschdorf heim. Sie plünderten und raubten ... auch den Opferstock. Offenbar ist es nicht gelungen, an die spärlichen Gaben heran zu kommen. Also nahmen die Schweden den Opferstock mit ... und ließen ihn irgendwo im Wald liegen. Zufällig wurde er wieder gefunden ... und ist seit 1967 wieder im Gebrauch.

Der uralte Opferstock
Foto: W-J.Langbein 
Im 18. Jahrhundert, so erfahre ich, wurde das Kirchlein vom Blitz getroffen. »Die Schäden müssen erheblich gewesen sein!«, heißt es. Rasch wurde renoviert. Und im Inneren wurde mehr Platz für die Gläubigen geschaffen ... auf der damals neu angebrachten Empore. Was damals aber nicht bekannt war: Unter unansehnlicher Farbe verbargen sich Wandmalereien aus dem frühen 15. Jahrhundert. Die Kunstwerke waren offenbar nach der Reformation im 16. Jahrhundert dem Geistlichen ein Ärgernis. Sie wurden übertüncht.

Als dann im 18. Jahrhundert die neue Empore angebracht wurde, wurden Teile der noch verborgenen Malereien beschädigt. Erst 1971 wurden alte Kunstwerke unter der Tünche entdeckt, aber erst 1972 bis 1985 freigelegt ... und das nur zum Teil. Bis heute fehlen die finanziellen Mittel, um die Malereien gänzlich wieder zum Vorschein bringen und fachgerecht restaurieren zu lassen. Bis dahin schlummert noch so manches Bildnis unter weißlicher Farbe, bleibt auf diese Weise aber bestmöglich konserviert!

Um Fresken im eigentlichen Sinn handelt es sich bei den Malereien nicht. Beim Fresko werden die Farben aufgetragen. Als Unterlage dient noch feuchter, in mehreren Schichten aufgetragener Putz. In der »St. Christophorus«-Kirche erfolgte die religiöse Malerei auf dem bereits trockenen Putz.

Ich wende mich vom Eingang aus nach links. Mittig an der linken Seitenwand ist die hölzerne Empore angebracht. Ich trete näher. Unter der Empore erkenne ich eine noch erstaunlich gut erhaltene farbige Malerei. Kaum zu glauben, dass sie fast sechs Jahrhunderte alt ist.

Die Empore an der Seitenwand
Foto: wikicommons, Paulae

Ich betrachte die Malerei genauer. Zwei Füße fallen mir auf. Zwischen den Füßen ist ein Fabelwesen zu erkennen. Es ist ein Mensch unbestimmbaren Geschlechts. Der Unterleib ist wie bei einer Wassernixe der eines Fisches. Das mythische Wesen bläst tüchtig in eine altertümliche Tröte. In der spätgotischen Kirche »St. Sixti«, Northeim, habe ich auch eine Nixe gesehen, allerdings splitternackt und unweit einer Teufelsfratze. »Sinnlichkeit und Dämonisches wurden hier verewigt!«, erklärte mir, sichtbar verlegen, ein Northeimer Geistlicher. »Wenn es nach mir ginge, würde diese unsittliche Schmiererei übermalt!« Dazu wird es hoffentlich nicht kommen!

Die »St. Christophorus«-Kirche hat eine lange Geschichte. Sie reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Über einem der Füße des Christophorus, offenbar aber auf einer tieferen Schicht aufgetragen, findet sich in rotbrauner Farbe ... ein Weihekreuz. Ob es von den Erbauern des Sakralbaus, also vor rund einem Jahrtausend, angebracht wurde?

Weihekreuze wurden in den ältesten und geheimnisvollsten Gotteshäusern entdeckt. Zu den mysteriösesten Kirchen überhaupt darf man die Rundkirchen von Bornholm zählen. In  Bornholmer Rundkirchen, nämlich in der Nylars Kirche und in der Ny Kirke, wurden auf die Innenwände der Rundschiffe je ein Weihekreuz gemalt. Eine Heimatforscherin von Bornholm: »Diese Weihekreuze hatten durchaus magische Bedeutung! Sie sollten wie ein Amulett Böse fernhalten!« Böse? »Unsere runden Kirchen wurden ja als Wehrkirchen angelegt!«, erklärte mir die dänische Pädagogin. »Ständig musste mit Überfällen gerechnet werden. Die Menschen verschanzten sich dann in den Rundbauten, die effektiv zu verteidigen waren!«

Aber nicht nur vor »räuberischen Banden« hatten die Menschen damals Angst, sondern auch vor »feindlichen Truppen« und vor »Mächten der Finsternis, vor Satan und seinen Heerscharen!« Glaubte man, dass ein aufgemaltes Kreuz den leibhaftigen Teufel und sein Gefolge abhalten würden?

Die Füße des Riesen - Foto: W-J.Langbein

Das älteste Weihekreuz wurde meines Wissens in Portugal um das Jahr 1100 in das Mauerwerk der Kathedrale von Coimbra geritzt. Häufiger allerdings wurden Weihekreuze nicht auf Mauerwerk aufgetragen oder im Mauerwerk eingeritzt, sondern auf Deckplatten von Altären gemalt.

Prof. Hans Schindler-Bellamy, Archäologe aus Wien, erklärte mir im Interview: »Weihekreuze gehen auf sehr viel ältere magische Symbole aus vorchristlichen Zeiten zurück! Ihre ursprüngliche Bedeutung kennen wir nicht mehr. Wahrscheinlich sollten die vier Himmelsrichtungen dargestellt werden, also die gesamte Welt. Weihekreuze waren auch bei den Tempelrittern in Gebrauch, deren geheimes esoterisches Wissen bis heute auch nicht einmal im Ansatz bekannt ist. Bis zur Reformation war das Weihekreuz auch bei den Päpsten in Gebrauch, als »Hoheitszeichen«. Seither ist auch unter  dem Namen »Papstkreuz« bekannt.

So stehe ich vor dem vielleicht ältesten Stück Malerei in der »St. »Christophorus-Kirche« zu Wilschdorf, das vor fast einem Jahrtausend an das Gemäuer der kleinen Kirche gepinselt wurde. Ist es ein Zufall, dass man just dort den Heiligen Christophorus verewigte ... und eine doch aus heidnischen Überlieferungen bekannte Nixe mit Fischschwanz? Verbirgt sich hinter der »Nixe« die Erinnerung an Göttinnen aus Zeiten lange vor dem Christentum?

Aus der guten Göttin mag im Christentum die böse, verführerische Nixe geworden sein, die selbst den Frömmsten in Versuchung führen kann. Malte man sie als Abschreckung an Kirchenwände? Sollte den frühen Christen vor Augen geführt werden, dass die – im Volksglauben immer noch starke Göttin aus uralten Zeiten – für den frommen Christen als Symbol der verwerflichsten Sündhaftigkeit zu gelten hatte?

Stolze 3 Meter und 70 Zentimeter misst der Christophorus in der kleinen Kirche zu Wilschdorf, von den Füßen bis zum mächtigen Haupt. Kopf und mächtiger Stab des Riesen sind im Verlauf der Jahrhunderte arg verwaschen. Auch das Jesuskind mit seinem Heiligenschein ist auf der Schulter des Giganten kaum noch zu erkennen. Und ein Großteil des Christophorus befindet sich hinter der Rückwand der Empore.

Wilschdorf - Der Heilige Riese
mit dem Jesuskind
auf der Schulter
Foto: W-J.Langbein 
Wenn wir der Spur des Christophorus folgen, so führt sie uns in die Türkei. Bereits anno 454 soll in Chalkedon, dem heutigen Stadtteil Kadiköy in Ístanbul, dem Christophorus eine Kirche geweiht worden sein. Vermutlich ist Christophorus, der heute die Autofahrer beschützen soll, ein alter Gott aus heidnischen Zeiten im christlichen Gewand. Christophorus soll ein menschenfressendes, hundsköpfiges Monster gewesen sein. Durch die auf »wundersame Weise erhaltene Taufe« wurde aus dem stummen Riesen namens Probus oder Reprobus Christophorus, ein wortgewandter Missionar für den christlichen Glauben, der mit großem Erfolg Heiden zum Christentum bekehrte.


In Lykien verstand Christophorus die fremde Sprache der Menschen nicht. Er betete verzweifelt zu Gott, schon beherrschte er die Sprache Lykiens und predigte mit großem Erfolg. Allerdings mussten die so für den neuen Glauben gewonnenen Menschen erst noch bitter büßen. Sie wurden auf Geheiß des Herrschers gemartert und getötet.

Befremdlich wirkt auf mich, dass die Bekehrung zum »wahren Glauben« den von Christophorus Getauften Schmerz und Tod brachte. Geradezu genüsslich wird in alten Legenden beschrieben, dass vom heidnischen König ausgesandte Truppen den Riesen nicht überwältigen, geschweige denn töten konnten. Stattdessen wurden die hartgesottenen Soldaten selbst bekehrt ... und zur Strafe vom König zum Tod verurteilt.

Ob es einen historischen Christophorus gegeben hat? Wahrscheinlich eher nicht. »Christophorus« war ursprünglich ein Ehrentitel für Märtyrer, die ihr Leben für den neuen christlichen Glauben gelassen haben. Christophorus selbst soll ja auch als Märtyrer gestorben sein. Der Legende nach wirkte er nach seinem Tod noch ein Wunder. Er soll jenen König, der ihn töten ließ, von Blindheit geheilt haben. Vor seiner Hinrichtung riet Christophorus dem hasserfüllten König, sich nach seiner Enthauptung ein Gemisch aus seinem Blut und Erde auf die Augen zu schmieren. Der Monarch tat das, wurde wieder sehend ... und ließ sich der Legende nach taufen.

Wilschdorf - Blasende Nixe
zwischen den Füßen des Riesen - Foto: W-J. Langbein

Der Ursprung der Christophorus-Legende ist so alt nicht. Im 13. Jahrhundert taucht sie in der berühmten »Legenda Aurea« des Jacobus de Voragine und einem Hymnus des Mailänders Origo Scaccabarozzi auf. Ein Zehn-Meter-Riese sucht den mächtigsten Herrscher der Welt. Schließlich gelangt er, nach einigen Suchen, an einen Fluss. Dort verdingt er sich als Fährmann ohne Boot. Dank seiner gewaltigen Körpergröße kann er den Fluss durchwaten und Menschen ans andere Ufer tragen. So scheint es eine seiner leichtesten Aufgaben zu sein, ein kleines Kind ans andere Ufer zu bringen. Doch unter dem schier unendlichen Gewicht droht Christophorus fast zu ertrinken. Sein kleiner Passagier gibt sich zu erkennen. «Mehr als die Welt hast du getragen«, soll das Kind zu ihm gesagt haben. Und weiter: »Der Herr, der die Welt erschaffen hat, war deine Bürde!« Das Jesuskind selbst drückte den unendlich starken Riesen unter Wasser ... und taufte ihn.


Der Riese in der Dorfkirche II,
Teil 201 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein,                                                                                              
erscheint am 24.11.2013



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Mollath-Anwalt Gerhard Strate über Psychiater Hans-Ludwig Kröber:

»Wenn das Gedächtnis nachgibt, sollte man die Akten heranziehen«


Das Konzept der Transparenz, das Rechtsanwalt Dr. Gerhard Strate durch die Veröffentlichung von bisher bereits 78 teils umfangreichen Dokumenten zum Fall Gustl Mollath auf seiner Website strate.net verfolgt, findet nun seine konsequente Fortsetzung: Das heute unter dem unspektakulären Titel »Anmerkung der Verteidigung« online gestellte Dokument beschäftigt sich mit dem Wirken des Psychiaters Hans-Ludwig Kröber, dessen Mollath-Gutachten aus dem Jahre 2008 bereits nach seiner Veröffentlichung auf strate.net im letzten August für allgemeines Kopfschütteln gesorgt hatte [unser Blog berichtete]: Ein nachlässiger, ohne richtige Aktenkenntnis und ohne persönliche Begutachtung erstellter Abriss dieser Art genügt also, einen Menschen mitten in Deutschland in der Psychiatrie festzuhalten? – Dass Hans-Ludwig Kröber nicht »irgendein Psychiater« ist, sondern zu den »Stars« seines Faches zählt, macht die Sache nicht besser: Ein allgemeines Unwohlsein breitet sich aus und lässt mehr und mehr Menschen Fragen nach Sinn und Unsinn psychiatrischer Begutachtungen stellen.

Mit seinen Anmerkungen dazu legt Gerhard Strate den Finger erneut in die Wunde und setzt die dumpfen Verhältnisse einer hanseatischen, erfrischend steifen Brise aus: Detailliert zieht er die Halbwahrheiten des Stargutachters ans Licht und lässt der selbstsüchtigen Altersmilde, mit der Kröber sein eigenes Werk in der Rückschau zu betrachten scheint, keine Chance. Der Aussage Kröbers:

»Als Herr Mollath dem Unterzeichner, der ihn 2008 in Straubing um ein Untersuchungsgespräch bat, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen eben dies verweigerte, ‚weil er schon ein schlechtes Gefühl hatte‘ und weil er ‚dem Gutachter keine Argumente liefern wollte‘, wie er jetzt sagt – hätten es da Anstand oder Berufsehre geboten, eine Gutachtenerstattung zu verweigern? Keineswegs.« [»Anmerkung der Verteidigung«, S.3]  

stellt Strate ein Zitat aus dem Gutachten des Friedemann Pfäfflin gegenüber, in welchem es heißt:

»Zunächst fragte ich Herrn M., ob ihm mein Besuch angekündigt worden war, was er bestätigte. Bevor ich ihn jedoch über seine Rechte in einer Begutachtungssituation aufklären konnte, thematisierte er, dass er an der vorausgegangenen Begutachtung durch Prof. Kröber nicht aktiv mitgewirkt hatte. Er begründete dies damit, dass er zuvor Einblick in seine Krankenakte nehmen wollte, um dort evtl. falsch dargestellte Dinge richtigzustellen. Er war auf Prof. Kröber als Gutachter gekommen, weil er in der Zeitschrift Strafverteidiger einen Aufsatz von ihm aus dem Jahr 1999 gelesen hatte, in dem beschrieben wurde, wie man ein ordentliches Gutachten macht, was schon damit anfange, dass man sich rechtzeitig beim Probanden anmeldet. Herr M. wurde aber ohne vorherige Ankündigung an einem Tag, als Prof. Kröber noch jemand anderen in Bayreuth untersuchte, um halb sechs aufgerufen und hatte gleich ein ‚Bauchgefühl, wie geht das schon los‘. Er schrieb dann einen Brief, den er dem Mitpatienten zur Übergabe an Prof. Kröber zuleitete und worin er begründete, dass er sich nicht untersuchen lassen wolle.« [S.3]

Sodann konfrontiert der Mollath-Anwalt Kröber mit dessen eigenem Anspruch, Untersuchungen nur nach Vorankündigung und mit solider Aktenkenntnis vorzunehmen.


Medizin aus der Strafprozessordnung


Auch gegen die Krankheit der Ausrede kennt Strate ein solides Rezept: Kröbers Behauptung, ein einmal angenommener Gutachtenauftrag könne nicht einfach zurückgegeben werden, kuriert er locker mit wirksamer Medizin aus der Strafprozessordnung, deren § 76 derartige Fälle regelt:

»(1) Dieselben Gründe, die einen Zeugen berechtigen, das Zeugnis zu verweigern, berechtigen einen Sachverständigen zur Verweigerung des Gutachtens. Auch aus anderen Gründen kann ein Sachverständiger von der Verpflichtung zur Erstattung des Gutachtens entbunden werden.« [S.5]

Niemand, so Strate, könne von einem Gericht gezwungen werden, die Regeln der Kunst seines Fachs zu vernachlässigen.

Ob fehlerhafte biografische Angaben zu Gustl Mollath oder eine fatal falsche Wiedergabe von Urteilsgründen – die »Anmerkungen« Gerhard Strates dazu dürften Hans-Ludwig Kröber nunmehr zehn schlaflose Nächte bereiten: Am 26. November 2013 um 19.00 Uhr nämlich wird er an der Universität Potsdam (Campus Griebnitzsee, Hörsaal 05) auf seinen Kontrahenten treffen und mit Gerhard Strate unter der Diskussionsleitung von Prof. Dr. Andreas Mosbacher (Richter am BGH) den »Fall Mollath und die Folgen« diskutieren. Ob Kröber sich dies vor ein paar Monaten schon hätte träumen lassen, als er, unfassbar rücksichtslos und widerwärtig hemdsärmelig, noch für September seinen Vortrag »Unser Gustl: Realität, Wahn, Justiz und Medien« ankündigte?

 
Mit der Veröffentlichung seiner »Anmerkung der Verteidigung« wirft Gerhard Strate ein grelles Licht auf die Umtriebe des Starpsychiaters, für das ihm höchste Anerkennung gebührt. Dies werden sicher auch jene voreiligen Twitter-Nutzer einsehen, deren Verfolgungseifer sich in den letzten Tagen verstärkt der Person Strates zuwandte:

Quelle auf Twitter

Sie mögen sich damit trösten, dass das Netz über eine ausreichende Anzahl dunkler Ecken verfügt, in denen sie sich nun ausgiebig schämen dürfen.


Update 17. November 2013:

Dr. Gerhard Strate hat nun nachgelegt und das BLITZLICHT Aktengutachten von Hans-Ludwig Kröber im Original auf seiner Website veröffentlicht.

Eine ergänzende kritische Analyse von Dr. Rudolf Sponsel findet sich hier.


Buchneuerscheinung am 1. Dezember 2014:

Gerhard Strate
»Der Fall Mollath – Vom Versagen der Justiz und Psychiatrie«

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Dringende Leseempfehlung: 
Anmerkung der Verteidigung
Nachtrag zur Anmerkung der Verteidigung
Kritische Analyse von Dr. Rudolf Sponsel

(Ursula Prem)



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Freitag, 15. November 2013

Die Krankheit des Anderen

Ursula Prem
Freitagskolumne von Ursula Prem

Nichts unterliegt so sehr dem Zeitgeist wie die Frage, ob ein Mensch als normal zu gelten oder einen an der Waffel hat. Generationen von Priestern, Inquisitoren, Sektenführern und Folterknechten, aber auch Philo-, Theo-, Anthro- und sonstige Sophen sowie, in jüngeren Zeiten, Pädagogen, Psychologen und Psychiater arbeiteten sich bislang erfolglos an einem Problem ab, dessen sinnfreie Lösung stets im Auge des Betrachters liegt. Normal oder seltsam, besessen oder heilig, krank oder gesund: Das Thema scheidet nicht nur die Geister, sondern ist eines der letzten gesellschaftlich anerkannten Einfallstore der Subjektivität in einer nach Maß, Zahl und Regel scheinbar geordneten Welt.

Das menschliche Bedürfnis nach Religiosität scheint hier seinen praktischen Ausdruck gefunden zu haben: Die verzweifelte Suche nach der Geisteskrankheit des Anderen ist immer auch der ängstliche Wunsch nach Bestätigung des persönlichen Heilsweges. Kann es einen besseren Ablass für eigene krause Gedanken geben, als das (möglichst psychiatrisch bestätigte) Irresein des Mitmenschen?


»Normal« ist der Wahn der Mehrheit

Dabei ist es die jeweils vorherrschende gesellschaftliche Übereinkunft, die über die jeweilige Einpassbarkeit des Individuums in das große Ganze und damit über seine »Normalität« entscheidet. Zogen Zweifel an der Jungfräulichkeit Marias im Mittelalter noch peinliche Befragungen durch theologisch geschultes Fachpersonal mit Folterlizenz nach sich, sieht man ein derartiges Sakrileg heute zumindest hierzulande weniger eng. Ist die allgemeine Tötungshemmung gegenüber Artgenossen in Friedenszeiten eine notwendige Voraussetzung für das menschliche Zusammenleben, führt eine derartige Neigung zur Sentimentalität in Zeiten des Krieges schnell vor das Standgericht. Galt der Gebrauch von Verhütungsmitteln noch vor fünfzig Jahren als sicheres Zeichen von Verderbtheit, macht sich heute der sexuellen Verklemmtheit verdächtig, wer die Segnungen der Pille nicht ab dem zwölften Lebensjahr konsequent nutzt.

Dabei sind die Übergänge des einen allgemeinen Wahns in den nächsten durchaus fließend: Bis vor wenigen Wochen regierte in Bayern mit Beate Merk eine Justizministerin, die noch 2006 allen Ernstes eine bundesweite Verschärfung des Blasphemieparagrafen gefordert hatte, während sie 2012 öffentlich über die angebliche psychische Erkrankung des ihr persönlich unbekannten Gustl Mollath spekulierte: der Splitter im Auge des Anderen?


Therapeutensprech für Hobbypsychologen

Wer die allgemeine Sprachentwicklung aufmerksam beobachtet, dem ist längst aufgefallen, dass die Formen im Alltag üblicher Beleidigungen sich verändert haben: Wer früher formvollendet als »dumme Sau« tituliert worden wäre, ist heute »voll der Psycho«. Der »komische Heini« von anno dunnemals ist in den Augen von Millionen marodierender Hobbypsychologen schnell »dringend therapiebedürftig«. Der »Zappelphilipp« mutierte klammheimlich zum »ADHS-Patienten«, der »nervige Verehrer« zum »gestörten Stalker«. Hieraus ergibt sich die Frage: Wie viel Gestörtheit der Anderen brauchen wir eigentlich für die eigene Psychohygiene?

»Dem ist doch voll ins Hirn geschissen!«, heißt es denn auch schnell mal, wenn jemand nicht wunschgemäß spurt: Das Gehirn als Zentrum des geistigen Lebens scheint der einzig mögliche Angriffspunkt zu sein, wenn es gilt, den anderen plattzumachen. Wozu auch greifbare Argumente herauskramen, wenn das Totschlagsargument des angeblich desolaten psychischen Zustands des Gegners einfach immer funktioniert?

Dass in diesem bedauernswerten geistigen Klima die Psychobranche wächst und gedeiht, braucht uns nicht zu wundern: Wir selbst liefern den Dung, auf dem die giftigsten Blumen blühen. »Sie sollten sich mal untersuchen lassen!«, lautet denn auch schnell die Forderung, wenn das Hemd der eigenen Argumente kaum noch bis zum Bauchnabel reicht.


»Sie blödes Arschloch!«

Dass die Gesellschaft hiermit einer Branche in die Hände spielt, deren Umtriebe ihr mehr und mehr auf die Füße fallen, ist den wenigsten Menschen bewusst: Bereits heute sind die Erfolgsaussichten sehr gut, wenn es gilt, den Gegner bei den zuständigen Behörden anzuschwärzen und zumindest seine »psychologische Begutachtung« zu verlangen: Von diesem direkten Angriff auf seine menschliche Integrität wird er sich nur schwer erholen, besonders dann, wenn es gelingt, in der Folge auch noch einen »Psychiater hinzuziehen« zu lassen.

Kehren wir deshalb zurück zu den bewährten Formen der Beleidigung: Ein deftiges »Du dummes Schwein!« macht dem Herzen Luft, ruft allenfalls den Tierarzt auf den Plan und wird keinen weiteren Schaden anrichten. Auch die manchmal als fantasielos verschriene Floskel »Sie blödes Arschloch!« lässt dem Gegner zumindest so viel Daseinsberechtigung, dass er nicht an seinem Wesenskern zweifeln muss und sich schnell wieder beruhigt haben dürfte: Zeigen wir durch die Wahl solcher Waffen, dass wir faire Gegenspieler sind, denen an der vollständigen Vernichtung des Kontrahenten auch dann nicht gelegen ist, wenn wir argumentativ gerade mal kein Bein auf den Boden bekommen.



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Montag, 11. November 2013

Fido Buchwichtel und die Astronautengötter

Hallo liebe Leute!
Montag ist ein guter Tag, 
denn dann bringt Euch
Fido Buchwichtel 
den Bestseller der Woche
aus dem Wichtelland.

Liebe Menschen, könnt Ihr Euch noch erinnern, wer der erste Mensch auf dem Mond war? Richtig! Neil Armstrong betrat am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Erdtrabanten. Wisst Ihr denn auch, wer die letzten Menschen waren, die den Mond betreten haben? Jetzt müsst Ihr sicher nachdenken. Nun, ich will Euch gerne weiterhelfen, es waren Eugene Cernan und Harrison Schmitt, die am 11. Dezember 1972 die Mondfähre von Apollo 17 verließen, um einen Ausflug auf der lebensfeindlichen Oberfläche zu machen. In dem Zeitraum von 1969 bis 1972 haben sich insgesamt zwölf Menschen auf den Mond gewagt.

Gerne und genau erinnere ich mich noch an meinen Uropa mütterlicherseits, der seinerzeit begeistert war, als er von diesen Ereignissen aus der Welt der Menschen erfahren hatte. Ich weiß es noch genau. Damals war ich ein junger Wichtel und mein Sinn strebte allerlei Abenteuern zu. Mein Uropa Fridolin war auch aus diesem Wichtelholz geschnitzt. Wir schlichen damals zusammen aus dem schützenden Wald hin zu der Menschensiedlung. Hangelten uns an Stühlen und Tischen hoch zu den Fenstern, um von den Fensterbänken aus einen Blick auf die Fernseher der Menschen zu richten. Das war nicht ganz ungefährlich. Uropa hatte damals schon das Reißen in seinen Knöchsken, aber das hat ihn nicht abgehalten, mit mir das große Abenteuer zu suchen.

Damals gab es ja bei Euch Menschen noch nicht so viele Fernsehprogramme. Gut zwei Jahre vorher, am 25. August 1967, wurde erstmals in Deutschland eine Fernsehsendung in Farbe ausgestrahlt. Die neuen Geräte waren nicht ganz billig. In dem Wohnzimmer der Menschenfamilie, bei der mein Uropi und ich die erste Mondlandung quasi als Schwarzseher verfolgten, stand leider eine alte Glotze. So habe ich die entscheidenden Momente nur als Schwarz/Weißaufnahme in Erinnerung.

Als wir, noch völlig aufgeregt durch dieses Ereignis, den Rückweg beschritten, sagte mein Uropi Fridolin zu mir: »Fido mein Junge, vielleicht … kamen schon ganz ganz früh Fremde aus dem All zur Erde ...« und wie heute weiß ich noch genau, wie Uropi weiter ausführte: »Es soll sogar Wichtel-Überlieferungen geben, in denen von Wichteln aus dem All die Rede ist ...«


Das ist bis heute eine spannende Überlegung. Zumal in vielen Überlieferungen alter Hochkulturen davon die Rede ist, dass in grauer Vorzeit Götter von den Sternen zur Erde kamen. Mein Lieblingsautor Walter-Jörg Langbein hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. In Astronautengötter prüft und vergleicht er die alten Texte und die rätselhafte Spur der »Götter« von ihrer ersten Ankunft bis zu ihrer vermutlichen Wiederkehr. Nun ist die Printausgabe des Werkes schon lange vergriffen. Darum wurde es jetzt als E-Book herausgebracht und ist in der Neuauflage erhältlich!

Das ist doch mal eine tolle Nachricht! Da bleibt mir nur noch eins! Euch zuzurufen:
der Bestseller der Woche aus dem Wichtelland.
Kaufen! Lesen! Weiterempfehlen!

Und denkt daran: die 13 ist keine Glückszahl, also passt auf, dass keiner von Euch auf den Mond geschossen wird!

In diesem Sinne winke winke Euer

Fido Buchwichtel





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Sonntag, 10. November 2013

199 »Der Spuk von Gangaikondacholapuram«

Teil 199 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von Walter-Jörg Langbein


Ort des Spukgeschehens
Foto: Jungpionier
»Das monströse Wesen war riesig groß, etwa wie ein mächtiger Elefantenbulle. Es hatte auch die Stoßzähne und den Rüssel eines Elefanten. Mächtige Hörner wuchsen aus dem massigen Schädel, die so gar nicht zu einem Elefanten passten. Der Leib glich dem eines Löwen mit stolzer Mähne, aber auch einem kingkongartigen Riesenaffen.

War die Kreatur aus dem heiligen Tempel von Gangaikondacholapuram gekommen? Fast sah es so aus. Man munkelte ja schon seit vielen Jahrhunderten davon, dass in den Kellern des sakralen Bauwerks Unheimliches geschehe. Sollten dort monströse Wesen gefangen gehalten werden? War jetzt so ein Ungeheuer entwichen?

Das Furcht einflößende Tier setzte Pfote vor Pfote. Sein mächtiger Leib schien die Erde erzittern zu lassen. Heiße Luft umwaberte das Wesen, das es in der Natur nicht geben kann, ließ seine Konturen verschwimmen ... Fast kam es mir vor, als würde mich das hässliche Wesen mit gewaltigen Glotzaugen hypnotisierend anstarren! Es kam aus Richtung des majestätischen Tempels auf mich zu. Die Bedrohung wuchs spürbar!«


Auch als er mir Jahre nach dem beängstigenden Ereignis  von seinem mysteriösen Erlebnis berichtete fühlte sich Dr. K.* unbehaglich. Der damals 44-jährige Chemiker aus Brandenburg hatte die Ruinen von Gangaikondacholapuram besucht, in der Hoffnung, noch etwas vom einstigen Glanz der uralten Metropole erahnen zu können. Seine Enttäuschung vor Ort war dann doch groß. Zu sehen gab es im ärmlichen Dörfchen nicht viel Imposantes.


Kam das Monster
aus dem Tempelturm?
Foto: Benjamín Preciado
Zur Historie: 1022/23 hat der König der Chola, Rajendra I, eine zweite Hauptstadt aus dem Boden stampfen lassen, etwa sechzig Kilometer nördlich von Thanjavur. Wie in Thanjavur wurde ein Tempel zu Ehren Shivas geschaffen, allerdings kleiner und nicht ganz so wuchtig, sozusagen als Dependance der eigentlichen Hauptstadt.

Dieser Shiva-Tempel ist heute das einzige Bauwerk, das von der einst stolzen Metropole übrig geblieben ist. Von den übrigen sakralen und weltlichen Bauten sind nur Mauerreste erhalten geblieben. Einheimische wie fremde Machthaber schleppten unvorstellbare Massen an Stein aus den Ruinen. So wirkt der Vimana-Turm heute wohl imposanter als vor rund 1.000 Jahren, als ihm ähnliche Bauten den Rang streitig gemacht haben. Vor einem Jahrtausend war er in eine prachtvolle Silhouette integriert, heute ragt er als Solist in den Himmel. Das architektonische Orchester um ihn herum ist verschwunden.

Der Vimana-Turm ist Teil des Tempelkomplexes. Das dreistöckige Gebäude wirkte einst wie eine Burg, umgeben von einer mächtigen Monstermauer. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die gewaltige Verteidigungsanlage von den zivilisierten Engländern als Steinbruch genutzt und weitestgehend abgetragen. Die Briten benötigten sehr viel Baumaterial für einen Damm. Zum Glück ließen sie den eigentlichen Tempel stehen.

Es soll allerdings noch eine nicht erforschte unterirdische Welt geben: Kellerräume, Archive, Gänge, vielleicht sogar unterirdische Tempel. In der wissenschaftlichen Literatur konnte ich keine Informationen über Ausgrabungen finden. Vor Ort bekam ich immer wieder Hinweise auf verborgene Bibliotheken altindischer heiliger Bücher, die seit Jahrtausenden von auserwählten Eingeweihten gehütet werden. Die uralten Schriftzeichen könne niemand mehr lesen ...

Erhalten blieb auch Shivas riesiges Reittier in Stein. Nandi, ein Buckelstier, führt Shivas himmlischen Hofstaat an. Einst saß so ein Nandi vor jedem der zahlreichen Shiva-Tempel – als respektierter Wächter. Ich habe mir vor Ort sagen lassen, dass es in Indien einige Tempel gibt, in denen Nandi geradezu als »Gottheit« verehrt wird. Dort hütet Nandi nicht den Tempel, dort residiert er selbst im Allerheiligsten. Vergleichbar mit katholischen Heiligen ist Nandi für alle vierbeinigen Tiere zuständig ... und Hüter der vier Ecken der Welt.

Typisches Beispiel einer Nandi-Statue (Lepakshi) - Foto: Maheshkhanna 

In Gangaikondacholapuram blickt der steinerne Nandi erwartungsvoll Richtung Vimana-Turm ... als ob er erwartet, dass das Vimana-Vehikel gen Himmel abhebt. Ich fragte Dr. Franz K.* vorsichtig: »Ob Sie die steinerne Nandi-Statue mit diesem mysteriösen Monster verwechselt haben?« Dr. K. reagierte genervt: »Ich habe keine steinerne Statue gesehen, sondern ein Furcht einflößendes Etwas, das sich bewegte und auf vier mächtigen, mit scharfen Krallen versehenen Tatzen auf mich zukam! Es schien zu leben. Andererseits ... Nach Fleisch und Blut sah es nicht aus, eher nach  etwas fast Gasförmigem.« Dr. K. lachte: »Wenn mir dieses Etwas um Mitternacht begegnet wäre ... dann hätte ich es für eine Spukerscheinung gehalten!« Mit einem Nandi habe das Wesen auf keinen Fall auch nur geringste Ähnlichkeit gehabt. »Nandi-Statuen  zeigen ein starkes, großes, aber doch freundliches und mildes Wesen.«

Nandi wurde von keinem Geringeren als Kashyapa gezeugt, vom mächtigen Schöpfergott. Seine Mutter Surabhi, die »Urkuh«, ist eine der ältesten Muttergöttinnen. Sie ist auch heute noch hoch geachtet – als »Wunscherfüllerin«. So mancher Hindu betet zu Surabhi ... wie der fromme Katholik zur Mutter Jesu, zu Maria. Im Volksglauben ist Maria längst zu einer Art Himmelsgöttin geworden, die von den Muttergottheiten aus heidnischen Zeiten kaum noch zu unterscheiden ist! Als Verkörperung der Muttergöttin genießt auch heute noch in Indien jede lebende Kuh große Verehrung. Ich erinnerte meinen Gesprächspartner an sein Erlebnis.


Dr. K.*: »Diese Kreatur war dreidimensional, bewegte sich, zeigte beängstigende Fratzen ... und es kam auf mich zu ... in der Mittagshitze von Gangaikondacholapuram. Am ehesten kann man als Vergleich ein Hologramm heranziehen. Die Erscheinung war nicht immer klar zu sehen. Sie verschwamm manchmal, zitterte, bewegte sich aber immer weiter auf mich zu.« Dr. K.* lachte. »Stellen Sie sich vor, vor Jahrtausenden wurde Indien von Wesen aus dem All besucht ... in Vimanas kamen sie aus dem Himmel herab. In den Augen der Menschen müssen das Götter gewesen sein. Stellen Sie sich vor ... diese Besucher zeigten den Menschen Hologramme. Das muss die Menschen in Angst und Schrecken versetzt haben, ihnen wie ein gespenstischer Spuk erschienen sein, aus einer übernatürlichen Welt!«

Wie ist Dr. K.s* Erlebnis zu erklären? Als geheimnisvolle Manifestation von geheimnisvollen Energien? Als Folge von zu viel Sonne oder Fantasie? Dr. Franz K. kam mir eher wie ein trockener Wissenschaftler vor, der keineswegs zu Fantastereien neigt.

Der Airavateshwarartempel
von Darasuram
Foto: W-J.Langbein
Ich staunte nicht schlecht, als ich den »Airavatesvara«- Tempel im Städtchen Darasuram, bei Kumbakonam gelegen, besichtigte. Das sakrale Hindu-Bauwerk wurde von Rajaraja Chola II im 12. Jahrhundert in Auftrag gegeben und finanziert. Es ist etwa  200 Jahre jünger als der »Gangaikondacholapuram«-Tempel. Bei meinem Besuch fiel mir sofort ein »Götterwagen« auf, der an die Vehikel erinnern soll, die offenbar vor Jahrtausenden zum Alltag des »Alten Indien« gehörten. Er wird, in Stein gehauen, von göttlichen Tieren gezogen.

In wissenschaftlichen Abhandlungen aus dem »Alten Indien« sind uns unzählige Einzelheiten bekannt: Quecksilber soll ein Element des Antriebs gewesen sein. Jedes Vimana war mit unzähligen Apparaten ausgestattet. Da gab es Maschinen, die überprüften, ob am Himmelsvehikel Verformungen aufgetreten waren. Andere Apparate ermöglichten es, weit entfernte Objekte deutlich sichtbar zu machen. Ein Spiegel zog Energie an. Die »Royal Sanskrit Library« von Mysore verfügt über die größte Sammlung altindischer heiliger Bücher.

Zu den edelsten Kostbarkeiten gehört der uralte Text »Vymaanika Shaastra«. Er handelt sehr technische Aspekte der Flugapparate der alten Götter ab. Da wird beispielsweise die Kleidung der Piloten beschrieben. Da wird berichtet, wie sie ausgebildet wurden. Ihre Flugrouten werden angegeben. Da werden die Metalle aufgelistet, die für die Flugmaschinen zu verwenden sind. Es werden verschiedene Antriebsarten miteinander verglichen, ihre Vor- und Nachteile erörtert. Schließlich werden diverse »Geheimnisse der Astronautik« aufgezählt.

Ein Beispiel: Der Kommunikation diente eine Vorrichtung mit der Bezeichnung »Parivesayantra«. Mit ihrer Hilfe war es möglich, sich von der Erde aus mit der Besatzung von Flugvehikeln am Himmel  zu unterhalten. Er kam auch zum Einsatz, wenn die Lenker verschiedener Flugwagen untereinander kommunizierten.

Der Flugwagen von Darasuram - Foto: W-J.Langbein

Im Epos »Mahabharata« (Kapitel 15, Verse 23 und 24) lesen wir: »Indem er dies zu der Göttin sagte und sich von ihr und den Weisen verabschiedete, ging er an Bord des Flugzeugs. Indem er die Elefanten, Pferde, Wagen und Waffen sowie mechanische Vorrichtungen zusammenholte, machte er sich auf den Weg.«

Ein Buch zu lesen, das genügt nicht, will man sich über die fantastische Geschichte Indiens ... man müsste sich durch Tausende von Heiligen Büchern wühlen, die selbst Experten nicht zu kennen scheinen. Doch zurück nach Indien ...

Ich untersuche den »Flugwagen« des »Airavatesvara«-Tempels. Ob es technisch interpretierbare Darstellungen gibt ... am »Flugwagen« selbst, in Nebengebäuden des Tempels vielleicht? Auf einmal stehe ich vor seltsamen »Säulenheiligen« der besonderen Art. Die monströsen Wesen sind mit viel Liebe zum Detail in den Stein gemeißelt ... und sie erinnern in verblüffender Weise an die Kreatur, die Dr. K.* wie folgt beschrieben hat:


»Das monströse Wesen war riesig groß, etwa wie ein mächtiger Elefantenbulle. Es hatte auch die Stoßzähne und den Rüssel eines Elefanten. Mächtige Hörner wuchsen aus dem massigen Schädel, die so gar nicht zu einem Elefanten passten. Der Leib glich dem eines Löwen mit stolzer Mähne, aber auch einem kingkongartigen Riesenaffen.«

Ist das ein Zufall? Oder erlebte Dr. K.* so etwas wie einen Spuk ... eine Erscheinung, die schon im »Alten Indien« bekannt war ... vor Jahrhunderten, vielleicht schon vor Jahrtausenden? Dr. K.*: »So wie das Monster erschienen war, so löste es sich auch wieder in Nichts auf. Sie glauben mir nicht? Ich kann Ihnen nur versichern ... es war so!«

Monster aus Stein - Fotos: W-J.Langbein

Prof. Hans Schindler-Bellamy, Wien, erklärte mir im Interview: »Götter, Göttinnen und ›Monster‹ waren für die ›Alten Inder‹ Manifestationen höherer Wirklichkeiten, die mit der Logik nicht erklärt werden können! Da materialisierte sich Geist, da wurde sichtbar, was sonst unsichtbar ist!«

Die Vorstellung, ein Monsterwesen könnte sich bei hellem Tageslicht unweit eines heiligen Tempels aus dem Nichts materialisieren und wieder verschwinden, sie mutet fantastisch an. Wer sich aber mit der ältesten Geschichte Indiens beschäftigt, wird feststellen, dass sie wirklich fantastisch gewesen zu sein scheint ... Ob Dr. K.* so etwas wie eine Manifestation von etwas Unbegreiflichem erlebt hat? Oder wurde ihm für Momente der Blick in eine andere Realität gestattet? Nach unserem Verständnis war es so etwas wie ein Spuk.
Was war es wirklich?

*Name geändert

Der Riese in der Dorfkirche I,
Teil 200 der Serie
»Monstermauern, Mumien und Mysterien«                         
von 
Walter-Jörg Langbein,                                                                                               
erscheint am 17.11.2013

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